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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. Jaenner 2006; 18:39
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Glosse:

Computer und die Vogelseuche

Es kam, wie es kommen musste. Die Komm-Zentrale schickte mir gleich ein paar
Spezialisten, um meine angeblichen Computerausfaelle zu ueberpruefen. Ich
hatte vorige Nacht Besuch und deshalb ein x-beliebiges Netz-Kabel
rausgerissen, um wenigstens einmal ungestoert zu sein, um nur einmal der
permanten Videoueberwachung zu entgehen, die mich Tag und Nacht
kontrolliert. Sie meinten, bei dem naechsten Zerstoerungsakt waere ich
geliefert. Alles geschehe nur zu meinem Besten. Bei dieser Gelegenheit
montierten sie gleich das neueste Modell, womit eine automatische Vernetzung
der ganzen Wohnung mit dem Hauptcomputer im Wohnzimmer erfolgen soll.
Beschwichtigend meinten sie, ich brauche doch nur etwas kooperativ zu sein.
Ich waere angeblich der einzige im ganzen Wohnblock, der die fuersorgliche
Betreuung der Komm-Zentrale sozusagen sabotiert haette, da ich die noetigen
Geraete entweder viel zu spaet oder gar nicht aktivieren wuerde. Deshalb sei
ich ein Unsicherheitsfaktor. Aber jetzt waere alles am neuesten Stand -
alles wuerde ab jetzt ueber Funk laufen, ab nun koennte kein zerschnittenes
Kabel den Kontakt zur Zentrale zerstoeren. Ich gab ihnen vollkommen
resigniert die alten Geraete und stand dann stumm herum, bis sie fertig
waren. Beim Rausgehen fluesterte mir einer der Spezialisten zu, sie wuerden
nur ihren Job tun.

Begonnen hatte dies alles vor Jahren mit der verdammten Vogelgrippe. Nachdem
auch im Wiener Raum mehr als fuenfhunderttausend Tote zu beklagen waren,
hatte das Militaer die Befehlsgewalt nicht nur ueber die Sicherheitswache,
sondern auch ueber saemtliche Gesundheitsorganisationen uebernommen. Es
wurde eine riesige Komm-Zentrale installiert, deren Aufgaben darin bestand,
alle- - und wirklich alle -- zu ueberwachen. Im Balkanraum hatte der Virus
zu Millionen Todesopfern gefuehrt -- unfassbare Fluechtlingsstroeme aus
Ost-Europa standen vor verschlossenen Grenzen. Die EU hatte dicht gemacht,
das Militaer hatte Schiessbefehl. Der Ausnahmezustand fuehrte dazu, dass die
anfangs zaghafte Computerueberwachung blitzschnell voll und ueberall - auch
im Wohnbereich -- installiert wurde. Wir alle wurden mit der Komm-Zentrale
kurzgeschlossen, sie konnte jede unserer Bewegungen ueberpruefen, jedes Wort
verstehen und sofort Massnahmen setzen. Vor diesem Problem steh` ich jetzt.
Die nunmehr voellig gleichgeschalteten Zeitungen schilderten sogar die
Vorzuege, die sich nach dem Ende der Vogelgrippe fuer uns alle durch diese
'Vernetzung' bieten wuerde. Zum Beispiel koennen die Computer der Eiskaesten
die vorhandenen Personen nach ihren Essgewohnheiten ueberpruefen, worauf sie
dann auch vollstaendig den Einkauf der Lebensmittel uebernehmen. Befriedigt
nehme ich zur Kenntnis, dass mir mein Eiskastencomputer ein Bier pro Tag
zubilligt.

Aber es wird noch luxorioeser, wie uns die Komm-Zentrale ueber Internet
mitteilt: Ab naechstem Jahr soll es die Moeglichkeit geben, sich ueber das
Internet eigene Kinder zuschicken zu lassen. Dabei werden einfach die
DNS-Proben der von der Zentrale ueberprueften Paerchen eingeschickt -- das
Kind wird mit der Post geliefert. Durch den Ausnahmezustand gibt es
natuerlich keine Wahlen, aber wie uns unser Computer mitteilt, sind soeben
Geraete entwickelt worden, die mit ihren Sensoren die Gefuehle beim
Computersehen messen koennen. Praktischerweise ersparen wir uns dadurch die
ganzen Wahlprozeduren, denn dieses Gefuehlsgeraet zeichnet unsere Grimassen
beim Bild eines beliebigen Politikers auf und schickt es sogleich an die
Zentrale zum Auswerten. Wer von den PolitikerInnen die meisten Plus-Punkte
beim Gefuehlsmessen erreicht, wird halt Kanzler werden und so weiter...

Nach diesen Verlautbarungen brauch' ich Ruhe und einen Ort, wo ich
ungestoert Nasen bohren und aehnliches tun kann und geh' aufs Klo. Kaum bin
ich fertig und damit etwas geruestet fuer die harte Computer-Welt in meiner
Wohnung, hoer' ich: 'Klopapier-Verbrauch zu hoch' und 'Klo putzen'.
Scheiss-Vogelgrippe -- oder?
*Fritz Pletzl*


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