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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15. Maerz 2005; 20:23
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Kolumbien:
> Zwischen den Fronten des Buergerkriegs
Sprecher einer Friedensgemeinde und ihre Familien von "Sicherheitskraeften" 
ermordet
amnesty international fuerchtet um das Leben der Bewohner der 
"Friedensgemeinde" San José de Apartadó im Verwaltungsbezirk Apartadó 
(Departement Antioquia).
In den vergangenen Tagen wurden acht Bewohner der Gemeinde, darunter auch 
Frauen und Kinder, von bewaffneten Maennern getoetet, die sich Berichten 
zufolge als Angehoerige der kolumbianischen Armee zu erkennen gegeben 
hatten.
Luis Eduardo Guerra Guerra, einer der Sprecher der Friedensgemeinde, seine 
Partnerin Bellanyra Areiza Guzmán, sein elfjaehriger Sohn Deiner Andrés 
Guerra sowie ein Augenzeuge, der unerkannt bleiben moechte, befanden sich am 
21. Februar 2005 in Mulatos, einer der Friedensgemeinde San José de Apartadó 
angeschlossenen Gemeinde.
Dort wurden sie Berichten zufolge gegen elf Uhr von einer Gruppe bewaffneter 
Maenner, offenbar Angehoerige der kolumbianischen Armee, verschleppt. Die 
Maenner drohten damit, die vier Personen wegzubringen, um sie dann zu 
toeten. Der Augenzeuge konnte daraufhin fliehen.
Am 22. Februar 2005 besuchte der Zeuge den Hof von Alfonso Bolívar Tuberquia 
Graciano, einem weiteren Sprecher der Friedensgemeinde. Dort fand er seinen 
Angaben zufolge Leichen auf dem Hof und Blutspuren im Haus. Er meldete dies 
den Behoerden, woraufhin Vertreter der Generalstaatsanwaltschaft vor Ort 
Untersuchungen einleiteten. Meldungen zufolge wurden fuenf verstuemmelte 
Leichen in zwei Graebern in der Naehe des Hauses gefunden, die als Alfonso 
Bolívar Tuberquia Graciano, seine Partnerin Sandra Milena Muñoz Pozo, deren 
Kinder Santiago Tuberquia Muñoz und Natalia Andrea Tuberquia Muñoz sowie 
Alejandro Pérez, ebenfalls ein Bewohner der Gemeinde, identifiziert wurden. 
Am gleichen Tag wurde zwischen Mulatos und La Resbalosa offenbar ein 
weiteres Grab mit den sterblichen Ueberresten von Luis Eduardo Guerra 
Guerra, Bellanyra Areiza Guzmán und Deiner Andrés Guerra gefunden. La 
Resbalosa gehoert zu den Gemeinden, die sich der Friedensgemeinde von San 
José de Apartadó angeschlossen haben.
Nach Berichten von Augenzeugen fuehren Angehoerige der 17. Brigade der 
kolumbianischen Armee seit dem 21. Februar 2005 militaerische Operationen in 
der Umgebung von Mulatos durch. Laut Angaben von Bewohnern der Region haben 
Soldaten ihnen gesagt, dass sie noch mehr Zivilisten getoetet haetten, wenn 
die Morde nicht gemeldet worden waeren. Offensichtlich bezeichneten die 
Soldaten die acht Opfer als "tote Guerillakaempfer".
Hintergrundinformationen
Luis Eduardo Guerra Guerra hatte die Friedensgemeinde bei Gespraechen mit 
der kolumbianischen Regierung vertreten, bei denen es um die Sicherheit der 
Bewohner der Gemeinde ging. Im Jahr 2002 hatte er die Region aus Sorge um 
seine Sicherheit verlassen, war jedoch im Juli 2004 zurueckgekehrt. Am 11. 
August 2004 explodierte eine offenbar von der Armee platzierte Granate in 
der Naehe seines Hauses; seine Frau starb bei der Explosion, sein Sohn 
Deiner Andrés Guerra wurde verletzt. Angehoerige der 17. Brigade erklaerten, 
die Friedensgemeinde haette die Granaten fuer Guerillakaempfer gelagert. Am 
12. Dezember 2004 hielten Angehoerige der 17. Brigade Luis Eduardo Guerra 
Guerra an einem Kontrollpunkt bei San José de Apartadó fest, verhoerten ihn 
und beschuldigten ihn des verdaechtigen Verhaltens.
Die Friedensgemeinde (Comunidad de Paz) war im Maerz 1997 gegruendet worden. 
Mit der Gruendung der Gemeinde wollte die Zivilbevoelkerung ihr Recht 
durchsetzen, nicht in Kolumbiens Buergerkrieg hineingezogen zu werden. Die 
Gemeinde wird von den Sicherheitskraeften immer wieder als subversiv 
bezeichnet. Bis heute hat dies zu Toetungen und "Verschwindenlassen" von 
ueber 100 Mitgliedern der Gemeinde gefuehrt, veruebt sowohl von Angehoerigen 
der Armee und ihren paramilitaerischen Verbuendeten als auch von 
Angehoerigen der Guerillagruppe "Fuerzas Armadas Revolucionarias de 
Colombia - FARC" (Revolutionaere Streitkraefte von Kolumbien).
Die juengsten Toetungen wurden waehrend militaerischen Operationen der 17. 
Brigade in der Region veruebt. Sie stehen im Zusammenhang mit der geplanten 
Rueckkehr einiger Familien in das verlassene Dorf von San José, La 
Esperanza, am 23. Maerz 2005. Auch bei einem frueheren Versuch, wieder 
Menschen im Dorf La Esperanza anzusiedeln, war es im April 1999 zu Toetungen 
mehrerer Bewohner der Friedensgemeinschaft durch Paramilitaers gekommen. 
(ai/gek.)
Quelle:
http://www.amnesty.co.at/urgentaction/cont/urgent/2005/ua012_05_kolumbien.html
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