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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. Oktober 2005; 17:22
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Deutschland:

> Hedge-Fonds versus Finanzmarktaufsicht

Die Regulierer sind die Boesen. Die Hedge-Fonds-Industrie reitet heftige
Attacken gegen die deutsche Finanzmarktaufsicht, die Hedge Fonds als
"schwarze Loecher" bezeichnet hat, weil sie keinerlei Kontrolle und
Regulierung unterliegen. "Die Aufsichtsbehoerden sollten mit Hedge-Fonds
reden. Dazu braucht man keine Regulierung", meinte etwa die Deutsche Bank.

Das ist ein lustiges Argument, wir uebertragen es ein bisschen: Die Polizei
soll mit Dieben reden, Gesetze braucht es nicht. Oder: Mit Schnellfahrern,
Falschparkern oder Fahrerfluechtlingen soll man reden, die
Strassenverkehrsordnung ist unnuetz. Deutschland macht sich seit laengerem
international fuer eine Kontrolle der rasant wachsenden Hedge-Fonds-Branche
stark, Grossbritannien und vor allem die USA haben sich aber mehrfach
dagegen ausgesprochen. Auch internationale Grossbanken lehnen eine
allgemeine Regulierung der Fonds ab. (1)

Was sind eigentlich Hedge-Fonds?

Hedge-Fonds sind Unternehmen mit dem Geschaeftszweck der Spekulation. Der
Hedge-Fonds-Begriff geht auf die Technik des Hedging (engl.: to hedge =
einhegen, umzaeunen) zurueck, mit der man ein anderes, zweites
Anlage-Investment gegen unwaegbare Risiken absichert (z.B. Wechselkurs- oder
Zinsaenderungsrisiken).

Hedge-Fonds unterscheiden sich von traditionellen Investment-Produkten wie
Aktien- oder Anleihen-Fonds primaer dadurch, dass sie alle Arten von
Finanzinstrumenten verwenden koennen - darunter auch Derivate wie Optionen
oder Futures (das sind eigentlich Wetten auf Kursentwicklungen in der
Zukunft).

Die moderne Hedge-Fond-Landschaft hat mit klassischem Hedging nur noch am
Rande zu tun. Hedge-Fonds sind heute eigenstaendige Anlageinstrumente mit
sehr unterschiedlichen Strategien und Risikoprofilen. Allen gemeinsam ist
der Anspruch, sowohl in steigenden als auch fallenden Maerkten Gewinne zu
erzielen. Hedge-Fonds-Manager setzen dabei auf eine Reihe von Anlageformen
und Techniken, darunter Finanz-Derivate, Leerverkauf von Wertpapieren oder
Arbitrage-Techniken.

Die Mehrheit der Hedge-Fonds sind ihrer Rechtsform nach entweder
Kommanditgesellschaften nach US-amerikanischem Recht oder
Offshore-Gesellschaften. Das Management sitzt jedoch meist in einem der
weltweiten Finanzzentren.

Der Sektor der Hedge-Fonds gehoert zu den am staerksten wachsenden
Anlageprodukten. Die Zahl der weltweit aktiven Hedge-Fonds kann allerdings
nur geschaetzt werden, ebenso wie das in ihnen veranlagte Vermoegen. Ende
2003 schwanken die Angaben professioneller Marktbeobachter zwischen 7.000
und 11.000 Fonds. Das Anlagevolumen weltweit wird (Ende 2003) zwischen 750
Milliarden USD (TASS-Research) und 1.117 Milliarden USD (CorrectNet Inc.)
geschaetzt.

Einige wichtige Zentren der Hedge-Fonds-Industrie sind
Offshore-Destinationen wie Kaimaninseln, die Bahamas, die britischen
Kanalinseln oder Gibraltar, aber auch in Bezug auf die
Kapitalmarkt-Gesetzgebung freizuegigere Staaten wie Luxemburg, Irland oder
Monaco. Meist ist in diesen Laendern nur der Sitz des Fonds, das Managment
sitzt in einem Finanzzentrum, direkt in der Naehe des Geschehens. Die
Gruende, warum sich viele Hedge-Fonds offshore angesiedelt haben, sind
einerseits steuerlicher Natur, liegen andererseits aber auch in den
geringeren Einschraenkungen der jeweiligen Kapitalmarkt-Gesetzgebungen, was
die in Investment-Fonds erlaubten Finanzinstrumente betrifft.

Der Finanzminister warnt

Klassische Hedge-Fonds sind nie Fonds, wie sie bspw. nach dem deutschen
Investmentgesetz verstanden werden. Vielmehr handelt es sich um Unternehmen,
deren Geschaeftszweck die Spekulation ist. Unter diesem Hintergrund sind die
Handlungen von angelsaechsischen Fonds zu verstehen. Deswegen muessen bei in
Deutschland vertriebenen Hedge-Dachfonds auf den Verkaufsprospekten
Warnhinweise aehnlich denen auf Zigaretttenschachteln stehen: "Der
Bundesminister der Finanzen warnt: Bei diesem Investmentfonds muessen
Anleger bereit und in der Lage sein, Verluste des eingesetzten Kapitals bis
hin zum Totalverlust hinzunehmen!"
(ATTAC, Wikipedia / akin)


(1) Naeheres dazu in der Financial Times Deutschland:
http://www.ftd.de/ub/fi/25453.html
Umfangreiche Grundlagenartikeln: http://www.hedgefonds24.de/


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