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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 8. Maerz 2005; 19:24
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Nachruf:

> Peter Benenson

31. Juli 1921 - 25. Februar 2005

Der amnesty-Gruender ist tot


Zahllose Menschen, die verfolgt worden sind, haben Grund, dem britischen
Anwalt Peter Benenson, dem Gruender von Amnesty International (AI), dankbar
zu sein. Seine Eingebung fuehrte in den 1960er Jahren zu einer weltweiten
Bewegung der Zivilgesellschaft mit dem Ziel, Ungerechtigkeiten von
Regierungen oeffentlich zu machen und zu bekaempfen.

Peter Benensons Hang zum Disput wurde schon in der Schulzeit sichtbar: Eine
Beschwerde an den Schulvorsteher ueber die schlechte Qualitaet des Essens in
der Schule fuehrte zu einem Brief an die Mutter, in dem sie vor den
«revolutionaeren Tendenzen» ihres Sohnes gewarnt wurde. Im Alter von 16
Jahren startete er seine erste Kampagne: Er verlangte die Unterstuetzung der
Schule fuer das «Spanish Relief Committee», das Waisen aus dem spanischen
Buergerkrieg unterstuetzte. Er selbst «adoptierte» mit einem finanziellen
Beitrag eines der Kinder.

Spaeter richtete sich sein Augenmerk auf die Notsituation der Juden, die vor
Hitlers Naziregime aus Deutschland fluechten mussten. Trotz einigem
Widerstand gelang es ihm, bei seinen Schulfreunden und ihren Familien 4000
britische Pfund zusammenzubringen, um zwei junge deutsche Juden nach
Grossbritannien zu bringen. Wahrscheinlich rettete er ihnen damit das Leben.

Waehrend des Krieges studierte er ein Jahr Geschichte am Balliol College der
Oxford University in London. Diese Universitaet verlieh ihm spaeter den
Ehrendoktor fuer die Gruendung von Amnesty International. Benenson ging in
die Armee, wo er im Pressebuero des Informationsministeriums arbeitete.
Danach wechselte er nach Bletchley, dem britischen Institut fuer die
Dechiffrierung von Geheimcodes. Er verliess die Armee um Rechtsanwalt zu
werden und legte nach dem Krieg sein Examen ab. Benenson wurde Mitglied der
Labour Party und fuehrendes Mitglied der «Society of Labour Lawyers»
(Gesellschaft der Arbeiteranwaelte).

Anfang der 1950er Jahre schickte ihn der Gewerkschaftskongress als
Prozessbeobachter nach Spanien, um Gerichtsverhandlungen gegen
Gewerkschafter zu verfolgen. Benenson war entsetzt ueber das, was er sah und
stellte eine Liste mit Beschwerden auf, mit der er den Verhandlungsrichter
konfrontierte. Die Gerichtsverhandlungen endeten mit Freispruechen, eine
Seltenheit im faschistischen Spanien.

Mit diesem vielfaeltigen Engagement erarbeitete er sich internationales
Ansehen. In Zypern unterstuetzte er griechisch-zypriotische Anwaelte, deren
Klienten mit den britischen Machthabern in Konflikt geraten waren. Er
ueberzeugte Anwaelte der Arbeiterpartei, der liberalen Partei sowie der
konservativen Partei, waehrend des Ungarnaufstandes von 1956 Beobachter nach
Ungarn zu schicken, um korrekte Gerichtsverfahren zu gewaehrleisten. Das
Gleiche erreichte er fuer Suedafrika, wo ein wichtiges Gerichtsverfahren
wegen Landesverrats bevorstand. Diese Aktionen fuehrten zur Gruendung der
Menschenrechtsorganisation «Justice».

Sein unermuedliches Engagement bildete die Grundlage fuer sein wichtigstes
Projekt, die Gruendung von Amnesty International im Jahr 1961. Benenson war
zutiefst empoert, nachdem er einen Artikel ueber die Verhaftung von zwei
Studenten in einem portugiesischen Restaurant gelesen hatte, die auf die
Freiheit angestossen hatten. Mit der Publikation eines Appells auf der
Frontseite des «Observer» unter dem Titel «Die vergessenen Gefangenen» war
Amnesty International geboren. «Gewissensgefangener» wurde bald zu einem
allgemein bekannten Begriff. Das Logo der Bewegung, eine mit Stacheldraht
umwickelte Kerze, wurde das weltweite Symbol fuer Hoffnung und Freiheit.

In den ersten Jahren arbeitete Peter Benenson unermuedlich fuer die neue,
aufstrebende Bewegung. Er war aktiv bei der Beschaffung eines Grossteils der
Finanzmittel, nahm an Untersuchungsmissionen ueber
Menschenrechtsverletzungen in verschiedene Laender teil und spielte in allen
Bereichen der Organisation eine wichtige Rolle.

«Zu dieser Zeit wurden wir ins kalte Wasser geworfen und lernten», sagte
Benenson spaeter. «Wir probierten jede Technik aus, um die Oeffentlichkeit
zu erreichen, und wir waren sehr dankbar fuer die breite Unterstuetzung von
Medienleuten und Fernsehteams ueberall auf der Welt, die uns nicht nur
Informationen wie die Namen von Gefangenen lieferten, sondern, wann immer
sie konnten, Berichte ueber Gefangene veroeffentlichten. Ich denke, es ist
die Oeffentlichkeitsarbeit von Amnesty International, die die Organisation
weltweit bekannt machte. Nicht nur bei Leserinnen und Lesern, sondern auch
bei Regierungen - und das ist es, was zaehlt.»

Peter Benenson hoerte niemals auf, fuer eine bessere Welt zu kaempfen. Er
gruendete eine Gesellschaft fuer Menschen mit Zoeliakie (Erkrankung der
Duenndarmschleimhaut), einer Krankheit, unter der er selber gelitten hat. In
den 1980er Jahren wurde er Vorsitzender der neu gegruendeten Association of
Christians Against Torture (ACAT, Aktion der Christen fuer die Abschaffung
der Folter), und in den 1990ern organisierte er Hilfe fuer die Waisenkinder
in Ceaucescu's Rumaenien.

Bei einer Feier zum 25jaehrigen Bestehen von Amnesty International vor der
Kirche St. Martin's in the Fields in London zuendete er als symbolische
Geste eine Kerze an. «Diese Kerze brennt nicht fuer uns», erklaerte
Benenson, «sie brennt fuer alle, die wir nicht aus dem Gefaengnis retten
konnten, die auf dem Weg ins Gefaengnis erschossen wurden, die gefoltert
oder entfuehrt wurden, die 'verschwunden' sind. Fuer sie ist diese Kerze
da.»

Quelle: http://www.amnesty.co.at/diverse/benenson.htm

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