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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 6. September 2005; 13:33
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Tuerkei:

> Proteste gegen Ausverkauf

[Anm: Nachfolgende Meldungen sind zwar schon veraltet, geben aber vielleicht
ein ganz gutes Stimmungsbild der derzeitigen Kaempfe wieder.]

4000 Menschen marschierten gegen Privatisierung von Tuerk TELEKOM Auf die
Privatisierung der tuerkischen Telekom Ende Juni reagierten die
Gewerkschaften am 5. Juli mit einer halbtaegigen Niederlegung der Arbeit
sowie mit einer Demonstration zum Bezirksbuero der AKP-Regierung in
Istanbul. Bekanntlich wurde die tuerkische Telekom an arabische Investoren
verkauft. Genauer genommen an Oger Telecom, welche sich im Besitz der
Familie des ermordeten libanesischen Ministerpraesidenten Rafik Hariri
befindet. Am 5. Juli versammelten sich Tausende Gewerkschaftsmitglieder vor
der Direktion der Telekom im Istanbuler Stadtteil Gayretepe. In den Parolen
wurde die Regierung als "Knecht des IWF" bezeichnet und zum Ruecktritt
aufgefordert. Auch Transparente, in denen die USA Moerder und die AKP
Kollaborateure genannt wurden, waren zu sehen. Der Demonstrationszug machte
vor der Betriebszentrale in Perpa Halt, wo sich dann insgesamt 4000 Menschen
einfanden. In einer Rede teilte die Journalistengewerkschaft Haber-Sen mit,
dass die AKP-Regierung einen Anteil von 55% der TELEKOM an auslaendische
Monopole verkauft habe. Auch Ministerpraesident Erdogan wurde schaerfstens
kritisiert. Vor Antritt der Regierung habe gerade er den Verkauf der TELEKOM
als "Vaterlandsverrat" bezeichnet.

Der Abteilungsleiter der Tuerk Haber-Is Gewerkschaft, Levent Dokuyucu, warf
der Regierung vor, sie wuerden sich nach den Befehlen des IWF richten und
die Forderungen des Volkes ignorieren. Er sagte: "Es sollte aber niemals
vergessen werden: Die TELEKOM ist nicht allein! Jene, die jetzt zufrieden
sind, wenn sie die TELEKOM verkauft haben, werden eine grosse Enttaeuschung
erleben.".

Premier Erdogan hatte sich zuvor mit den Worten "Von jetzt an werdet ihr
nicht mehr bequem herumsitzen" gegen die streikenden ArbeiterInnen
gerichtet. Als Antwort darauf sagte Dokuyucu: "Wir haben ohnehin nicht
geschlafen. Der Ministerpraesident soll wissen, dass auch er in Zukunft
nicht ruhig schlafen wird. Wir werden unsere Einrichtungen nicht verlassen.
Sollen sie doch kommen, wenn sie Mut haben".

Tuerk Telekom ist mit 19 Millionen Festnetzabonnenten und knapp 56 000
Mitarbeitern der fuehrende tuerkische Telekomkonzern. Der Umsatz betrug im
vergangenen Jahr 9,6 Milliarden Lira (rund 5,5 Mrd Euro).

Proteste am Hafen

Auch die Gewerkschaft Liman-Is organisierte HafenarbeiterInnen in Mersin
Aktionen gegen die Privatisierung ihres Hafens, indem sie sich weigern ihren
Arbeitsplatz zu verlassen. Der stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende
Oender Avci kritisierte Premier Erdogan mit den Worten: "Was gibt es fuer
dich auf diesem Hafen? Treibt dich ein persoenliches Interesse? Wir werden
uns solange in den Widerstand begeben, bis diese Regierung geht". Avci
wandte sich auch an die Handelskammern, die sich den Hafen von Mersin unter
den Nagel reissen wollen und sagte: "Ihr seid auf dem falschen Weg. Wir
werden euch nicht einmal den Muell vom Hafen ueberlassen. Bemueht euch erst
gar nicht. Wenn es so weitergeht, wird das Land ausverkauft."

Dem Beispiel des Widerstands in der Papierfabrik SEKA folgend, wollen die
HafenarbeiterInnen ihren Arbeitsplatz besetzt halten. Bei der Protestaktion
trugen die ArbeiterInnen Transparente mit der Aufschrift: "Der Hafen ist
unsere Heimat, er kann nicht verkauft werden. Zuerst SEKA, dann TEKEL [Anm.:
Tabakkonzern] und jetzt der Hafen" und riefen Parolen wie "Wir wollen keine
schweigende Gesellschaft", "Wir werden Widerstand leisten und siegen" und
"Wir lassen nicht zu, dass der Hafen verkauft wird". Die Aktion wurde von
den Gewerkschaften Egitim-Sen, Yol Is sowie den Organisationen IHD, DEHAP,
EMEP und CHP unterstuetzt.
(dpa/AG Menschenrechte/gek.)



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