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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 28. Juni 2005; 13:44
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USA:
> Schlag gegen First Amendment
Bald kein Recht mehr, "stars & stripes" zu verbrennen?
Eine der wichtigsten Errungenschaften der US-Verfassungsgeschichte ist das 
First Amendment, der erste Zusatz zur Verfassung sowie der erste Artikel der 
Bill of Rights (1787), der die Meinungsfreiheit gewaehrleistet. Wenn auch 
vieles in der dortigen Verfassung eher bedenkenswert ist, so war dieses 
Recht auf Freedom of Speech immer wieder ein wichtiger Rettungsanker gegen 
die Verbote, die einzelne Bundesstaaten ihren Buergern auferlegen wollten. 
Das half zwar nicht gegen die Macht von Medienkonzernen, unangenehme 
Ansichten zu unterdruecken. Doch auf politisch-rechtlicher Ebene war das 
First Amendment fast unantastbar (wenn man mal von der McCarthy-Aera 
absieht), da es in weiten politischen Kreisen als unpatriotisch galt, die 
Bill of Rights anzuzweifeln. Bis vor wenigen Jahren war es auf Bundesebene 
kaum vorstellbar, dass ausser ein paar rechtsradikalen Volksvertretern 
dieses Recht eingeschraenkt werden koennte.
So ist es bislang -- im Gegensatz zu den meisten europaeischen Staaten -- in 
der USA defintiv erlaubt, auch die heilige Nationalflagge in den Schmutz zu 
ziehen, verkehrt herum aufzuhaengen oder gar zu verbrennen. Die Bedeutung 
dieses Rechts ist enorm. Sollte es dieses nicht mehr geben, so ist den 
meisten politischen Beobachtern klar, dass dies einen Bruch des Dammes gegen 
die Aushoehlung der Meinungsfreiheit bedeuten koennte.
Nun droht der Damm zu brechen. Das Repraesentantenhaus beschloss vor einer 
Woche, den "Flaggenentweihungszusatz" ("Flag Desecration Amendment") 
gutzuheissen mit 286 zu 130 Stimmen und erfuellte damit die notwendige 
Zweidrittelmehrheit. Damit ist der Verfassungszusatz lange noch nicht 
beschlossen, denn er muss noch den Senat passieren und ebenfalls von zwei 
Dritteln der Bundesstaaten ratifiziert werden, um in Kraft treten zu 
koennen -- beide Erfordernisse sind beileibe keine Formalakte. Dennoch muss 
es bedenklich stimmen, ist es doch schon der zweite Beschluss des 
Repraesentantenhauses in diese Richtung, eine fruehere Abstimmung hatte eine 
noch staerkere Mehrheit, aber keine rechtlichen Folgen gehabt. Die Stimmung 
gegen ein zumindest formales Recht auf Meinungsfreiheit ist damit akut am 
Kippen. Und auch die Folgen fuer die europaeischen Kulturkolonien koennten 
verheerend sein.
> Etappensieg gegen Patriot Act
Auf einer anderen Ebene waren die Neocons nicht so erfolgreich. Kuerzlich 
mussten die Befuerworter der Plaene, die US-Sondergesetzgebung Patriot Act 
zu einem permanenten Gesetz zu machen und noch auszudehnen, eine 
empfindliche Niederlage einstecken. Im Repraesentantenhaus verloren sie eine 
wichtige Abstimmung mit 238 zu 187 Stimmen. In der republikanisch 
dominierten Kammer schlugen sich 40 Abgeordnete der Praesidentenpartei auf 
die Seite der Demokraten, um dem FBI die finanzielle Unterstuetzung zur 
Ueberwachung von Buchlaeden und Bibliotheken zu verweigern. Zu ueberpruefen, 
wer welche Buecher liest, wird damit sehr viel schwieriger. *br*
Weitere Infos zu Buergerrechten in den USA gibt es bei der American Civil 
Liberties Union http://www.aclu.org/
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