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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. Oktober 2005; 17:33
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Initiativen/UNO/Oesterreich:
> Armut verletzt Menschenrechte
Oesterreichische NGOs berichten an den UN-Sozialausschuss in Genf
Unter der Federfuehrung von FIAN Oesterreich - der oesterreichischen Sektion 
der internationalen Menschenrechtsorganisation fuer das Recht auf Nahrung - 
und der Evangelischen Entwicklungszusammenarbeit haben oesterreichische 
Nichtregierungsorganisationen einen Parallelbericht zum 3.Staatenbericht der 
oesterreichischen Bundesregierung verfasst. Sozialabbau, zunehmende 
Frauenarmut, Fluechtlingselend und Arbeitslosigkeit - in all diesen 
Bereichen ist Oesterreich in der Erfuellung der Menschenrechte saeumig.
Menschenrechte enden nicht an Grenzen, daher wird im Schattenbericht auch 
auf Oesterreichs extraterritoriale Verpflichtungen eingegangen.
Am 6. November 2005 wird eine oesterreichische NGO-Delegation nach Genf 
reisen, um dort den Bericht bei der Sitzung des UN-Komitees fuer 
wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte (= 
UN-Sozialausschuss) zu praesentieren.
Im Oktober und November 2005 werden oesterreichweit zahlreiche 
Veranstaltungen zu ausgewaehlten Themen stattfinden, um die Oeffentlichkeit 
ueber den Inhalt des Berichts zu informieren.
1978 ratifizierte Oesterreich den Internationalen Pakt ueber 
wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte (WSK Pakt) von 1966. 
Seither ist Oesterreich verpflichtet, die in diesem Pakt verbrieften Rechte 
umzusetzen und alle fuenf Jahre ueber die Fortschritte zu berichten. Erst im 
Fruehjahr 2004 hat die Bundesregierung einen "konsolidierten dritten und 
vierten Bericht" zur Lage der WSK-Rechte beim zustaendigen UN-Komitee 
abgeliefert. Er deckt etwa den Zeitraum von 1993 bis 2003 ab. Gegenueber den 
Staatenberichten haben sich Parallelberichte von NGOs vor dem UN-Komitee zu 
einem wichtigen Instrument entwickelt. Der Parallelbericht Oesterreichs 2005 
bietet einen Ueberblick ueber die wichtigen sozialpolitischen Massnahmen der 
letzten zehn Jahre und ihre Auswirkungen. Die zunehmende Frauenarmut ist 
ebenso Thema wie das Arbeitslosengesetz. Auch die juengsten Reformen des 
Gesundheitssystems, die mangelhafte Umsetzung der Grundversorgung und der 
fehlende Zugang von AsylwerberInnen zu beruflicher Aus- und Weiterbildung 
werden von ExpertInnen kommentiert. Die unterschiedlichen inhaltlichen 
Beitraege zeigen, wie durch die neoliberale Politik der Bundesregierung die 
im WSK-Pakt verbrieften Menschenrechte systematisch ausgehoehlt werden.
Pflichten trotz Privatisierung
Wenn beispielsweise unter der oesterreichischen EU Praesidentschaft die 
Bolkesteinrichtlinie zur Privatisierung oeffentlicher Dienstleistungen 
vorangetrieben werden soll, dann muessten die menschenrechtlichen 
Staatenpflichten als grundlegende Orientierung dienen. Schliesslich haben 
sowohl Oesterreich als auch alle anderen EU-Mitgliedsstaaten den 
internationalen Pakt ueber wirtschaftliche, soziale und kulturelle 
Menschenrechte unterschrieben! Auch wenn soziale Dienstleistungen von der 
oeffentlichen in privatwirtschaftliche Hand uebergehen, sind Regierungen 
weiterhin verpflichtet, fuer alle Menschen in ihrem Land grundlegende Rechte 
wie das Recht auf Gesundheit, das Recht auf einen angemessenen 
Lebensstandard oder das Recht auf Bildung umzusetzen und fuer 
gleichberechtigten Zugang zu diesen Diensten zu sorgen.
Durch unsere Informationsarbeit hoffen wir, dass Menschen in diesem Land 
sich verstaerkt auf ihre Grundrechte berufen. So saehen wir es 
beispielsweise als grossen Erfolg an, wenn mehr und mehr Menschen sich in 
ihrem Wahlverhalten daran orientieren, wieweit PolitikerInnen bereit und 
gewillt sind, menschenrechtliche Normen als Grundlage ihrer Entscheidungen 
heranzuziehen. Menschenrechtliche Normen und Standards sind nicht zuletzt 
eine Art "Schutzschild" gegen das Diktat maechtiger internationaler 
Wirtschaftsinstitutionen, deren Mythen entlarvt und deren scheinbare 
Sachzwaenge durchbrochen werden muessen.
In einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe am 17. und 24. Oktober sowie am 2. 
November 2005 wurde und wird in Wien der Bericht der Oeffentlichkeit 
vorgestellt. Weitere Veranstaltungen in Innsbruck am 9.11., 22. und 23.11. 
sowie am 24.11.05 in Graz und Salzburg werden folgen (weitere Informationen 
zu den Veranstaltungen unter http://www.fian.at)
Die Empfehlungen des UN-Sozialausschusses an die oesterreichische 
Bundesregierung werden im Dezember erwartet.
*Lisa Sterzinger, FIAN Oesterreich /gek.*
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Kontakt: FIAN
Food First Informations- und AktionsNetzwerk fuer das Menschenrecht sich zu 
ernaehren - Sektion Oesterreich
Laudongasse 40, 1080 Wien
Tel: ++43/(0)1/405 55 15-316
Fax: ++43/(0)1/405 55 19
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