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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 5. April 2005; 22:48
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FPZOe/Glosse:
> Der Parteistreich
"Die Partei loest die Basis auf und waehlt sich eine neue" koennte man in 
Anlehnung an Bert Brecht sagen. Ein unerhoerter Vorgang: Aus Angst, dass 
beim kommenden Parteitag vielleicht die Delegierten nicht parieren und den 
Wiener Neo-Haider Strache zum Obmann waehlen koennten, gruenden sich 
Regierungsriege und Parlamentsklub eine neue Partei (mit dem angenehmen 
Nebeneffekt, gleich auch die Schulden loszuwerden).
Damit wird ein politischer Trend auf die Spitze getrieben, den Politologen 
schon seit Jahren diagnostizieren: Parteien brauchen keine Basis mehr. Das 
hatten vor allem die FPOe selbst, das LIF und in letzter Zeit leider auch 
die Gruenen immer wieder bewiesen.
Es reicht voellig, wenn diese Parteien ein paar Promis haben, deren 
Konterfeis auf den Wahlplakaten zu bewundern sind. Und irgendwer findet sich 
immer, um die auf Landes-, Gemeinde- und Kammerebene anfallenden Mandate zu 
besetzen. Was diese Mandatare dann vertreten, ist dann auch voellig egal, 
solange sie sich still verhalten und den Bundesspitzen das Reden 
ueberlassen.
Moeglicherweise scheitert das neue BZOe daran, dass sie mit der alten, aber 
aggressiven FPOe unter Strache einen Konkurrenten um die bei der letzten 
Wahl verbliebenen 10% der Waehlergunst hat. In Wien wird das BZOe die FPOe 
stoeren, in Kaernten wird es vielleicht umgekehrt sein. Waehrend man aber in 
Kaernten offensichtlich schon lange Zeit bis hinunter zu den Bezirksobleuten 
voll informiert war, so duerfte man die Steirer -- obwohl die Parteifuehrung 
eigentlich als Haider-treu gilt -- eher ueberrumpelt haben. Die haben im 
Herbst Landtagswahlen. Das duerfte -- wenn nicht in Wien oder sogar auf 
Bundesebene vorzeitig Wahlen angesetzt werden -- der erste Pruefstein fuer 
den neuen Mitspieler werden.
Wenn es aber die Kunstpartei BZOe schafft, sich zu etablieren, dann wird sie 
es den Medien zu verdanken haben. Und potenten Geldgebern -- damit duerfte 
wohl auch klar sein, warum Haider lieber Onkel Frank besuchen war, anstatt 
zu helfen, Moelzer aus einer Partei auszuschliessen, der er selbst wenige 
Tage spaeter sowieso nicht mehr angehoeren wuerde.
Tatsaechlich versucht das BZOe sich dennoch so etwas wie eine Parteibasis zu 
schaffen. Immerhin gibt es ja schon eine eigene Homepage und auf der ist 
bislang nichts ausser einem Formular, mit dem man fuer 35 Euro 
Mitgliedsbeitrag "Buendnispartner" werden kann. Ganz ohne zumindest zahlende 
Basiswappler kann man offensichtlich doch nicht auskommen. Nur: Was man da 
eigentlich beitreten soll, ist dort noch nicht zu lesen. Programme oder nur 
einfache Forderungen irgendeines Inhalts gibt es nicht. Nicht ein lausiger 
Spruch! Ganz ensprechend einer Partei, die sich voellig nichtssagend 
"Buendnis Zukunft Oesterreich" nennt und die momentan gerade populaere Farbe 
Orange okkupiert hat. Man scheint sich darauf zu verlassen, dass Menschen 
einfach blind einer aus dem Medien bekannten Haider-Partei beitreten wollen.
Einfach die Tatsache, dass ein politisch gewiefter Politiker wie Joerg 
Haider annehmen kann, dass so ein voellig inhaltsleeres und sogar weitgehend 
sloganfreies Politkonstrukt lebensfaehig sein koennte, zeichnet ein 
erschreckendes Bild der politischen Kultur dieses Landes und dieser Welt.
*Bernhard Redl*
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