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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 19. April 2005; 18:10
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Wien/Moderne Zeiten/Initiativen:

> Ein Gummi fuer die Kamera

Der CCC Wien thematisiert Ueberwachungskameras in Wiener
U-Bahn Zuegen in der Aufklaerungsaktion "Camdome".


Am 11.April haben Aktivisten des Chaos Computer Clubs Wien
Informationsblaetter zu dem Thema in U-Bahn Waggons aufgelegt und an die
Decke der Waggons so genannte "Camdomes" geklebt, um die Faehrgaeste fuer
die Plaene der Wiener Linien und des Innenministeriums zu sensibilisieren.

Die Wiener Linen planen in Kooperation mit dem Innenministerium die
Installation von Ueberwachungskameras in den Wiener U-Bahn-Zuegen. Im
Gegensatz zu den Kameras in den Stationen dienen die neuen Kameras jedoch
nicht der Ueberwachung in Echtzeit, um in einem Notfall sofort eingreifen zu
koennen, sondern die Videos werden aufgezeichnet. Das soll vor allem
Vandalen abschrecken, so die Wiener Linien.

Dazu Clifford Wolf, Pressesprecher des CCC Wien: "Der Nutzen von
Videoueberwachung als Schutz vor Uebergriffen und Vandalismus ist quasi
nicht vorhanden. Kameras schuetzen niemanden: Sie sind nicht in der Lage,
ins Geschehen einzugreifen und Straftaten zu verhindern. Gleichzeitig
stellen die Kameras aber einen empfindlichen Eingriff in die Buergerrechte
aller Fahrgaeste dar. Hier geht es nicht um mehr Sicherheit, sondern um den
vielzitierten ´glaesernen Buerger´."

Darueber hinaus sind die Kameramodelle, die fuer die Ueberwachung der
U-Bahn-Zuege vorgesehen sind, nicht offensichtlich als Kameras zu erkennen.
Von vielen Fahrgaesten werden die schwarzen Halbkugeln an der Decke der
Wagons zum Beispiel fuer Notfallbeleuchtungen gehalten. Das fuehrt das
Argument der Abschreckung ad absurdum.

Die unscheinbare Form der Kameras sei gewaehlt worden, um die Akzeptanz bei
den Fahrgaesten zu steigern, argumentieren die Wiener Linien. Gleichzeitig
wird aber seitens der Wiener Linien argumentiert, dass die Kameras das
Sicherheitsempfinden der Fahrgaeste steigern, als auch Kriminelle
abschrecken wuerde. "Eine paradoxe Argumentation", meint dazu Wolf, und
weiter:

Wenn Kameras notwendig sind -- wie Beispielsweise auf Bahnsteigen -- dann
muessen sie auch als solche erkennbar sein. Wenn die Wiener Linien offenbar
das Gefuehl haben, die Kameras verstecken zu muessen, dann liegt das
wahrscheinlich daran, dass selbst die Betreiber des Wiener U-Bahn-Netzes
bereits erkannt haben, dass die die Installation der Kameras nicht richtig
ist.

Wolf weiter ueber die Aktion: Wir haben bei der Planung und Durchfuehrung
der Aktion penibelst darauf geachtet, dass nichts beschaedigt und der
Betrieb der U-Bahn-Linien in keinster Weise beeintraechtigt wird. So war es
uns zum Beispiel wichtig, dass die verwendeten Klebestreifen garantiert
schnell und rueckstandsfrei wieder abzuziehen sind. Darueber hinaus werden
die "Camdomes" auch nicht etwa auf die Kameras direkt geklebt, sondern ueber
die Kamera gestuelpt und an der Wagendecke befestigt. Die Aktion hat zum
Ziel, die Leute auf die Kameras und ihre Auswirkungen aufmerksam zu machen,
und nicht etwa die Kameras zu beschaedigen.

Besonders bedenklich sieht der CCC Wien die geplante Kameraueberwachung in
Zusammenhang mit dem neuen Sicherheitspolizeigesetz, das seit 1.1.2005 in
Kraft ist. Dieses erlaubt der Polizei Zugriff auf die Aufzeichnungen der
Wiener Linien - im Ermessen der Beamten auch ohne Gerichtsbeschluss.
(CCC Wien/bearb.)

Weitere Infos: http://www.camdome.org



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