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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 1. Maerz 2005; 19:54
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Kommentar der Anderen:
> Vorsicht, bissiger Hund!
Auch wenn sich die Situation im Libanon in den letzten Tagen gravierend 
geändert hat, ist nachfolgender Kommentar von Uri Avnery vom 5.Februar 2005 
durchaus noch aktuell
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Dick Cheney drohte vor ein paar Wochen, wenn der Iran sein nukleares 
Potential weiter entwickeln werde, dann wuerde Israel angreifen. In dieser 
Woche wiederholte George Bush diese Drohung. Dies laeuft auf eine klare 
Warnung hinaus: falls der Iran sich nicht den Ordern der USA unterwirft (und 
vielleicht sogar, obwohl er dies tut), wird Israel ihn mit Hilfe der USA 
angreifen, genau wie Israel den irakischen Reaktor vor 24 Jahren angegriffen 
hat.
Als Bush das erste Mal zu Macht kam, legten die Neo-Kons einen eindeutigen 
Plan vor ihn hin, zur Ausdehnung des amerikanischen Empires im Nahen Osten. 
Er enthielt drei Kapitel:
1.Den Irak erobern, um die Kontrolle fuer seine immensen Oelreserven unter 
Kontrolle zu bekommen und eine US-amerikanische Garnison am entscheidenden 
Schnittpunkt zwischen den Oelfeldern des Kaspischen Meeres und den 
Saud-Ressourcen zu platzieren.
2.Das iranische Regime zu brechen und den Iran zum amerikanischen Block 
zurueckfuehren.
3.Dasselbe mit Syrien und dem Libanon tun.
Eigentlich moechte man vermuten, dass nach den schlechten Erfahrungen des 
amerikanischen Abenteuers im Irak, die naechsten Kapitel gestrichen wuerden. 
Immerhin, das Hauptziel, eine dauernde Garnison im Lande aufzubauen, ist 
erreicht worden. Auch wenn es jede Art von Sabotageakten gibt,das irakische 
Oel ist unter Kontrolle der USA.
Zum Iran: Die Drohungen von Bush und Cheneys,den Rottweiler loszulassen, 
sind ernst zu nehmen. In dem Augenblick, in dem sie glauben, der Weg sei 
frei, werden sie Sharon ein Zeichen geben. Sharon wird seine Pflicht tun, um 
eine amerikanische Uebereinkunft zu erhalten, die ihm erlaubt, weitere Teile 
der palaestinensischen Gebiete zu vereinnahmen.
Wird die naechste militaerische Aktion das Regime der Ayatollas stuerzen? 
Ich bezweifle es. Mit einem Angriff von ausserhalb, besonders mit 
"Kreuzfahrern und Zionisten" konfrontiert, wird sich das iranische Volk 
vereinigt hinter das Regime stellen.
Syrien ist ein anderes Ziel. Es hat keine Oelreserven wie der Irak und der 
Iran. Aber ohne Syrien wird das amerikanische Empire nicht dauernd 
aufrechzuerhalten sein und es wird weiterhin ein Hindernis fuer Israel 
bilden. Im Krieg von 1967 hatte Israel die Golanhoehen erobert, die bis 
dahin in Israel "die syrischen Hoehen" genannt wurden. An der Stelle von 
Dutzenden syrischer Doerfer, die vom Erdboden verschwunden sind, stehen 
jetzt israelische Siedlungen. Die Syrer haben nie aufgegeben, zu versuchen, 
ihr Land zurueckzubekommen. 1973 versuchten sie es mit einem Krieg, wurden 
aber trotz des anfaenglichen Sieges in die Flucht geschlagen. Seitdem hat 
sich das militaerische Ungleichgewicht noch mehr zu Gunsten Israels 
entwickelt. Deshalb versucht Syrien nun eine andere Methode: durch die 
Unterstuetzung der Hisbollah und der radikalen palaestinensischen 
Organisationen, deren Fuehrer in Damaskus leben. Um die dauernde Herrschaft 
ueber die Golanhoehen zu erreichen, muss Israel Syrien brechen. Die Neo-Kons 
in Washington haben dasselbe Ziel. Der Vorwand: die Tatsache, dass Syrien im 
Libanon Soldaten stationiert hat.
Historisch betrachtet, ist der Libanon ein Teil Syriens. Damaskus hat sich 
nie mit der Errichtung eines getrennten Libanons durch die franzoesischen 
Kolonialherren in der ersten Haelfte des 20. Jahrhunderts abgefunden. Es 
akzeptiert den Libanon hoechstens als syrisches Protektorat. Die syrische 
Armee marschierte 1976 auf der Hoehe des Buergerkrieges in den Libanon ein. 
Die Muslime und die Drusen waren mit Hilfe der PLO im Begriff, die 
christlichen Gebiete zu erobern. Es waren die Christen (man denke daran!), 
die die Syrer um Hilfe gerufen haben. Viele Libanesen glauben, dass ihr 
Abzug den Buergerkrieg wieder zum Ausbruch bringen wuerde. Seitdem sind die 
Syrer dort. 1982 versuchte Israel, sie zu verdraengen. Das war das Hauptziel 
der israelischen Armee (im Unterschied zum damaligen Verteidigungsminister 
Arik Sharon, dessen Hauptziel es war, die Palaestinenser zu vertreiben. Aber 
die Invasion erreichte nicht ihr Ziel. Am Ende wurden die Israelis 
hinausgetrieben und die Syrer blieben.)
Kuerzlich wurde der muslimische Fuehrer Fariq al-Hariri, der sich vor kurzem 
der Opposition angeschlossen hatte, in Beirut ermordet. Noch weiss man 
nicht, wer es getan hat. Die grosse amerikanische Propagandamaschine, die 
die israelischen Medien einschliesst, wies auf die Syrer hin. Wenn sie 
tatsaechlich schuldig sind, war dieser Akt eine sehr grosse Dummheit, da er 
offensichtlich den Amerikanern helfen kann, eine libanesische Opposition 
aufzubauen und einen Sturm antisyrischer Gefuehle zu wecken.
Es geschah exakt im richtigen Augenblick fuer jemanden, der daran 
interessiert ist, eine Kampagne gegen Syrien zu beginnen und zwar unter dem 
Slogan: "Schluss mit der syrischen Besatzung!"
Diese Forderung ist jedoch etwas seltsam; sie kommt von zwei 
Besatzungsmaechten: den Amerikanern im Irak und den Israelis in Palaestina. 
Aber Rottweiler sind nicht wegen ihres Humors bekannt, und auch nicht die, 
die sie an der Leine fuehren.
(Uri Avnery auf uri-avnery.de/ZNet Deutschland 05.02.2005/gek.)
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(Anm.d.LayOuters: Bevor die Proteste kommen -- Ja, wir wissen, dass 
Tiermetaphern nie ein guter Stil sind, aber der Kommentar ist trotzdem 
besser als so mancher anderer zum Thema, der dafuer wieder politisch korrekt 
ist)
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