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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. Jaenner 2006; 18:03
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Justiz/Vollzug:

> Nur Geld fuer die Ausspeis

Das Christkind hatte beim Schenken im Gefaengnis keine grosse Auswahl --
ausser Geld fuer den justizeigenen Supermarkt war nicht viel moeglich.
Begruendung: Personalknappheit.


Auch dieses Jahr hatte es das Christkind schwer, Einlass bei den Toren des
Haef´ns zu finden. Womit durfte es 2005 hinein? "Ein Foto, vielleicht mit
einer persoenlichen Widmung. Oder einen Ring. Schmuck in beschraenktem Mass
geht auf jeden Fall", empfiehlt Michael Neider, fuer den Strafvollzug
zustaendiger Sektionschef im Justizministerium. Andere Praesente wuerden es
naemlich kaum in die Zelle schaffen -- selbst wenn der ambitionierteste
Weihnachtsmann am Werk waere.

Schuld daran ist die allgegenwaertige Drogenproblematik in den heimischen
Justizanstalten. "Suchtgift kann heutzutage ja praktisch in jedem Gegenstand
hinein transportiert werden. Deswegen sind wir bei dem, was den Gefangenen
gebracht werden darf, sehr, sehr rigide", verraet Neider.

Haeftlinge muessen somit auf Omas Weihnachtskekse oder den kleinen, von der
Liebsten geschmueckten Weihnachtsbaum in der Zelle verzichten. "Das koennte
alles praepariert sein. Und wir haben leider nicht ausreichend Personal, um
das alles eingehend zu kontrollieren", so der oberste Strafvollzugsbeamte.

Grundsaetzlich obliegt es den jeweiligen Anstaltsleitern, inwieweit sie
Geschenke zulassen. In Stein verfuegt mittlerweile fast jede Zelle ueber
einen Kuehlschrank, so dass unverdaechtige Lebensmittel, die keiner weiteren
Zubereitung beduerfen, dort kein grosses Problem darstellen. Vor allem Eier
sollen bei Haeftlingen sehr beliebt sein -- ein Appell an den Osterhasen,
sozusagen.

Frueher hatte generell jeder Haeftling drei Mal pro Jahr Anspruch auf ein so
genanntes Lebensmittelpaket: Zu Weihnachten, zu Ostern und zu seinem
Geburtstag. Inzwischen hat man die Quartalsregelung eingefuehrt. Wer in der
Justizanstalt Wien-Josefstadt einsitzt, hat sich allerdings zu frueh auf
Mamas selbst gebackenen Kuchen gefreut: Dort macht man Not gedrungen von der
gesetzlichen Moeglichkeit Gebrauch, die Insassen von Lebensmittellieferungen
von auswaerts auszuschliessen.

"Das wuerde ganz einfach unsere Kapazitaeten ueberfordern, bei unserem
Personalstand auch noch die ganzen Esspakete zu ueberwachen", ersucht Oberst
Peter Prechtl um Verstaendnis. Das auf 920 Haftplaetze angelegte
Gefangenenhaus weist bis zu 1.400 Insassen auf, da bleibe der Justizwache
dafuer einfach keine Zeit. "Wir sind daher dazu uebergegangen, dass den
Leuten vor Weihnachten mehr Geld geschickt werden kann. Davon koennen sie
dann bei unserem Kaufmann einkaufen", berichtet der Anstaltsleiter.

Ein Mal pro Woche hat der Haef'n-Laden - im Jargon "Ausspeis" genannt -
geoeffnet. Rund 250 Artikel umfasst das Sortiment.
(APA, RDB/bearb.)



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