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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 5. April 2005; 22:40
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G8/Prinzipielles:
> Das 19.Loch
Bergwandern in Schottland - Der G8-Gipfel in den Highlands als weiterer 
Schritt einer globalen Bewegung. Betrachtungen aus der 
gewaltfrei-anarchistischen "Graswurzelrevolution" von Wolfgang Hauptfleisch
Vom 6. bis 8. Juli 2005 treffen sich die Regierungen der acht "bedeutendsten 
Wirtschaftsnationen" zum G8-Gipfel in einem schottischen Hochland-Hotel. Die 
Highlands, bekannt fuer ihr raues Klima und eine beeindruckende Landschaft, 
werden deshalb in diesem Sommer zum Ziel tausender Bergwanderfans werden. 
Ein Ergebnis der Globalisierung, angesichts dessen das Scottish Tourist 
Board "not amused" ist.
Doch schauen wir, bevor wir uns auf den langen Weg hinauf zur Heimat von 
Macbeth und Highlander machen, noch einmal zurueck in die englische Ebene: 
Vor 15 Jahren hielten die G7 ihr Treffen schon einmal auf der britischen 
Insel ab, direkt in der City von London. Dieses Treffen, mitten in einer der 
groessten Staedte der Welt, fand damals ohne besondere Vorkommnisse statt. 
"Rote Zonen", wie Sperrgebiete jetzt heissen, gab es nicht.
Und heute? Ungemuetliche Aussichten fuer die Regierungschefs, die sich auf 
ein paar Tage im noblen Gleneagles-Hotel gefreut hatten: Sich in 
Ledersesseln am flackernden Kaminfeuer Gruselgeschichten aus der Dritten 
Welt erzaehlen, Whisky - je nach Geschmack geruehrt oder geschuettelt - 
trinken und zwischendurch eine gepflegte Partie Golf; so schoen haette es 
werden koennen. Doch seit London hat sich viel geaendert in der Welt. Wo 
immer sich der inzwischen zum G8 gewachsene feine Club trifft, stoesst er 
auf Undank. Mehr noch, eine ganze Bewegung ist ihm dicht auf den Fersen und 
will ihm ans Leder.
Der Mob, der da - wie einst bei Macbeth der Wald von Birnam - ueber die 
schottischen Huegel naht, hat eigentlich keinen Namen. Ueber die letzten 
Jahre hat sich eine Bewegung herausgebildet, die urspruenglich unscharf als 
"Anti-Globalisierungs-Bewegung", spaeter etwas verstaendnisvoller, aber 
gleichzeitig schon leicht vereinnahmend als "globalisierungskritisch" 
bezeichnet wurde. Nun ist dies zwar nicht die erste Bewegung, die sich ueber 
nationale Grenzen hinweg organisiert, und doch hat sie ein neues Element, 
das gerade in der Schwierigkeit, ihr einen Namen zu geben, deutlich wird: 
Sie laesst sich nicht auf eine Identitaet festlegen. "Ein wichtiger Teil des 
zapatistischen Kampfes", sagt John Holloway, "bestand darin, (...) 
Definitionen zu unterlaufen bzw. zu ueberfliegen, indem sie sagten: Ja, wir 
sind indigen, aber wir sind mehr als das, unser Kampf ist fuer die 
Menschheit bzw. Menschlichkeit." (1)
Das Empire schlaegt zurueck
Mit den Protesten in Genua im Sommer 2001, den viele als "Summer of 
Resistance" (Sommer des Widerstandes) in Erinnerung haben, erreichte - 
zumindest fuer Europa - die Konfrontation der Bewegung mit dem Staat einen 
Hoehepunkt. Im Vorfeld wurde durch die italienische Berlusconi-Regierung die 
Stimmung gegen die DemonstrantInnen aufgeheizt; der quasi militaerisch 
agierenden Staatsmacht stand eine bisher so nie gesehene Vielfalt an 
Protestierenden gegenueber. (2) Nach den Erfahrungen von Genua hatte 
"Widerstand" etwas von seiner Leichtigkeit eingebuesst. Die 
RepraesentantInnen des Empire hatten fuer einen Augenblick gezeigt, dass sie 
eine "Machtfrage" nicht zulassen wuerden. "Die No-Globals sind so global, 
wie man nur global sein kann. Sie sind innovativ, vernetzt, militant, stark. 
Isolierten Widerstand gegen Unterdrueckung gab es immer wieder (...), jetzt 
erleben wir, zum ersten Mal seit 1968!, wie ein Kampf den naechsten nach 
sich zieht, es entsteht ein Zyklus von Kaempfen, von Seattle ueber Genua und 
weiter. Darum sind sie gefaehrlich. Die Maechtigen haben das begriffen." (3)
Auf dem Weg zu einer Alternative zum bestehenden System haben sich in den 
letzten Jahren zwei Entwicklungen in der Bewegung herausgebildet: zum einen 
die Ansaetze der Selbstorganisation, von den intergalaktischen Treffen der 
Zapatistas bis zu den diversen Sozialforen in Porto Alegre, Mumbai, Paris 
und London sowie den vielen lokalen Foren und Konferenzen. In ihrer Vielfalt 
und ihrem radikalen Anspruch an eine Umgestaltung der Welt unterscheiden sie 
sich zwar von vielen vergleichbaren frueheren Versuchen; trotzdem scheinen 
sie mit jeder - groesser werdenden - Konferenz mehr gegen Vereinnahmung 
kaempfen zu muessen. Parallel dazu entfaltete sich der "Zyklus von 
Kaempfen", also von Protesten ueberall dort, wo die selbsternannten 
Maechtigen sich symbolisch angreifen liessen: in Seattle, Prag, Evian oder 
Cancun.
Der "Zyklus der Kaempfe" ist nach Genua nicht abgerissen, auch wenn die 
Proteste waehrend der WTO-Konferenz in Cancun in Europa weniger wahrgenommen 
wurden. Genua ging auch nicht spurlos am Club der Acht vorueber: Konnten sie 
in Koeln 1999 noch vor dem Dom posieren, zog sich das Treffen in der Folge 
der Proteste in kleine Orte oder unwegsames Gelaende zurueck, sei es ins 
schlecht erreichbare Evian, auf Inseln weitab von jeder grossen Stadt oder, 
wie jetzt, ins abgelegene schottische Hochland.
Mit dem Rueckzug aus den Metropolen aenderte sich auch die vorgebliche 
Thematik der Gipfel: Statt "Liberalisierung" und "eigenen Interessen" steht 
heute "Entschuldung der armen Staaten" auf der Gipfel-Agenda. Der 
Sprachduktus der G8-Gruppe naehert sich in vielen Teilen den Flugblaettern 
der NGOs (7), selbstverstaendlich ohne Folgen fuer die Politik. Die 
Mainstream-Presse ist voll von teils lobenden Kommentaren wie 
"erstaunlicherweise auf der Agenda" oder "Zugestaendnissen". Tony Blair, 
nicht beruehmt fuer seine sozial engagierte Politik, hat durchgesetzt, 
"Afrika" und "Klimawandel" als Schwerpunkte fuer den kommenden Gipfel 
festzuschreiben. "Greenwash (Gruenwaschen)", eine dreckige Politik durch 
sprachliche Kunstfertigkeit zu saeubern, wird dies im englischsprachigen 
Raum genannt.
Farbenlehre
Die Mobilisierung gegen das G8-Treffen in Schottland wird im Wesentlichen 
von drei Gruppen getragen. Unter dem Motto "Make Poverty History (Armut zur 
Geschichte machen)" mobilisiert eines der groessten Buendnisse von NGOs, das 
es je gegeben hat, zu einer Demonstration fuer Schuldenerlass und 
Armutsbekaempfung nach Edinburgh am Samstag vor Beginn des G8-Gipfels. 
Medien und OrganisatorInnen rechnen mit ueber 100.000 Menschen. (8)
Gleichzeitig scheint es Sorge der Medien zu sein, dass diese Demonstration 
zu "Zustaenden wie in Genua" fuehren koennte, wenn sich "Anarchisten und 
andere" unter den Protestmarsch mischten. Eine Angst, die von einigen der 
NGOs geteilt wird. Dementsprechend gibt es zwischen den Organisationen 
dieses Buendnisses und den Gruppen, die eine "Verhinderung des G8-Gipfels" 
fordern, wenig Austausch. Die eher allgemein gehaltenen politischen 
Forderungen veranlassten jetzt sogar den britischen Schatzkanzler Gordon 
Brown, dazu aufzurufen, sich "in Edinburgh zu versammeln und sich fuer eine 
Bekaempfung der Armut einzusetzen". Ob sich die NGOs gegen diese Versuche 
der "Assimilierung" wehren koennen (oder wollen), wird sich zeigen muessen.
Das unter dem Namen "G8 Alternatives (G8-Alternativen, G8A)" agierende 
Buendnis organisiert sich weitgehend in Schottland selbst und ist zur Zeit 
ein gern gesehener Ansprechpartner der Medien. Teile der Gewerkschaftslinken 
und die SCND (Scottish Campaign for Nuclear Disarmament), aber auch 
verschiedene von der Socialist Workers Party (SWP) dominierte Organisationen 
wie "Globalize Resistance" sind dort vertreten.
Die G8A planen zur Zeit eine Grossdemonstration an der Bahnstation in 
Gleneagles, wenige Kilometer vom Hotel entfernt. Leider ist der Einfluss der 
trotzkistischen SWP in dem Buendnis nicht unbedeutend; KritikerInnen werfen 
dem Buendnis, speziell der SWP, vor, nach aussen hin basisdemokratisch 
aufzutreten, in Wirklichkeit aber alle wesentlichen Entscheidungen hinter 
verschlossenen Tueren zu treffen und damit die schlechten Erfahrungen des 
Europaeischen Sozialforums in London fortzusetzen. Trotzdem gibt es, wie ein 
Blick in das G8A-Internetforum zeigt, eine gewisse Offenheit gegenueber den 
"Anarchisten". Der Anarcho-Syndikalismus wird dort ausdruecklich als eine 
der "Alternativen" aufgefuehrt.
Kommen wir nun also zu den Menschen, die in der britischen Presse schlicht 
"die Anarchisten" genannt werden: Unter dem Namen "Dissent!Network" hat sich 
in den letzten zwei Jahren ein Netzwerk gebildet, dem freie Gruppen 
angehoeren, von denen sich viele als "anarchistisch", alle aber als 
basisdemokratisch verstehen. Als gemeinsame Grundlage haben sich die Gruppen 
auf die PGA-Hallmarks (10), die Grundsaetze von Peoples' Global Action, 
verstaendigt. Es gibt keine feste Organisation oder Struktur, auch keine 
SprecherInnen. Oder wie es in einer gemeinsamen Erklaerung heisst: "Wer im 
Namen des Netzwerkes spricht, der luegt." Wie der Name Dissent! unschwer 
erraten laesst, geht es um grundsaetzliche Kritik am G8-Treffen. Ziel ist es 
dabei nicht nur, eine Massenmobilisierung zu der ein oder anderen Aktion zu 
erreichen. Vielmehr "soll mit anderen Menschen aus Europa und der ganzen 
Welt zusammengearbeitet und diskutiert werden, um zu entscheiden, was wir - 
als eine globale Bewegung - aus dieser Bewegung machen wollen." (11) Obwohl 
gerade die Gruppen des Dissent!-Netzwerkes schlechte Erfahrungen mit der SWP 
gemacht haben, findet zwischen Dissent! und Teilen der G8 Alternatives ein 
Austausch statt. Wie viele Gruppen und Einzelpersonen sich dem Netzwerk 
angeschlossen haben, das sich inzwischen auf ganz Europa erstreckt, ist kaum 
einzuschaetzen. Das Spektrum reicht von MigrantInnen bis zu 
Anarcho-ChristInnen. Auffallend ist der hohe Anteil an Gruppen, die sich 
selbst als "anarchistisch" oder "libertaer" bezeichnen. Insofern liegt die 
Presse mit ihrem Praedikat "anarchistisch" sogar ungewollt richtig.
Die Vorbereitungen von Dissent! sind der britischen Presse nicht selten 
reisserische Artikel wert. So konstatierte der Sunday Herald, dass "einige 
der entschlossensten Demonstranten der Welt hier versammelt sind." (13) Der 
als einigermassen serioes bekannte "Scotsman" meint, in den offen 
angekuendigten Vernetzungstreffen anarchistische "Top-Level Meetings" und in 
Schottland "geheime Ausbildungslager fuer Anarchisten" (14) erkannt zu 
haben. Aus dem Dissent!-Netzwerk sind eine Fuelle von Ideen und Plaene von 
direkten Aktionen hervorgegangen.
Die "Bergwander"-Gruppen, die sich das Ziel gesetzt haben, Gleneagles ueber 
die Highlands zu erreichen, die Blockade-Gruppen und nicht zuletzt die 
"Peoples' Golfing Association", die sich mehr oder weniger golfspielend dem 
Hotel (dem "neunzehnten Loch"!) naehern will. Ergaenzt werden die Aktionen 
vor Ort durch weltweite Aktionstage.
Um eine Hierarchie der Aktionen zu vermeiden, verzichtet Dissent! bewusst 
darauf, selbst zu einer bestimmten Aktion oder zu Demonstration aufzurufen. 
Stattdessen stellt Dissent! allen AktivistInnen, egal ob Teil des Netzwerkes 
oder nicht, Infrastruktur, rechtliche Unterstuetzung und 
Kommunikationsmittel rund um die Proteste zur Verfuegung. Eine mehrwoechige 
Fahrradkarawane von Suedengland bis Schottland oder die seit langem durchs 
Land tourende T.R.A.P.E.S.E -Roadshow ergaenzen die Mobilisierung, genauso 
wie das fuer April geplante "Dissent-Festival" in Lanark (Suedschottland).
Ob die NGOs, die G8 Alternatives und Dissent! zu einer gemeinsamen Sprache 
des Protests finden, vielleicht sogar voneinander lernen, wird sich wohl 
erst waehrend des Gipfels zeigen. Bei allen Differenzen gibt es aber kleine 
Zeichen der Hoffnung, dass sich die Gruppen nicht spalten lassen werden: 
Bisher respektieren alle Beteiligten die angekuendigten Aktionen der 
anderen.
Die anarchistischen Weltuntergangs-Szenarien in der britischen Presse 
spiegeln sich auch in der Sicherheitsdiskussion: Die Rede ist von "no go 
areas", also "roten Zonen" in den Highlands und Edinburgh, und 
Ausweispflicht fuer die AnwohnerInnen. Fuer die personalausweislosen 
BritInnen ist das ein Skandal. Fuer die Auftaktdemo sind - unbekannt bisher 
in Grossbritannien - "Container als Gefangenensammelstellen" geplant. Fuer 
MitteleuropaeerInnen klingt die Diskussion etwas seltsam, ob die Polizei 
Wasserwerfer einsetzen sollte oder nicht. Bisher hat es solche auf den 
britischen Inseln nicht gegeben.
"Es gibt kein Grundrecht auf Ausreise"
Mit dem Slogan "We are everywhere" (Wir sind ueberall), d.h. den G8 zu ihren 
Treffen ueberall hin in der Welt zu folgen oder schon dort zu sein, 
formuliert der Protest gleichzeitig Ziel und Anspruch einer weltweiten 
Bewegung: Das Recht, sich ueberall zu bewegen und zu organisieren, sich 
ueber alle Grenzen zu vernetzen. Dazu gehoert, dass das Recht, sich zum 
Protest zusammenzufinden, erkaempft werden muss.
Seitdem der deutsche Bundesinnenminister Schily 2001 sein Machtwort "Es gibt 
kein Grundrecht auf Ausreise" verkuendete, um die Anreise zu den Protesten 
zu unterbinden, ist klar, dass die Organisation von grenzueberschreitenden 
Protesten ein eigener sozialer Kampf geworden ist. So sind im Vorfeld des 
Gipfels Protestaktionen beiderseits des Kanals geplant: Die fuer 
Dover-Calais angedachten Aktionen sind ein wichtiger Hinweis darauf, dass 
"Bewegungsfreiheit" eine Vorbedingung zum gemeinsamen Protest ist und fuer 
viele Menschen nicht selbstverstaendlich. Es ist zu hoffen, dass die NGOs, 
die zur Auftaktdemo nach Edinburgh mobilisieren, dies nicht aus dem Blick 
verlieren und sich an den Aktionen dazu beteiligen.
Bei allen Verschiedenheiten der Anliegen sind die Anzeichen fuer ein "wir", 
ein "gemeinsam" in den Protesten unuebersehbar. Die grosse 
MigrantInnen-Demonstration in Genua, bei der sich unter dem Slogan "tutti 
siamo clandestini" - "Wir sind alle Illegale" - Zehntausende mit den 
Kaempfen der illegalisierten Fluechtlinge solidarisierten, war ein 
eindrucksvolles Beispiel dafuer. Natuerlich haben die einzelnen Menschen, 
die sich zu den Protesten zusammenfinden, verschiedene Anliegen: sei es 
Armut, die Rechte fuer MigrantInnen, Umwelt oder prekaere Arbeit. 
Gleichzeitig besteht aber die Entschlossenheit, sich aufeinander zu beziehen 
und nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Es ist schon etwas ironisch, 
dass das G8-Treffen selbst fuer eine thematische Ausweitung der 
Gegenbewegung sorgt, in dem es z.B. "Klima" neben "Weltwirtschaft" auf die 
Tagesordnung bringt.
Auch wenn die Gemeinsamkeit oft nicht ueber ein "Dagegen-sein"(Hardt/Negri) 
hinausgeht. Es ist dieses unverhandelbare "Dagegen", dass das Besondere 
dieser Bewegung ausmacht, der grundsaetzliche Dissenz, ohne eine erfuellbare 
Forderung zu stellen: "Es ist dieser undefinierte Kampf, mit dem das Kapital 
nicht umgehen kann, weil es ihn nicht integrieren kann, es kann noch nicht 
einmal vorgeben, seine Forderungen zu erfuellen." (17)
Temporaere Raeume schaffen
Hier wird deutlich, dass die Gegenueberstellung, die oft das "Gipfelhuepfen" 
und "den Maechtigen hinterher rennen" kritisiert und in den Kontrast zum 
"Konstruktiven" der Sozialforen stellt, ein nicht zutreffendes Klischee 
bedient: Nicht nur politische Fragen wie das Recht, Grenzen zu 
ueberschreiten und sich weltweit zu organisieren, wurden erst durch die 
Proteste aufgeworfen. Durch die Erfahrung des "gemeinsamen Kampfes", und 
damit ist nicht eine Verherrlichung des Kampfbegriffs gemeint, sondern die 
gemeinsam unternommene Anstrengung, sich selbst, frei von staatlich 
verordneten Kategorien wie Nationalitaet, zu organisieren; auch und vor 
allem gegen den Druck von aussen.
Projekte wie Indymedia und das Bewusstsein, wie wichtig eine 
selbstorganisierte und ungehinderte Kommunikation ueberhaupt ist, entstanden 
aus dieser Erfahrung und der Notwendigkeit, politische Kaempfe sichtbar zu 
machen und weltweit aufeinander zu beziehen.
Dass diese Bewegung keine klare Forderung stellt und quasi "ziellos" 
scheint, ist ihre Staerke. Die Absage weiter Teile des Protests daran, die 
Macht zu wollen und die Herrschenden durch andere zu ersetzen, ja, nicht 
einmal eine starke Gegenmacht aufbauen zu wollen, koennte immer mehr ihr 
Vorteil werden: "Wenn ich sage, dass wir vielleicht ueberlegen sollten, 
nicht auf Organisationen beschraenkt zu kaempfen, sondern an Ereignissen 
orientiert, so meine ich nicht, dass Organisieren nicht wichtig waere. 
Offensichtlich koennten diese Ereignisse ohne Organisation gar nicht 
stattfinden, ebenso wie jede gute Party Organisation benoetigt. Aber die 
Organisation ist nicht der Zweck des Ereignisses." (18) Warum sollte nicht 
auch mal eine Bergtour in Schottland zu einem solchen Ereignis werden?
(GWR 298, April 2005/gek.)
Quelle: http://www.graswurzel.net/298/g8.shtml
Infos: http://de.dissent.org.uk (deutschsprachige Dissent!-Seite)
*
(1) "Die Welt veraendern, ohne die Macht zu ergreifen", Interview mit John 
Holloway, in: GWR Nr. 283, November 2003
(2) Vgl. dazu auch den Text der Aktivistin Starhawk: "Nach Genua die 
richtigen Fragen stellen" www.starhawk.org, August 2001
(3) Antonio Negri in "Tokyo wird nie bombardiert", Interview in der 
Hamburger Woche, 2002
(7) Non Governmental Organisation (Nicht-Regierungs-Organisation)
(8) Die Kampagnenseite whiteband.org fuehrt u.a. Oxfam International, Attac, 
Caritas Internationalis, Terre des Hommes und World Vision International, um 
nur einige bekannte Namen zu nennen, als Unterstuetzer.
(10) Die PGA-Hallmarks finden sich unter 
www.dissent.org.uk/content/view/4/2/
(11) Aus einer Selbstdarstellung von "Dissent!"
(12) Luther Blisset zum G8-Protest in "Unser sogenannter geheimer Plan", 
Beitrag auf der Dissent Mailingliste, November 2004
(13) Sunday Herald: "Anarchy at the G8", 20. Februar 2005. Im Original; 
"some of the world's most determined demonstrators".
(14) The Scotsman: "Protestors trained at secret camp to target Gleneagles 
summit", Dezember 2004 und "Anarchists put chaos on agenda for summit", 10. 
Maerz 2005.
(15) Sunday Herald, a.a.O.
(17) "Die Welt veraendern, ohne die Macht zu ergreifen", Interview mit John 
Holloway, a.a.O.
(18) Ebd.
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