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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. Oktober 2005; 17:48
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Landwirtschaft/Glosse:

> Leben hier und anderswo

Die Staaten der suedlichen Hemisphaere fordern den gaenzlichen
Subventionsstopp fuer die Landwirtschaften der noerdlichen Laender -- somit
auch der EU. Das Argument dafuer ist einleuchtend: die Produkte werden
hierzulande derartig gestuetzt, dass die 'Entwicklungslaender' keine Chance
sehen, ihre eigenen Erzeugnisse auf den europaeischen Maerkten abzusetzen.
Da braucht es gar keine Schutzzoelle, Blockaden oder dergleichen -- die
Exporte aus der EU werden derartig hoch subventioniert, dass z.b. kein
afrikanisches Land in der Lage ist, mit seinen Erzeugnissen preislich
mitzuhalten. Im Klartext heisst das: 1 Tonne x-beliebiger Produktion in der
EU kostet preisgestuetzt fuer den Export 5 Euro, waehrend der
Welthandelspreis fuer die gleiche Ware z.B. 6 Euro ausmacht. Da der
Welthandelspreis stets die unterste Grenze des gerade noch Vertretbaren
darstellt, ist es leicht ersichtlich, dass Entwicklungslaender kaum Chancen
fuer landwirtschaftliche Exportversuche in die EU haben.

Diese harmlos klingende Agrarfoerderung zerstoert aber auch die
landwirtschaftliche Produktion der 'unterentwickelten' Staaten selbst. Die
USA und die EU erzeugen in den meisten Agrar-Sparten hohe Ueberschuesse, die
sie dann natuerlich ebenfalls preisgestuetzt den 'Armen da unten' zukommen
lassen -- und damit die Strukturen der heimischen Maerkte der
Entwicklungsstaaten voellig zerstoeren. Wenn es billiger ist, z.B. die
preislich hoch gestuetzten Zuckerrueben der EU in Zuckerrohr anbauende
Laender zu karren, haben die dortigen Produzenten oft nur die Moeglichkeit,
sich mit hunderttausend anderen in den Slums der Grossstaedte
wiederzufinden. Die Produktion unter dem Weltmarktpreis und damit den Ruin
von herkoemmlichen Dorfstrukturen in den Entwicklungslaendern koennen sich
nur reiche Staaten leisten, die dafuer hohe Agrarfoerderungen bezahlen.

Zu diesem Thema der ewig weiterfuehrenden Versklavung der
Entwicklungs-Staaten versuchen einige UN-Organisationen und recht viele NGO's
den reicheren und kleineren Teil der Menschheit aufzuruetteln -- aber gegen
Weltmarkt und Globalisierung gibt es noch kein geeignetes Gegenmittel. Im
Unterschreiben von allgemein gueltigen Edikten erfahren, unterschreiben
unsere Politiker wahrscheinlich schon die naechsten internationalen
Vereinbarungen - vielleicht diesmal ueber die gaenzliche Privatisierung von
Trinkwasser und das naechste Mal ueber die Verwendung von Atemluft. Das
waeren endlich mal interessante Boersengaenge, die sich aus der Sicht des
Ueberlebens sogar rentieren koennten. Denn Markt ist immer und ueberall.
*Fritz Pletzl*


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