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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15. November 2005; 19:42
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NOe/Stadtentwicklung:
> Entwicklungskonzepte sind auch nur Papier
Es geht um die Umwidmung eines grossen Grundstuecks von 
"Baulandsondergebiet-Sport-Kultur und Bildungseinrichtung" auf 
"Bauland-Wohngebiet" fuer eine Reihenhausanlage an der Grenze zwischen Wien 
und NOe. 39.000 m2 sollen umgewidmet werden. Eigentuemer ist derzeit der 
OeGB, ein Verkauf ist offenbar im Laufen.
An der Grenze Purkersdorf-Wien, am "Hueberhaus" am Muehlberg in der Naehe 
der "Stadt des Kindes" ist derzeit etwas im Gang, was schon x-mal in 
Purkersdorf geschehen ist: Es wird -- ohne Arbeit oder Leistung -- aus 
Bodenbesitz viel, sehr viel Geld gemacht; und zwar ueber einen einfachen 
Beschluss der Gemeinde zur Umwidmung. Dadurch wird einmal ein neuer 
Riesenbau entstehen. Genau durch diese leistungslose Grund- und 
Kapitalverwertung wird der Wienerwald seit Jahrzehnten zubetoniert. Das 
Ganze wird dadurch nicht besser, dass in diesem Fall der Profiteur, der 
durch einen Gemeinderatschluss hier um viele Millionen Euro reicher werden 
soll, OeGB heisst. Und das Ganze wird auch dadurch nicht besser, dass der 
Platz nahe der Autobahn nicht wirklich toll ist. Gegen diese Verbauung hat 
sich eine Buergerinitiative gebildet, die vor allem auf die Verkehrsfolgen 
hinweist.
Bei der letzten und vorletzten Sitzung des Gemeinderats wurde die Umwidmung 
eingeleitet. Derzeit liegt diese Umwidmung zur Einsicht und Stellungsnahme 
auf der Stadtgemeinde (zu den Amtsstunden) noch bis 22.11. auf. Jede 
schriftliche Eingabe muss vom Gemeinderat bei der naechsten Sitzung --  
wahrscheinlich am 13.Dezember -- behandelt werden. Dann erfolgt ein 
Beschluss des Gemeinderates, der noch vom Land NOe bestaetigt werden muss.
In der Begruendung fuer die Vorgangsweise wird entwaffnend ehrlich 
argumentiert:
"Eine Revitalisierung des bestehenden Areals konnte trotz intensiver 
Bemuehungen nicht erreicht werden. Alternative Nutzungsmoeglichkeiten sind 
aufgrund der bestehenden Widmung und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, 
d.h. mangels der Bereitschaft passender Investoren, ebenfalls gescheitert. 
Die Nachfrage nach Wohnbauland ist sehr gross". Daraus wird dann abgeleitet, 
dass umgewidmet werden soll.
Wenn das Schule macht, dann kann ja im Wienerwald sehr leicht umgewidmet 
werden: Jeder der sein Haus verkaufen moechte und glaubt, zu wenig daraus zu 
erloesen, kann zur Begruendung einer hoeherwertigen Verbauung diese 
Argumentation woertlich abschreiben.
Jedenfalls kann aber der OeGB als Eigentuemer NICHT auf Verluste verweisen. 
Das Grundstueck wurde nicht teuer gekauft und Investitionen sind schon nicht 
mehr wahr. Denn: In "Purkersdorf - die Wienerwaldstadt von A bis Z" lese 
ich, dass das Hueberhaus 1930 von Gewerkschaftsmitgliedern selbst erbaut 
wurde und nach 1945 laengere Zeit die einzige zentrale Bildungsstaette fuer 
alle Teilgewerkschaften war, 1968 wurde es modernisiert und 1974 wurde es 
Ausbildungszentrum der allgemeinen Unfallverhuetungsanstalt. Seit Jahren ist 
es ungenutzt.
Es geht also um Abcashen aufgrund der Lage des Grundstueckes ohne jedwede 
Leistung. Ich glaube nicht, dass 10 zusaetzliche Millionen Euro vom OeGB 
z.B. fuer weitere Spekulationen der BAWAG verwendet wuerden, sondern sicher 
sinnvoll eingesetzt wuerden. ABER: Der Beispielcharakter in der 
Biosphaerenparkregion waere sehr negativ.
Eigenartigerweise ist in den aufliegenden Umwidmungsunterlagen der letzte 
Gemeinderatsbeschluss nur teilweise beruecksichtigt, und zwar in wichtigen 
Fragen unvollstaendig:
Im Beschluss hiess es: "Darueber hinaus beschliesst der Gemeinderat, dass 
eine endgueltige Umwidmung in Baulandwohngebiet abhaengig gemacht wird von 
der Errichtung eines oeffentlich zugaenglichen Kinderspielplatzes und 
Betreibung durch den kommenden Eigentuemer. Im Wettbewerbsverfahren ist 
darauf zu achten, dass eine Kinderbetreuungseinrichtung, die nicht von der 
Stadtgemeinde errichtet, finanziert oder betrieben wird, vorgesehen wird. 
Die Energieversorgung soll mit erneuerbarer Energie (z.B. Biomasse) 
erfolgen. Eine Verkehrsloesung, die die Benutzung oeffentlicher 
Verkehrsmittel erleichtert, ist zu pruefen".
Der Buergermeister wird es drehen und wenden koennen, wie er will: Dieser 
Beschluss haette in die nun aufliegenden Unterlagen Eingang finden muessen. 
Somit ist das Auflageverfahren, das schon einmal verschoben werden musste, 
allein deshalb fehlerhaft und wird wahrscheinlich allein deswegen neuerlich 
zu wiederholen sein.
Sehr schwerwiegend und mit weitreichenden Folgen ist auch der direkte 
Verstoss gegen das geltende Entwicklungskonzept:
Immerhin hat das Land NOe die Gemeinde Purkersdorf schon am 20. Juli in 
einem hoeflichen Brief auf das geltende Entwicklungskonzept aufmerksam 
gemacht: Bei dieser Umwidmung wuerde ein "Widerspruch zwischen 
Entwicklungskonzept und Flaechenwidmungsplan" entstehen.
Worum geht es: Weil dies allgemein vorgeschrieben ist, wurde 2002 auch in 
Purkersdorf ein "Entwicklungskonzept" gemacht, sozusagen "10 Gebote" fuer 
die Stadtplanung. Damals gab es noch keine absolute Mehrheit(1), und so 
konnten auch sinnvolle Dinge einfliessen, die wahrscheinlich heute nicht 
mehr moeglich waeren. Diese selbstgemachten "10 Gebote" sind beim Land NOe 
hinterlegt und sozusagen in Stein eingemeisselt:
Es steht dort u.a.: "Grundsaetze: Die Siedlungsentwicklung Purkersdorfs ist 
auf dem Prinzip der nachhaltigen Stadtentwicklung aufgebaut. Um 
Ueberbeanspruchungen der natuerlichen Ressourcen zu vermeiden, sind 
oekologische Grenzen anzuerkennen. Die Grenzen des Siedlungswachstums sind 
in Purkersdorf aufgrund der naturraeumlichen Beengtheiten erreicht und 
zwingen zur Siedlungsraumbegrenzung und zum sparsamen Umgang mit dem 
Bauland.
Bei 10 Millionen Euro ist aber so eine eindeutige Selbstbindung des 
Gemeinderats aus 2002 offensichtlich kein Problem. Der Buergermeister 
diktierte uebrigens nach dieser meiner Darstellung bei der letzten 
Gemeinderatssitzung aus dem Stegreif als Beschluss ins Protokoll: "Bis zur 
endgueltigen Entscheidung ueber die Widmung des Grundstueckes ist auch das 
Entwicklungskonzept anzupassen".
Dass diese Umwidmung gegen diverse andere von der Gemeinde Purkersdorf 
unterschriebene Abkommen wie etwa die Wienerwalddeklaration verstoesst, 
verwundert nicht, wenn schon gegen selbst aufgestellte Regeln verstossen 
wird.
*Josef Baum, Gemeinderat*
Liste Baum Purkersdorf (gek.)
Siehe auch http://www.purkersdorf-online.at/politik/gr1/ergeb04a.php
Kontakt zum Verfasser: Economic Regional Ecological Research, Kaiser 
Josef-Strasse 57/34, A-3002, Purkersdorf, 02231- 64759, 0664-1142298,
(1)Anm.d.Red.: Purkersdorf hat eine absolute SPOe-Mehrheit, BM ist 
Ex-Innenminister Karl Schloegl
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