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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15. Maerz 2005; 20:31
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Nord-Sued:

> Sri Lanka nach dem Tsunami

Bericht der Sozialistischen Linkspartei (SLP)

Im Zentrum der bisherigen Berichterstattung steht das Leid der
internationalen TouristInnen. Aber was wird geschehen, wenn alle
AuslaenderInnen gefunden und ausser Landes sind? Die Folgen der
Zerstoerungen werden noch viele Jahre zu sehen sein und die Hilfe wird
weniger. Die sozialen und politischen Probleme sind nicht vorbei, nur weil
nicht mehr darueber berichtet wird. In Sri Lanka war die soziale Lage schon
vor dem 26. Dezember alles andere als rosig. Durch die Flutwelle haben viele
Menschen aber nun alles verloren. Sie haben keine Versicherungen und es gibt
kein staatliches Sozialnetz. Im Sueden wurden die Bezirke Ampara and Galle
voellig zerstoert. Von Bruecken, Strassen, Eisenbahnschienen und Haeusern
blieb nur Schutt uebrig. Mehr als 40 Spitaeler und ueber 200 Schulen wurden
vollstaendig oder teilweise zerstoert.. Ca. fuenf Prozent der Bevoelkerung
sind nun obdachlos und leben in den rund 800 Auffanglagern.

"Unter dem Deckmantel eines hoeflichen humanitaeren Auftretens zieht die
kapitalistische Klasse bereits Profit aus dem Tsunami-Geschaeft" berichtet
Senan von der USP (United Socialist Party, Schwesterpartei der SLP)

Profit mit dem Elend

Aus England wurde bekannt, dass die Banken alleine durch die Verwaltung der
Spendengelder eine halbe Million Pfund pro Woche verdienen. Die USA hat
angekuendigt, ihre "Hilfe" durch die USA abwickeln zu lassen, d.h. dass (wie
schon im Irak) US-Firmen daran massiv verdienen werden.

Auch indische Unternehmen haben ihr Interesse angemeldet. Dass diese Form
der "Hilfe" auf Kosten der Menschen in Sri Lanka geht, ist offensichtlich.
Die Preise fuer Grundnahrungsmittel und Benzin (wichtig zum Kochen)
schiessen in die Hoehe, was die soziale Katastrophe verschaerft.
Gleichzeitig zieht der Aktien- und Waehrungsmarkt in Sri Lanka bereits
Profit aus dem Tsunami.

Seit ueber 20 Jahren gibt es in Sri Lanka Konflikte zwischen der tamilischen
Bevoelkerung im Norden und der (singhalesischen) Regierung. Seit einigen
Jahren gibt es einen Waffenstillstand. Die einfache Bevoelkerung aus dem
Sueden der Insel ist mehr als willig, Hilfe auch in den Norden, inklusive
der von der LTTE ("Tamilische Tiger", eine Befreiungsbewegung)
kontrollierten Gebiete, zu bringen. Aber die Regierung verhindert das.
Militaer und Regierung missbrauchen die Katastrophe, um gegen die tamilische
Bevoelkerung und die LTTE vorzugehen. Aehnlich ist die Situation auch in
Aceh/Indonesien. Die Berichte haeufen sich, dass Hilfslieferungen vom
Militaer nicht in den Norden Sri Lankas durchgelassen werden. Selbst
UNO-Generalsekretaer Kofi Annan durfte nicht in die tamilischen Gebiete.
Auch die US-Regierung nuetzt die Katastrophe, um ihren lange gehegten Wunsch
nach einer Militaerbasis in Trincomalee in die Tat umzusetzen. Daher sind
bereits Teile der Kriegsflotte und rund 1500 US-SoldatInnen eingetroffen.

Taeglich muessen sich Menschen bis zu zehn Stunden anstellen, um
Lebensmittel, sauberes Wasser und Medikamente zu bekommen. Die einzige
finanzielle Entschaedigung, die Betroffene erhalten, sind 5.000 Rupien (ca.
38 Euro) im Falle eines Begraebnisses von Angehoerigen. Oft herrscht das
"Recht des Staerkeren", wenn es um die Verteilung der lebensnotwendigen
Gueter geht. Es haeufen sich auch die Berichte darueber, dass die Armee
grosse Teile der Hilfslieferungen beschlagnahmt und fuer sich selbst
verwendet.

Das Programm der USP

Die USP verbindet ihre Hilfe fuer die Betroffenen mit einer laengeren
Perspektive. Die jetzigen Massnahmen sind nicht ausreichend, um die Not zu
bekaempfen und den Menschen in Sri Lanka ein sicheres und wuerdevolles Leben
zu gewaehrleisten. Die USP fordert daher die Ueberwindung der nationalen
Konflikte. Die ArbeiterInnen muessen sich gegen die Spaltungsversuche der
Regierung zusammenschliessen. Alle Hilfslieferungen und -leistungen muessen
demokratisch verwaltet werden. Komitees, gewaehlt von ArbeiterInnen und der
armen Bevoelkerung, sollten die Hilfe koordinieren und verteilen. Die
Menschen duerfen nicht wie BettlerInnen behandelt werden, sondern die Hilfe
soll durch ein Rationierungssystem verteilt werden. Komitees der Obdachlosen
sowie der lokalen Gewerkschaften und politischen Organisationen, je nach
ihrer Unterstuetzung, sollen die Auffanglager verwalten. Banken und
Privatunternehmen duerfen nicht an der Katastrophe verdienen. Kleine
FischerInnen, HaendlerInnen und LadenbesitzerInnen muessen zinsenlose
Kredite bzw. kostenlos z.B. Fischereigeraetschaften erhalten, um ihr Leben
weiter fuehren zu koennen.

Die Regierung in Sri Lanka darf kein Geld mehr fuer Waffen ausgeben. Auch
auslaendische militaerische "Unterstuetzung" muss gestoppt werden. Das
gesamte Geld soll fuer Hilfs- und Wiederaufbauprogramme verwendet werden.
Weiters fordert die USP den Abzug aller auslaendischen Truppen und ein Ende
aller Versuche, die Situation zu militarisieren, die Streichung aller
Auslandschulden. Systeme zur Katastrophenwarnung vor Tsunamis und anderen
"Naturkatastrophen" muessen eingerichtet werden.

Die SLP hat in den letzten Wochen zu Spenden fuer die USP aufgerufen. Bis
jetzt wurde das Geld fuer sauberes Trinkwasser, Sanitaetsartikeln,
Medikamente u.ae. verwendet. Die USP muss aber auch eine politische Kampagne
fuehren, um den Opfern des Tsunami auch laengerfristig eine Lebensgrundlage
zu gewaehrleisten. Die katastrophale soziale Situation in den betroffenen
Gebieten kann die Grundlage fuer ethnische Zusammenstoesse, fuer
Buergerkriege u.ae. sein. Schon jetzt hetzen religioese und ethnische
FundamentalistInnen. Die USP versucht auch hierzu eine Alternative
anzubieten.(SLP/gek.)

PSK 8812.733, Stichwort: Flutkatastrophe

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Veranstaltungen in Wien:
Samstag 19. März um 18.30
Sri Lanka: Tsunami, Bürgerkrieg und Neoliberalismus
"Amerlinghaus"
7; Stiftg. 8

Montag 21. März um 18.30
Sri Lanka: Die soziale und politische Lage
6; Gewerkschaft der Chemiearbeiter, Stumpergasse 60

Veranstaltung in Linz:
Dienstag 22. März um 18.30
Sri Lanka: Die soziale und politische Lage
ÖGJ-Kandlheim am Linzer Andreas-Hofer-Platz (Raum im Obergeschoß)

Veranstaltung in Salzburg:
Mittwoch 22. März um 19.30
Sri Lanka: Die soziale und politische Lage
Arbeiterkammer - Markus-Sittikus-Straße 10


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