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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 5. April 2005; 23:01
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Frankreich/Medien/Ruestung:
> Presse in der Hand der Ruestungsindustrie
Im Jahr 2004 haben die beiden franzoesischen Ruestungskonzerne Dassault und 
Lagardere die Kontrolle ueber zwei Drittel des franzoesischen Pressemarktes 
erobert. Der Zugriff der Ruestungsindustrie auf den Medienmarkt schreitet 
europaweit voran - auch in Oesterreich.
"Journalisten sind Soldaten", meinte NATO-Propagandaminister Jamie Shea 
waehrend des Jugoslawienkrieges. Denn der Krieg wird nicht nur auf dem 
Schlachtfeld entschieden, sondern auch an der "Heimatfront", d.h. es ist die 
Frage, ob es den Kriegfuehrenden gelingt, die oeffentliche Meinung 
kriegsgestimmt und opferwillig zu halten. In Frankreich z. B. hat die 
Zeitung Le Figaro die Regierung erheblich in Bedraengnis gebracht, als sie 
darueber berichtete, dass das sog. "Racak"-Massaker, das von der Propaganda 
als kriegsausloesend dargestellt wurde, gar nicht stattgefunden hatte. Seit 
2004 wuerde im Figaro so etwas nicht mehr stehen. Denn Le Figaro wurde - wie 
70 andere Publikationen und ein Drittel der regionalen Tagespresse - vom 
Ruestungskonzem Dassault aufgekauft. Dassault produziert u. a. den 
Militaerjet Mirage.
Damit ist in Frankreich eine einmalige Konzentration des Medienmarktes in 
der Hand von zwei Ruestungskonzernen entstanden. Denn der Waffenfabrikant 
Lagardere, der unter anderem am Eurofighter-Produzenten EADS beteiligt ist, 
kontrolliert ebenfalls bereits ein beachtliches Medienimperium in den 
Bereichen Presse, Edition, Vertrieb und audiovisuelle Medien. Zusammen 
beherrschen die beiden Ruestungskonzerne zwei Drittel des franzoesischen 
Pressemarktes. Die EU-Kommission, sonst Herold des freien Marktes, hat diese 
Pressekonzentration postwendend genehmigt. Schliesslich ist eine gegenueber 
der EU-Militarisierung kritiklose Medienlandschaft ganz im Sinne der 
Bruesseler Buerokratie. Der Ruestungsindustrielle Serge Dassault macht kein 
Hehl daraus, dass er seine Medienmacht nutzen werde, um "gewisse Ideen und 
Orientierungen zu verbreiten" (TAZ, 16.3.2004). Der franzoesische Gruene 
Noel Mamere uebt scharfe Kritik: "Wir leben in einer Bananenrepublik, in der 
ein Waffenhaendler und Freund des Praesidenten 80 Prozent des groessten 
Medienkonzerns besitzt. Das ist ein sehr schlechtes Zeichen fuer die 
demokratische Gesundheit [...] Selbst in den USA gibt es Kartellgesetze. In 
Frankreich dagegen nicht." (Frankfurter Rundschau, 16.3.2004).
Bertelsmann: Herzstueck des ruestungs-medialen Komplexes.
Aehnliche Entwicklungen gibt es europaweit. Der deutsche Bertelsmann-Verlag, 
der groesste europaeische Medienkonzern, ist ein Herzstueck des sich 
formierenden ruestungs-medialen Komplexes. Die Klammer bildet die Deutsche 
Bank, die wesentlicher Aktionaer bei den Ruestungskonzernen EADS und Siemens 
ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank sitzt im Aufsichtsrat 
von Bertelsmann. Das spiegelt sich im Kurs des Medienkonzerns wider. Die 
Bertelsmann AG faehrt nicht nur oekonomisch einen aggressiven 
Expansionskurs, sondern betreibt auch ueber die Bertelsmann-Stiftung 
intensives politisches Lobbying fuer eine weltweit agierende 
Militaersupermacht EU (siehe Artikel ueber das Bertelsmann-Institut Centrum 
fuer angewandte Politikforschung). Das hat auch massive Auswirkungen auf die 
oesterreichische Medienlandschaft. Denn mittlerweile gehoeren die Magazine 
News, Profil, Format, TV-Media, Trend, Woman und e-media zum 
Bertelsmann-Imperium. (guernica 2/2005)
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