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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. November 2005; 18:51
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Brasilien:
> Bewegung in der Linken
Die umfangreiche Korruptionsaffaere, in die Spitzenfunktionaere der 
Arbeiterpartei PT verwickelt sind, hat in der brasilianischen Linken wie ein 
Erdbeben gewirkt. Die politischen Druckwellen brechen sich innerhalb wie 
ausserhalb der PT.
Beim zweiten Wahlgang zum Parteivorsitz der PT Anfang Oktober erhielt der 
Kandidat der Linken, der ehemalige Buergermeister von Porto Alegre, Raul 
Pont, 48,4 Prozent der Stimmen und unterlag somit nur ganz knapp dem 
Kandidaten der "Mehrheitsstroemung ". Raul Pont wurde mittlerweile zum 
Generalsekretaer der Partei bestimmt, auch andere Repraesentanten der Linken 
uebernahmen Schluesselfunktionen . Die PT-Linke ist bemueht die 
Eigenstaendigkeit der Partei gegenueber der Regierung Lula und ihrer 
weitgehend neoliberalen Politik zu betonen. Ob dies gelingt und ob es zu 
realen Kurskorrekturen kommt, ist allerdings fraglich.
Historische Niederlage
Das Debakel der Regierung Lula ist in der Linken noch immer nicht gruendlich 
analysiert und aufgearbeitet. Es kann von einer " historischen Niederlage " 
gesprochen werden -- in ihrem Ausmass vergleichbar mit dem 
De-facto-Einschwenken des ANC in Suedafrika auf einen neokolonialen Kurs. In 
Brasilien wird inzwischen begonnen, Bilanz zu ziehen und es ist zu hoffen, 
dass die Enttaeueschung ueber das gescheiterte "Experiment Lula" nicht zu 
Passivitaet und Hoffnungslosigeit fuehrt.
Zulauf fuer die P-sol
Immer mehr Petistas verlieren den Glauben an die Reformfaehigkeit der Partei 
( Mitgliedsstand rund 800 000) und treten -- nach links-- aus. Im September 
wechselten Tausende zur P-sol (Partei Sozialismus und Freiheit). Mitte des 
Monats verliess eine Gruppe von 400 fuehrenden Mitgliedern der CUT, der MST 
und anderer sozialer Bewegungen die PT in Richtung P-sol. In Porto Alegre 
brach ein erhebliche Anzahl der PT- Mitglieder mit der Partei. Die P-sol 
verfuegt durch Uebertritte aus der PT mittlerweile ueber sieben 
Bundesparlamentsabgeordnete und ist auch im Senat, der zweiten Kammer, 
vertreten. Die P-sol ueberlegt, auch bei den Praesidentschaftswahlen im 
Herbst 2006 mit einem eigenen Kandidaten / einer eigenen Kandidatin ins 
Rennen zu gehen. Die P-sol sollte nicht idealisiert werden, sie ist aber 
sicher die wichtigste politische Organisation links von der Arbeiterpartei.
*Hermann Dworczak (gek.)*
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