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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 5. April 2005; 22:33
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Kapitalismus/Initiativen:
> Billiges, Allzubilliges
Tchibo/Eduscho-Zulieferbetriebe in Bangladesch verletzen Menschen- und 
Arbeitsrechte
Wer den Namen Tchibo hoert, denkt an Kaffee. Doch der 1949 in Deutschland 
gegruendete "Kaffeeroester" ist mittlerweile der achtgroesste 
Textileinzelhaendler in Deutschland und hat laengst den einstigen 
Konkurrenten Eduscho geschluckt. Mit seinen woechentlich wechselnden 
Gebrauchsartikeln, Textilien und Dienstleistungen macht Tchibo inzwischen 
mehr Umsatz als mit Kaffee. Auch in Oesterreich, wo Tchibo/Eduscho mehr als 
150 Filialen betreibt! Die Zahlen koennen sich sehen lassen: 2003 
erwirtschaftete der deutsche Multi bei einem Umsatz von drei Milliarden Euro 
einen Gewinn von 300 Millionen.
Tchibo weiss offenbar, was KundInnen gerne kaufen. Die Arbeitsbedingungen 
bei seinen Lieferanten in Bangladesch interessieren den Konzern hingegen 
wenig. Bangladesch erwirtschaftet rund drei Viertel seiner Exporterloese aus 
der Bekleidungsindustrie. In rund 3000 Fabriken arbeiten mehr als zwei 
Millionen Menschen, vor allem Frauen unter 25 Jahren. Dabei muessen sie 
unfassbar niedrige Loehne von 13 Euro pro Monat, Arbeitszeiten bis zu 90 
Stunden pro Woche, Willkuer und fehlende Sicherheit in Kauf nehmen. Im 
Auftrag der deutschen CCK hat eine gewerkschaftsaehnliche 
Nichtregierungsorganisation (AMRF) in Bangladesch die Produktionsbedingungen 
der Naeherinnen bei Tchibo-Lieferanten recherchiert. Das Ergebnis: Es gibt 
keine Tarifverhandlungen, der Lohn wird muendlich und individuell 
vereinbart. Die ArbeiterInnen sind weder versichert noch haben sie einen 
schriftlichen Arbeitsvertrag. Arbeitszeiten von 12 bis 14 Stunden sind 
normal. Ein konkreter Fall: Im Tchibo-Zulieferbetrieb "Urmi Garments" in der 
Hauptstadt Dhaka sind 2003 drei Arbeiterinnen fristlos entlassen worden, als 
die Betriebsleitung von ihrer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft erfahren 
hat.
Tchibo besitzt einen Verhaltenskodex, in dem einige Sozialstandards 
festgelegt sind. So heisst es darin etwa: "Als Handelsunternehmen fuehlen 
wir uns dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns auch gegenueber unseren 
Vertragspartnern verpflichtet. (...) Eine sichere Arbeitsumgebung unter 
Einhaltung aller Gesundheits- und Arbeitsschutzvorgaben ist zu 
gewaehrleisten. Arbeitsbedingungen sind menschenwuerdig zu gestalten." 
Ueberpruefen laesst Tchibo die Produktionsbedingungen allerdings von keiner 
unabhaengigen Organisation, sondern von einer von Tchibo ausgesuchten und 
bezahlten Agentur. Ausserdem werden die Berichte unter Verschluss gehalten. 
(CCK-Auss./gek.)
Naeheres und Protestmailmoeglichkeit an Tchibo: http://www.cleanclothes.at
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