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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 10. Jaenner 2006; 18:30
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Europa/Kommentar der Anderen:

> "Im Namen meiner gefallenen Genossen"

In einer Sitzung der Politischen Kommission der Parlamentarischen
Versammlung des Europarates am 14. Dezember in Paris wurde ein
Beschlussentwurf mit dem Titel »Ueber die Notwendigkeit der internationalen
Verurteilung der Verbrechen totalitaerer kommunistischer Regimes«
verabschiedet. Dieses »Dokument« soll der Parlamentarischen Versammlung, die
vom 23. bis 29. Januar zusammentreten wird, zur Beschlussfassung vorgelegt
werden. In dem Beschlussentwurf, der lediglich von einigen konservativen und
liberalen Abgeordneten unterzeichnet wurde, wird dazu aufgefordert, beim
Europarat und in allen Mitgliedslaendern des Europarates »Kommissionen zur
Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus« einzusetzen. Sie sollen die
Aufgabe haben, »Fakten zusammenzutragen und konkrete Massnahmen
vorzuschlagen«.

Dazu erklaert der griechische Widerstandskaempfer und Komponist Mikis
Theodorakis:

*

Der Europarat hat entschieden, die Geschichte abzuaendern. Sie zu verdrehen,
indem die Opfer mit den Taetern auf eine Stufe gestellt werden. Die Helden
mit den Verbrechern. Die Befreier mit den Besatzern und die Kommunisten mit
den Nazis.

Er ist der Meinung, dass die groessten Feinde der Nazis, also die
Kommunisten, Verbrecher seien und sogar gleichwertig mit ihnen. Und jetzt
ist er besorgt, und er beklagt sich, dass die Schergen Hitlers von der
internationalen Gemeinschaft verurteilt wurden, und dass gleiches noch nicht
mit den Kommunisten geschehen ist.

Aus diesem Grunde schlaegt er vor, diese Verurteilung jetzt durch die
Vollversammlung des Europarates vollziehen zu lassen.

Inzwischen macht er sich darueber Sorgen, dass »das oeffentliche Bewusstsein
fuer die von den diktatorischen kommunistischen Regimes begangenen
Verbrechen sehr unterentwickelt ist«. Und auch darueber,
dass »kommunistische Parteien immer noch legal und in einigen Laendern immer
noch aktiv sind und sich nicht von den Verbrechen distanziert haben«.

Mit anderen Worten, der Europarat verkuendet im voraus die Verfolgung von
Kommunisten in Europa, die noch keinen Widerruf geleistet haben, wie er
ihnen dereinst schon von den Henkern der Gestapo oder den Folterern auf der
KZ-Insel Makronisos abverlangt worden war. Vielleicht beschliessen sie
morgen, die kommunistischen Parteien zu verbieten.

Aber die Herren im Europarat sind nicht die ersten in ihrem Verlangen, die
von der Geschichte und den Voelkern verurteilten Methoden wiederaufleben zu
lassen. Ueber die Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch die USA, wie im
Irak, verliert der Europarat kein Wort, und ebensowenig ueber das
Folterlager von Guantánamo.

Europa ist zu einem Tummelplatz fuer die Flugzeuge der CIA geworden, die
beladen sind mit Menschen, die jeglicher Rechte beraubt wurden und die in
Spezialgefaengnisse in eben dieses Europa gebracht werden, um dort gefoltert
zu werden.

Vor dem Gericht der Geschichte, das eines Tages die unzaehligen Verbrechen
der USA von Vietnam bis Chile und von Suedamerika bis Irak verurteilen wird,
wird sich der Europarat wegen Tolerierung, wenn nicht gar Mitschuld
verantworten muessen.

Ungluecklicherweise bin ich heute gezwungen, eher im Namen der Toten als im
Namen der Lebenden zu sprechen. Im Namen meiner gefallenen kommunistischen
Genossen, derer, die die Gestapo kennengelernt haben, die Todeslager und die
Hinrichtungsplaetze erduldet haben, um den Nazismus auszuloeschen und die
Freiheit zum Sieg zu fuehren, habe ich diesen »Herren« lediglich ein Wort zu
sagen: SCHANDE!
(Ue.: Heike Schrader, junge Welt, 03.01.2006/gek.)

Quelle: http://www.kommunisten.at/article.php?story=20060102224444321



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