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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. Maerz 2005; 18:52
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Glosse/Verkehr(t):
> Anleitung zur fahrlaessigen Toetung
"Ueber ein Drittel der getoeteten PKW-Lenker ist zwischen 18 und 24 Jahren 
alt" gibt das Kuratorium fuer Verkehrssicherheit in einer Presse-Information 
bekannt. Der Aussendung ist weiters zu entnehmen, dass in dieser 
Altersgruppe "allein 37 Prozent der Todesfaelle auf den Strassenverkehr 
zurueckzufuehren" ist. Das Risiko, im Strassenverkehr umzukommen, ist laut 
Kuratorium fuer die jungen Raser weit hoeher als an Krankheiten (20%) oder 
an Selbstmord (20%) zu sterben. Aber auch dem weitverbreiteten Irrglauben, 
unsere Jugend wuerde hauptsaechlich an Drogen, Gift oder Alkohol sterben, 
widersetzt sich die Studie. Diese Todesursachen sind mit elf Prozent relativ 
niedrig, wohingegen 2003 allein 138 Menschen dieser Altersgruppe als 
PKW-Lenker oder Mitfahrer getoetet worden seien. Diese Zahlen beziehen sich 
nur auf junge Verkehrsteilnehmer und entsprechen natuerlich dem bisherigen 
Tempo von 100 auf Ueberlandstrassen und 130 auf Autobahnen.
Was waere die logische Konsequenz aus diesen Todesfaellen? 
Selbstverstaendlich eine Temporeduktion. Der Verkehrsminister zeigt soetwas 
wie politische Verantwortung, haelt eine Rede, dass die Strassen keine 
Schlachtfelder zu sein haben und erlaesst strenge Tempolimits: 100 km/h fuer 
Autobahnen, 80 fuer sonstige Strassen und 30 bis 40 fuer Ortsgebiet. Es 
wuerde zwar ein Riesengetoese veranstaltet werden, aber die geringere Zahl 
der Verkehrstoten wuerde ihm schliesslich rechtgeben. Wenn er gleichzeitig 
massiv fuer den Ausbau des oeffentlichen Verkehrs eintritt, wird er als der 
Minister in die Geschichte eingehen, der neben dem Schutz von Menschenleben 
auch die oekologische Qualitaet des Landes zu verteidigen bereit war. Hubert 
Gorbach waehlt bekanntermassen die voellig andere Richtung. Er animiert die 
Raser und Bolzer des Landes, noch mehr Gas zu geben. 160 auf Autobahnen! 
Dass die Fangemeinde des Gasgebens bloss auf den zugelassenen Strecken ihre 
160 km/h fahren, glaubt wahrscheinlich nicht einmal Gorbach. Oder es ist ihm 
schlicht wurscht. Fuer ein paar moegliche Stimmen ist er bereit, ein 
toedliches Spiel zu betreiben. Es ist das Signal zum Gasgeben im ganzen 
Land. Nicht nur die Kids werden ermuntert, Niki Lauda zu spielen. Der 
geringste Fehler potenziert sich bei 160 km/h, die dann sowieso 170 oder 
mehr werden, wesentlich mehr toedliche Unfaelle, als sie jetzt der Fall 
sind.
Wie kann einem derartigen toedlichen Zynismus begegnet werden? Welche 
Moeglichkeiten bietet der Rechtsstaat, einem Verkehrsminister zu untersagen, 
die Strassen zu Rennstrecken umzufunktionieren?
Vorstellbar sind individuelle Klagen gegen die Bundesregierung nicht nur, 
wenn es auf den erlaubten 160er-Strecken zu einer Erhoehung der Unfaelle mit 
toedlichem Ausgang kommt. Wer auch immer eine Rechtsschutzversicherung 
besitzt, moege eine dieser Klagen einleiten. Es koennen dies 
Gemeingefaehrdung oder Anleitung zur fahrlaessigen Toetung sein. ... Jetzt 
informiert mich aber gerade unser Rechtsexperte, dass es nicht so einfach 
ist, Klagen einzureichen. Na gut - dann sollten wir wenigstens einen 
ungeheuren Wirbel veranstalten.
*Fritz Pletzl*
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