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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 3. Mai 2005; 17:39
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Menschenrechte/Irak/USA:
> Ein Jahr nach "Abu Ghraib" keine Spur von Gerechtigkeit
Ein Jahr nachdem die Fotos aus Abu Ghraib die Welt schockierten, warten 
diejenigen, die von US-Soldaten gefoltert wurden, noch immer auf 
Entschaedigung. Waehrenddessen halten Menschenrechtsverletzungen seitens der 
irakischen Behoerden an, beklagt amnesty international in einer Aussendung.
Bis heute wurden nur ein paar wenige rangniedrige US-Soldaten fuer ihre 
Beteiligung an besonders spektakulaeren Verbrechen in Abu Ghraib vor Gericht 
gestellt. Hochrangige Beamte mussten sich hingegen nicht verantworten, schon 
gar nicht vor einem unabhaengigen Gericht. Dabei waren sie es - allen voran 
Verteidigungsminister Donald Rumsfeld - die Befragungsmethoden genehmigten, 
welche Folter und Misshandlung gleichkommen. Nicht ein einziger US-Beamter 
wurde unter der US-Anti-Folter-Verordnung oder der Verordnung ueber 
Kriegsverbrechen angeklagt - fuer Verbrechen, die in Abu Ghraib, im 
irakischen Lager Bucca, in Bagram in Afghanistan oder an anderen Orten von 
US-Bediensteten veruebt wurden.
ai fordert die US-Regierung auf, endlich eine unabhaengige Untersuchung der 
im Rahmen des "Kriegs gegen den Terror" angewandten Haft- und 
Verhoer-Praktiken in die Wege zu leiten. Weiters muessen unabhaengige 
Beobachter wie die Mitarbeiter des Roten Kreuzes oder UNO-Experten Zugang zu 
allen von den USA in Haft genommenen Menschen erhalten.
Irakische Polizeimethoden wie frueher
Folter war unter dem Regime Saddam Hussein weit verbreitet. Es war eines der 
Ziele des Irak-Krieges, dieses dunkle Kapitel der irakischen Geschichte fuer 
immer zu beenden. amnesty international hat jedoch auch in juengster 
Vergangenheit Berichte erhalten, denen zufolge Haeftlinge durch die 
irakische Polizei gefoltert wurden. Im Februar 2005 starben Majbal Ádnan 
Latif, sein Bruder ´Ali und ´Aidi Mahassan Lifteh in irakischer Haft, 
nachdem sie an einem Polizei-Checkpoint verhaftet worden waren. Drei Tage 
spaeter wurden ihre Leichen gefunden - sie wiesen deutliche Folterspuren 
auf, die von Schlaegen und Elektroschocks herruehrten.
´Ali Safar al-Bawi, ein in Schweden ansaessiger Iraker, der im Juli 2004 in 
den Irak gekommen war, um seine Familie zu besuchen, wurde verhaftet und 
ohne Anklage fuer drei Wochen in Haft genommen. Er berichtete ai darueber, 
wie er im irakischen Innenministerium gefoltert wurde: Er wurde gepruegelt 
und man versetzte ihm derart heftige Elektroschocks, dass er durch den 
ganzen Raum geschleudert wurde. Seine Mitgefangenen berichteten ihm, dass 
US-Verhoerungsbeamte, die im Innenministerium arbeiteten, sehr wohl ueber 
die dort angewandten Folterungen Bescheid wussten und daran sogar beteiligt 
waren. ´Ali sah waehrend seiner Haftzeit auch Muetter mit Kindern, die sich 
in Haft befanden - manche Kinder waren erst sieben Jahre alt! Unter den 
Kindern waren der 12-jaehrige Qusay und sein 16-jaehriger Bruder. ´Ali 
berichtete, dass Qusay am spaeten Abend von Waertern weggebracht und sexuell 
missbraucht wurde.
Eine weitere aktuelle Entwicklung macht ai grosse Sorgen: Die irakische 
Fernsehstation Al-Iraquiya, strahlt "Gestaendnisse" angeblicher 
"Terroristen" aus. Zuschauer der "Shows" berichteten darueber, dass die 
Haeftlinge Folterspuren aufwiesen, darunter blaue Flecken und Schwellungen 
im Gesicht. Irakische Haeftlinge werden grundsaetzlich ohne 
Kontaktmoeglichkeiten zur Aussenwelt festgehalten, wodurch sie besonders in 
Gefahr sind, gefoltert und misshandelt zu werden. Irakische Beamte wurden 
noch so gut wie nie fuer schwerwiegende Uebergriffe auf Haeftlinge zur 
Verantwortung gezogen.
Anlaesslich des Jahrestages der Veroeffentlichung der Fotos aus Abu Ghraib 
richtet ai einen Appell an die internationale Gemeinschaft bzw. insbesondere 
an die Regierungen des Irak und der Vereinigten Staaten:
Wenn Grossmaechte wie die USA Folter und Misshandlung ganz offen zu Hilfe 
nehmen, geben sie damit anderen Staaten gruenes Licht, diesem schlechten 
Beispiel zu folgen. Indem sie internationale Menschenrechtsstandards 
aushoehlen, zerstoeren sie genau jene Werte, die sie angeblich verteidigen.
(ai/bearb.)
Quelle: http://www.amnesty.co.at/aktionen/usa/usa_abughraib01.htm
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