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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 21. Juni 2005; 13:45
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Neutralitaet/Debatte:

> Ich will nicht neutral sein muessen!

So ein Friedensvolksbegehren ist eine schoene Sache. Ich hab ja auch schon
mehrmals dafuer unterschrieben. Wir fordern damit eine aktive
Friedenspolitik und vor allem, dass Oesterreich den Staatsmythos seiner
Neutralitaet weiterhin hochhalten soll: Aber langsam geht mir die
"Neutralitaet", so wie sie von vermutlich den meisten OesterreicherInnen
verstanden wird, ziemlich auf den Nerv: Nichts sehen, nichts hoeren, sich
nicht beteiligen. Mein Onkel pflegte das immer so auszudruecken: "Ich sag
nicht so oder so, damit nachher niemand sagen kann, ich haett so oder so
gesagt." So hat er seine Lehren aus dem Nationalsozialismus gezogen, und
damit war er ganz sicher nicht allein.

Ich will nicht auf diese Art und Weise neutral sein. Ich bin jetzt schon
langsam so weit, dass ich das Wort "Neutralitaet" nimmer hoeren kann. So wie
"Volk" hat es so viele unterschiedliche Bedeutungen, dass es einfach ganz
unbrauchbar geworden ist.

Ich will nicht neutral sein muessen. Es gibt Konflikte, wo ich schon ganz
dezidiert sagen kann, mit wem ich solidarisch bin. Zugegeben - selten.
Meistens sind mir beide Oberstreitparteien zuwider - wenn es nur zwei
Oberstreitparteien gibt. Oft genug gibt es mehr. Aber solidarisch sein und
mitkaempfen sind zwei verschiedene paar Schuhe.

Ich will nur ganz schlicht und einfach kein Heer. Eine der Grundbedingungen
fuer Kriege sind Heere und Waffen. Daran soll Oesterreich nicht beteiligt
sein, dafuer soll kein Steuergeld ausgegeben werden und aus der
Waffenproduktion muss ausgestiegen werden! Waffenproduzenten sind um einiges
gefaehrlicher als Drogenproduzenten. Das scheint den OesterreicherInnen
offensichtlich nicht klar zu sein. Sie lieben ihre Neutralitaet - aber wer
kennt die Waffenproduzenten Oesterreichs mit Namen und Anschrift? Als Linke
schimpfen wir auf MacDonalds und die Pharma-Multis. Ist schon in Ordnung -
aber die Waffenproduzenten haben auch Namen, die halten sich nur gerne
bedeckt und agieren diskret. Im Fernsehen gibts keine Werbung fuer sie,
daher ist ein Angriff auf sie nicht so gschmackig und so
oeffentlichkeitswirksam.

Also - wie heissen sie, die Erzeuger von Kanonen, Munition, Giftgas, Minen
und Bomben? Wo wohnen sie, wie heissen die Kapitalgesellschaften, hinter
denen sich diese Firmen verbergen? Welche Banken sind mit ihnen verbandelt?
Wer kauft ihnen was ab? Was kauft ihnen das oesterreichische Heer ab?
Solange wir ein Heer haben, koennen wir nicht neutral sein.
*Ilse Grusch*


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