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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. Oktober 2005; 18:27
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Glosse/Das Wort zum Sonntag:
Erste Anmerkungen zu den Wahlen in der Steiermark
Nicht zu Unrecht wird allgemein von der "historischen" Dimension des 
steirischen Wahlausgangs gesprochen. In einem ihrer Kernlaender hat die OeVP 
eine schwere Niederlage erlitten und nach Salzburg neuerlich ein Bundesland 
an die Soziakdemokratie verloren. Ueber die Auswirkungen des schwarzen 
Wahldebakels auf die Steiermark hinaus sind die bundes-politischen Folgen 
nicht zu uebersehen: die schwarz-orange Koalition kommt noch mehr unter 
Druck; Schuessels "Siegerimage" wurde neuerlich ramponiert; fuer die 
Landtagswahlen im Burgenland und in Wien drohen der OeVP weitere Einbussen; 
.... und am Horizont wird eine Abwahl der "Wende"ritter bei den kommenden 
Nationalratswahl immer wahrscheinlicher (selbst durch eine lauwarme SPOe und 
einen politisch profillosen Gusenbauer).
Nach dem spektakulaeren Erfolg bei der Gemeinderatswahlen in Graz gelang der 
KPOe mit Ernest Kaltenegger nun auch auf Landesebene die Eroberung von vier 
Mandaten. Nicht die politischen Rattenfaenger der FPOe, des BZOe oder 
Hirschmann konnten die Unzufriedenheit demagogisch vereinnahmen, sondern das 
Angewidertsein ueber Korruption, politischen Filz und soziale 
Ungerechtigkeit artikulierte sich in einem betraechtlichen Ausmass links.
Das steirische Wahlergebnis ist fuer die gesamte Linke in Oesterreich 
ermunternd. Schade waere es, wenn die gestiegenen Chancen durch 
"Kurzschluesse" verbaut werden: in Wien etwa liegen die Dinge ganz anders 
als in der Steiermark: selbst wenn sich die KPOe in Wien verdreifachen 
wuerde, laege sie unter 2 Prozent; politische Arbeit unter dem Vorzeichen 
"Engel der Armen", "Roter Samariter" und "Fuerchtet Euch nicht" hat zwar in 
der Steiermark Stimmen gebracht, greift jedoch gegen die allumfassende 
neoliberale Offensive und Aufruestung entschieden zu kurz; und schon gar 
nicht reicht es aus, bloss die eigene Parteiwimpel herauszuhaengen: not tut 
eine breite pluralistische Einheit der Linken fuer den (erfolgreichen) Kampf 
auf der Strasse, im Betrieb und um auch ins Parlament zu kommen.
Heute pfeifen es schon bald alle Spatzen von den Baeumen: es gibt "genuegend 
Raum links von der Sozialdemokratie und den Gruenen ". Sowohl die 
internationale Entwicklung (vor allem die Zusammenarbeit der franzoesichen 
Linken und der Erfolg der Linkspartei in der BRD), die generelle Lage in 
Oesterreich (alle vier Parlamentsparteien fahren- in Abstufungen- einen 
neoliberalen Kurs) und nun das Wahlergebnis in der Steiermark, sollte die 
Linke hierzulande dazu fuehren, verantwortungsvoll mit der neuen Situation 
umzugehen: nicht kleinliches politisches Erbsenzaehlen fuer die jeweils 
eigene Organisation oder Partei steht jetzt auf der Tagesordnung, sondern 
die historische Chance gemeinsam linke Aktivitaeten zu vernetzen, politisch 
zu verdichten, erste konkrete Schritte in Richtung eines LInksbuendnisses 
(was noch lange keine gemeinsame Partei ist!) zu machen.
*Hermann Dworczak*
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