**********************************************************
akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Oktober 2005; 17:02
**********************************************************

(K)Wahlen/Rechtsextreme/Glosse:

> Dank Haider geht´s ohne Haider weiter

Laut "Standard" vom November 2001 ist fast jeder Zehnte in Oesterreich
rechtsextrem. An sich nichts neues, Umfragen darueber gibt`s noch und
noecher. Was diese Umfrage Interessant macht, ist die extrem hohe
Befragungsquote von 2000 Befragten im Alter von 15 bis 75 Jahren,
durchgefuehrt von der Uni Innsbruck. Die Haelfte der Oesterreicher ist nach
dieser Umfrage fremdenfeindlich -- 22 Prozent zeigen eine hohe und 26
Prozent sogar eine sehr hohe Fremdenfeindlichkeit. Und schliesslich sind da
noch diese zehn Prozent, die als 'rechtsextrem' einzustufen sind. Die Studie
untersuchte die moeglichen Ursachen wie Autoritarismus, autoritaere
Reaktion, rigides Verhalten, Rechtsextremismus, Pseudopatriotismus,
Revanchismus und Nationalismus, sowie persoenliche und wirtschaftliche
Verunsicherung. Der Kern des Autoritarismus ist die autoritaere Unterordnung
(tun, was verlangt wird), die autoritaere Aggression (nach unten treten) und
Konventionalismus. Sechs Prozent gaben einen hohen, drei Prozent einen sehr
hohen Rechtsextremismus an. Dazu kommen noch einer von sechs Oesterreichern,
die sich auf dieser Rechtsextremismus-Skala als 'neutral oder untentschieden'
zeigen, womit sie laut Studie zum Rekrutierungspotenzial des
Rechtsextremismus gehoeren.

1986 trug der als 'rechtsextrem' subsumierte Haufen, der oben erwaehnt und
spaeter in hunderten Studien beschrieben worden war, einen gewissen Joerg
Haider im Innsbrucker Parteitag im Saal herum. Das Liebkind der Medien
avancierte zum Liebling der Ahnungslosen, die immer schon Wert darauf
legten, dass einer fuer sie sprach, was sie zu denken glaubten. Haider
haette wesentlich mehr politisches Potential entwickeln koennen als Le Pen
oder Schoenhuber samt den Nationalen Fronten in der EU. Aber der Herr
Landeshauptmann glaubte, auf Parteipolitik setzen zu koennen, um sein nicht
besonders positives Image politisch verbraemen zu koennen. Ihn plagten
Allmachtsphantasien -- jedoch zunehmende Legalitaet durch politische Aemter
vertrug sich letztenendes nicht so sehr mit seiner streng
rechts-populistischen Ausgangslage. Haider musste sich entscheiden, wobei er
zugegebenermassen mit dem gesinnungslosen Karrieristen Schuessel seinen
Lehrherren fand.

Das Arrangement mit dem Bundeskanzler, das Haider nach Kaernten
zurueckverfrachtete, kostete ihn die weitere Karriere als Super-Boesewicht,
die auf Oesterreichs negativer Aussen-Reputation aufgebaut war. In Kaernten
politisch wieder angelangt, folgte eine Fehlentscheidung der anderen, was
die Medien hoch erfreute, was wiederum die Waehler unendlich nervte. Zum
Schluss kam dann noch das besinnungslose Finale, wobei die FPOe
ritsche-ratsche auseinander gerissen wurde. Das war die Endstation fuer die
letzten medialen Sympathien und fuer die Akzeptanz der noch treu
verbliebenen Waehlerschaft. Joerg Haider hat diesen politischen Spuk der
extremen Rechten in teils obskure, aber jedenfalls bedeutungslose Grueppchen
zersplittert. Und Joerg Haider hat damit dem parlamentarischen System dieses
Landes -- so eigenartig und grauslich es sich auch zu praesentieren
vermag -- auf eigene Kosten unbewusst einen grossen Dienst erwiesen.
*Fritz Pletzl*



***************************************************
Der akin-pd ist die elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen
Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht
wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein. Nachdruck
von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete
Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von
Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. Der akin-pd wird nur als
Abonnement verschickt. Wer versehentlich in den Verteiler geraten ist, kann
den akin-pd per formlosen Mail an akin.buero@gmx.at abbestellen.

*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin