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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15. Februar 2005; 23:10
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Medien/Polizei/Rassismus:

Seit 19.Jaenner tobt ein heftiger Streit um den "Falter". Eine Coverstory
von Florian Klenk ueber die Drogenszene im Votivpark fiel etwas sehr
polizeifreundlich aus. Zur Weiterverbreitung der Debatte nachfolgend ein
Text von Oliver Marchart, gefunden im Widerst@ndsmund. Nachfolgend ein
Kommentar aus der Redaktion.

> Der Falter und die Wut

"Ich fordere die unterzeichnenden Organisationen und Personen auf,
unverzueglich in sich zu gehen." Mit dieser Mischung aus ernstgemeinter
Befehlstonironie und katholischer Ein- und Umkehrdrohung reagiert der
Falter-Herausgeber Armin Thurnher auf einen offenen Brief, dessen
UnterzeichnerInnen im Artikel von Florian Klenk die "klassischen Regeln der
Legitimierung von Rassismus" ausgemacht hatten. Nun ist es ja verstaendlich,
dass ein Herausgeber sich erstmal vor seinen Redakteur stellt. Aber es
sollte nicht stumpf machen gegenueber Kritik in der Sache. Und es sollte vor
allem nicht dazu verleiten, den Spiess umdrehen zu wollen und die
KritikerInnen zu den eigentlich Schuldigen zu machen.

Auch wenn das fuer Thurnher offenbar eine Denkunmoeglichkeit und Beleidigung
der journalistischen Ehre des Falter, des Autors und seiner selbst ist: Wenn
in einem Falter-Artikel rassistische Topoi zu finden sind, dann sind sie
nicht mit billigen Retourkutschen und argumentativen Verrenkungen aus der
Welt zu schaffen. Der Klenksche Artikel, schreibt Thurnher, sei selektiv
wahrgenommen worden. Klenk haette alle Seiten angehoert, alle seien zu Wort
gekommen, die Polizisten genauso wie die Streetrunners. Ausserdem sei Klenk
als linker Aufdeckungsjournalist ueber alle Zweifel erhaben: "Mit welchem
Recht unterstellen sie ihm nun, wo seinem Bericht die angewandte Sorgfalt
von weitem anzusehen ist, Rassismus?"

Nun genuegt ein Blick auf den offenen Brief, den Thurner vollstaendig
zitiert, um zu erkennen, dass Klenk als Person Rassismus gar nicht
unterstellt wurde. Was dort kritisiert wird, ist, dass im Artikel - vom
Falter immerhin zur Coverstory erhoben - Legitimationsfiguren von Rassismus
eingesetzt werden. Thurnher biegt die Kritik zu einem ad personam-Angriff
um, um sich auf die Verdienste des Autors berufen zu koennen. Aber zu Recht
hatte der offene Brief gar nicht danach gefragt, was Klenk nun in seinem
Herzen sei, Rassist oder nicht, sondern er hatte die
Berichterstattungspraxis des Falter kritisiert. Schliesslich handelt es sich
nicht um eine heimliche Tagebucheintragung Klenks, sondern um einen Text,
der offenbar saemtliche kollektiven Schleusen der Redaktion passierte und
hinter dem der Falter als Medium steht.

Wie sieht es da aus mit der angewandten Sorgfalt? Lassen wir mal beiseite,
dass Thurnher eine boulevardesk-reisserisch angelegte Story ("Reifen
quietschen, Scheinwerferkegel jagen durch den Park, rund dreissig Afrikaner
verschwinden in die dunkle Nacht"), die genau so auch in News oder der Krone
zu finden waere, zum Paradebeispiel eines ausgewogenen, investigativen
Qualitaetsjournalismus erhebt. Dass hier der Schulterschluss mit dem
oesterreichischen Boulevardjargon vollzogen wird, ist ihm egal. Vielleicht
kann es einem auch egal sein, im Fall von Sportberichterstattung zum
Beispiel. Aber der oesterreichische Rassismus, wenn es denn Klenk ueberhaupt
um den gegangen ist, kann nicht im offiziellen Jargon ebendieses Rassismus
behandelt werden.

Jedenfalls besteht die angebliche Sorgfalt laut Thurnher vor allem in der
Technik, alle Seiten zu Wort kommen zu lassen. Sie wuerden vom Autor nicht
kommentiert werden, weil sie sich gleichsam gegenseitig kommentierten. Das
Problem mit dieser Praxis ist, dass sie eine Scheinneutralitaet vorspiegelt,
die natuerlich verschleiert, dass der Text in Wahrheit Schlagseite hat. So
kommen keineswegs alle relevanten Positionen zu Wort. Wer ueberhaupt nicht
zu Wort kommt, sind etwa jene "afrikanischen Intellektuellen", die "sich
endlich von Dealern distanzieren muessen", und "nicht staendig nach sozialen
Ausreden fuers Dealen suchen" sollen. Sie werden zwar attackiert - von
jemandem, der das Wort bekommen hat - bleiben aber als Angegriffene stumm
zurueck, waehrend der Text weiterzieht. Auf diese Weise wird ihre Position
als absurd, weltfremd und sogar gefaehrlich konstruiert.

Tatsaechlich versucht Klenk uns naemlich sehr wohl von etwas zu ueberzeugen:
Dass es sich hier um ein "reales Problem" handle, vor dem man die Augen
nicht verschliessen duerfe. Die Auswahl der SprecherInnen, die Montage ihrer
Aussagen, die Paraphrasierungen durch den Text - all das laeuft in keine
Weise auf irgendeine "Ausgewogenheit" oder "Sorgfalt" hinaus.

Ein Beispiel: Der als Fluechtling aus dem Kongo, DJ und Mitarbeiter einer
afrikanischen Zeitung vorgestellte Francois B. berichtet von
Polizeiuebergriffen. So nahm man ihn "ins Wachzimmer mit, trat ihm in die
Hoden beschimpfte ihn als Nigger und nahm dann eine Analvisitation vor". Nun
koennte man ja denken, dass hier die Polizei das eigentliche Problem ist.
Aber der Text fuehrt die Aussage als Beleg dafuer an, dass das eigentliche
Problem die Drogenhaendler sind. Dafuer wird Francois B. zum Kronzeugen
angerufen. So heisst es unmittelbar vor dem Bericht ueber die Misshandlung:
"Er kennt die Szene, und er sagt 'ich habe wirklich Angst vor dieser Mafia'.
Als Afrikaner koenne er in Wien nicht in Ruhe leben. Wenn er auf der
Donauinsel geht, fluestern ihm Dealer staendig 'Brother, Brother! Police'
zu, in der U-Bahn sehen ihn Suechtige als 'Drogenbimbo', und die Polizei
habe ihn bereits zweimal misshandelt." Aha, wir haben gelernt: Schuld an der
Misshandlung durch die Polizei ist die "afrikanische Drogenmafia". Vor ihr
hat Francois B. Angst, nicht vor der Polizei, die ihn verpruegelt.

So absurd das ist, es fuegt sich ein in die Argumentation des ganzen Texts
und wird auch in diesem Sinne montiert. Ich nehme an, dass die
UnterzeichnerInnen des offenen Briefs diese oder aehnliche Dinge im Sinn
hatten, als sie von den "klassischen Regeln der Legitimierung von Rassismus"
sprachen. Der Text ist tatsaechlich voll mit den typischen Strategien
solcher Legitimierung. Sich auf Francois B. und andere Ungenannte aus der
afrikanischen Community zu berufen, die selbst ja am meisten unter ihren
"schwarzen Schafen" litten, folgt der beliebten Strategie des Ausspielens
der "guten" gegen die "boesen" "Auslaender". Man kennt die Figur: Gegen die
einen, die sich eingliedern, assimilieren und die Harmonie der Gemeinschaft
nicht stoeren, habe man ja nichts, die Stoerenfriede, die Drogen dealen, das
grossherzige Asylrecht missbrauchen und noch dazu von unseren Steuergeldern
leben, die seien das Problem. Nichts kommt da gelegener, als wenn die
"Guten" sich selbst schon ueber die "Boesen" beschweren. Oder man zumindest
behaupten kann, sie taeten es. Ja wenn sogar die vom Rassismus Betroffenen
den Rassisten zustimmen, dann muss ja wohl was dran sein!

Der Text kolportiert aber noch brutalere rassistische Topoi. Natuerlich
unkommentiert und "mit angewandter Sorgfalt". Hier kann man schon gar nicht
mehr von Strategien der Legitimierung sprechen, sondern der Text verbreitet
einfach unhinterfragt und 1:1 rassistische Diskurse und Stereotype und wird
damit, wie im folgenden Fall, zum Sprachrohr von Horrorgeschichten aus der
Propagandaabteilung: "Ein Fahnder erzaehlt von einer Frau, die vor zwei
Jahren in eine Telefonueberwachung geriet. Sie wollte ein bisschen Koks zum
Ausprobieren. Durch Zufall kann sie zwei Jahre spaeter wieder in die
Telefonfalle. Sie bettelte um Stoff, sie sagte: 'Du kannst mich zwei Stunden
bumsen.' Der Polizist sagt: 'Da war sie gerade 18. Es ist sehr, sehr
schwierig hier sachlich zu bleiben." Das alles bleibt unkommentiert stehen.
Was von diesen Saetzen aufgerufen wird, ist ein erzrassistisches Phantasma,
vielleicht sogar die Urszene aller rassistischen Bilder: Der Fremde als der
Verfuehrer unserer unschuldigen Kinder und Frauen. Zuerst macht er sie
abhaengig, dann macht er sie gefuegig und missbraucht sie. Natuerlich ist es
kein Zufall, dass in dem Phantasma sich unsere unschuldigen
oesterreichischen Maedels gerade "afrikanischen Dealern" verkaufen. Kein
Wort dazu von Seiten des Falters.

Warum? Weil fuer den Autor hinter solchen Geschichten die eigentliche
Realitaet steht. Er will uns unbedingt davon ueberzeugen, dass wir die Augen
vor dieser Realitaet nicht verschliessen duerfen. Um den Rassismus zu
begreifen, muessten wir uns deshalb der "Realitaet" der Vorgaenge im
Votivpark stellen. So heisst es schon im lead:

"Wer die Wut gegen so genannte 'Asylbetrueger' verstehen will, muss sich den
Votivpark ansehen."

Und im Text:

"Wer begreifen will, warum die Gefaengnisse platzen, das Asylrecht
verschaerft wird und der Zorn des Landes gegen so genannte 'Asylbetrueger'
zunimmt, der muss sich Gegenden wie den Votivpark anschauen."

Es ist schon erstaunlich, mit was fuer einer Selbstverstaendlichkeit solche
Saetze (und andere bereits zitierte) im Falter veroeffentlicht und
anschliessend verteidigt werden. Hier wird unterstellt, es gaebe eine
kausale Ursache von Alltagsrassismus, politischem Rassismus und
institutionellem Rassismus, die bei den davon Betroffenen selbst zu suchen
sei. Und zwar besonders im Votivpark. Als wuerde etwa das Asylrecht
verschaerft, weil im Votivpark oder sonstwo mit Drogen gedealt wird. Das
Asylrecht wird verschaerft aufgrund der Verschaerfungsspirale, die im
rassistischen Populismus der Regierungsparteien plus SPOe seit Jahren
angelegt ist und sich in keiner Weise an der sogenannten Realitaet
ausrichtet: Das Asylrecht wird naemlich verschaerft, obwohl es bereits das
schaerfste Europas ist, obwohl die Zahl der Asylantraege ruecklaeufig ist
und obwohl es vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben wurde, weil es schon
vorher nach Massgabe von Fluechtlings- und Menschenrechtskonvention weitaus
zu scharf war. Warum soll es trotzdem verschaerft werden? Florian Klenks
Antwort: Weil es ein "reales" Problem mit den "Asylanten" gibt, vor allen
mit denen, die mit Drogen dealen. Drum moege man sich den Votivpark
anschauen. Und wer das nicht wahrhaben will, so muss man schliessen, ist ein
Gutmensch, oder vielleicht sogar ein "afrikanischer Intellektueller", der
vor der Realitaet die Augen verschliesst.

Lieber moechte man - koennte man es - vor diesem Text die Augen
verschliessen, der uns wirklich einreden will, dass in Oesterreich, waere es
von heute auf morgen durch eine goettliche Fuegung oder auf paepstliche
Weisung als einziges Land der Welt voellig drogenfrei, auch der Rassismus
verschwunden waere. Nun gibt es aber auch einen Antisemitismus ohne Juden,
weil der Antisemitismus gar nicht angewiesen ist auf die reale Existenz des
Objekts seines Ressentiments. Und auch wenn Rassismus nicht dasselbe ist wie
Antisemitismus, in diesem Punkt besteht die Parallele. Auch im vorliegenden
Fall wird es Florian Klenk schwerfallen, den Rassismus in Hintermistelbrunn
damit zu erklaeren, dass es in Wien im Votivpark "echte" "afrikanische
Drogendealer" gibt. Mit anderen Worten: Der Rassismus hat nichts mit
persoenlicher Anschauung zu tun (mit dem "echten" gebratenen Hammel im
"echten" Hinterhof), noch verschwindet er, sobald sich das Objekt seines
Hasses entsprechend angepasst und assimiliert hat. Denn es liegt ja gerade
in der Logik des Rassismus, dass er sich immer ein Objekt des Hasses sucht
und findet.

Aber es scheint, dass es im Text ohnehin nicht darum geht, die Logik des
Rassismus zu begreifen, denn dort taucht der Begriff an keiner Stelle auf.
Statt von Rassismus ist vielmehr vom "Zorn des Landes", den man verstehen
muesse, die Rede. Eine aehnliche Wendung erscheint nochmals als Unterschrift
zu einem Bild, das eine Parkbank mit der Schmiererei "Nigger Drogen" zeigt.
In der Bildunterschrift heisst es: "Die Wut der Volkes" (und weiter:
"Experten warnen, dass sich die Kifferszenen erstmals mit der Szene der
'Junkies' vermische" - auch hier wird ein Verhaeltnis suggeriert zwischen
der "Wut des Volkes" und der Vermischung von Kiffersezene und Junkies).
Wohlgemerkt, die "Wut des Volkes" ist nicht in Anfuehrungszeichen gesetzt,
weder "Wut" noch "Volk". Und zwar wohl deshalb, weil der Autor wirklich zu
glauben scheint, dass Rassismus "Volkswut" ist und von der Realitaet
genaehrt wird: "Man darf fuer diese Volkswut [wieder ohne
Anfuehrungszeichen, OM] kein Verstaendnis aufbringen. Doch man muss
verstehen, wodurch sie genaehrt wird."

Das ist vielleicht das Verstoerendste an dem Text, dass er zur Bezeichnung
von Rassismus auf Begriffe zurueckreift, die an die historische Semantik der
NS-Zeit und an die gegenwaertige Semantik des Rechtsextremismus
anschliessen. Diese Geschichte und Gegenwart des gesamten semantischen Felds
von "Volkszorn", "Volkswut" und "Wut des Volkes" sollte die Verwendung
solcher Begriffe eigentlich unmoeglich machen. Jedes Kind weiss oder sollte
wissen, dass Goebbels den Novemberpogrom als Ausbruch des "spontanen
Volkszorns" charakterisiert hat. Auch die Wendung "Volkswut" findet sich
schon in der Sprachregelung der Nazis. Gerade in Zusammenstellung des
Untertitels mit einer angeschmierten Parkbank haette sofort klar werden
muessen, an welche Schichten des kollektiven Gedaechtnisses der Artikel
damit anschliesst.

Und zwar umso mehr, als diese Semantik heute immer noch im Sprachgebrauch
der Neonazis und Rechtsextremen zu finden ist. Der NPD-Vorsitzender Udo
Voigt erklaerte zum Beispiel in einem TV-Wahlwerbespot vom September 1998:
"Wir tragen den Volkszorn auf die Strasse." In der Antragsbegruendung auf
das Verbot der NPD wegen Verfassungswidrigkeit kam eine aehnliche Wendung zu
Prominenz. Zitat aus dem Antragstext: "Das aktiv-kaempferische und
aggressive Element des 'Kampfes um die Strasse' wird auch aus einer Aussage
des NPD-Bundespraesidiumsmitgliedes Per Lennart AAE deutlich, der in einem
Beitrag in der 'Deutschen Stimme' Nr. 5/1997, S. 3 erklaerte: 'Dabei
verstehen wir Nationaldemokraten unter Widerstand stets immer nur
gewaltfreien, geistigen Widerstand, was freilich nicht ausschliesst - ganz
im Gegenteil - dass wir die Wut des Volkes auf die Strasse tragen ...'" (der
Verbotsantrag ist nachzulesen unter:
http://www.idgr.de/texte/dokumente/npd/verbot-begruendung-s3.php).

Der Ausdruck "Wut des Volkes" ist also durchaus einschlaegig. Umso mehr
erstaunt es, dass Armin Thurnher in seinem Leitartikel die Kritik des
offenen Briefes zwar anhand dieses Ausdrucks diskutiert, ihm zum Ausdruck
selbst aber nichts einfaellt. Nicht einmal diesen unbekuemmerten Umgang mit
rechtsextremem Vokabular findet er der Muehe einer Distanzierung wert.
Stattdessen wird der Begriff den UnterzeichnerInnen zurueckgespielt:
"Zurueck zur Wut des offenen Briefs", heisst es. Wer die Verwendung eines
Begriffs wie "Wut des Volkes" kritisiert, muss also offenbar selbst unter
einer Art von "Wut" leiden. Fuer diese Wut hat Thurnher kein Verstaendnis,
dafuer umso mehr fuer die Wut der Polizisten: "Ist es so schwer, die Wut des
Polizisten, die sich darin Luft macht, als zum Aeussersten gereizte
Hilflosigkeit zu verstehen? Nein." Darauf kann man nur sagen: Ist es so
schwer fuer den Falter die Legitimierung von Rassismus in einem Artikel zu
sehen und sich davon zu distanzieren? Ja. ###

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Kommentar:

> Schwer zu sein...

Zu Obigem

Wir haben ein Problem. Nein wir haben mehrere Probleme, aber sie aehneln
einander auf fatale Weise.

Der Rassismus ist ein Problem. Der Antisemitismus ist ein anderes Problem.
Aber ein Aehnliches. Aber es gibt mit diesen -ismen noch das Problem, dass
ueber die Probleme mit den -ismen nicht geredet werden darf.

Der Falter-Artikel ueber die Drogendealer im Votivpark ist ein Problem, weil
er rassistisch interpretiert werden kann, weil ungleich gewichtet die
Polizisten viel, die Sozialarbeiter wenig und die Afrikaner noch weniger zu
Wort kommen. Dass bei der Polizei rassistische Vorurteile nicht unbekannt
sind, ist bekannt. Dass die PolizistInnen dabei denken wie der Durchschnitt
der oesterreichischen Bevoelkerung, auch. Dass das Leben der AfrikanerInnen
in Wien und Oesterreich dadurch schwer ist, ist auch nichts Neues.

Aber es gibt die Drogenszene im Votivpark tatsaechlich. Sie ist halt da und
nicht unproblematisch. "Kinderfreundlich" ist der Park nicht. Haett ich
Kinder im entsprechenden Alter, ich taet mir Sorgen machen. Und jetzt stell
ich mir vor, ich sollte fuer eine Zeitung drueber schreiben. Mit diesem
Gemisch aus Besorgtheit und journalistischem Eifer kann da nur so ein
Ergebnis rauskommen, wie im Falter vom 19.Jaenner.

Und dann kommt die Kritik und findet das alles rassistisch. Wenn z.B. ein in
Wien arbeitender Afrikaner, der von der Polizei verpruegelt wurde und vor
den Drogendealern Angst hat, als Beweis dafuer zitiert wird, dass angeblich
der Eindruck erweckt werden soll, dass der Mann die Dealer fuer die
Schuldigen haelt und nicht die Polizei - wo er doch von der verpruegelt
worden ist. Fuer mich fuerchtet sich der Mann tatsaechlich vor beiden - und
vor beiden mit Recht.

Aber wie soll ein Journalist denn nun wirklich berichten ueber die
Drogendealer im Votivpark? Gar nicht? Weils rassistisch ist? Oder eh kein
Problem? Oder nur ueber die Uebergriffe der Polizei? Weil nur die Polizei
rassistisch ist? Oder nur ueber die rassistische oesterreichische
Bevoelkerung? Weil Drogendealer-Problem hamma nicht? Oder nur zu wenig
SozialarbeiterInnen? Schwer zu sein a Journalist.

Aber wie soll ein Journalist denn nun wirklich berichten ueber Israel und
die Palaestinenser? Gar nicht? Weils rassistisch ist? Oder eh kein Problem?
Oder nur die Uebergriffe der einen Seite? Weil nur die Israelis die Boesen
sind? Oder nur die Palaestinenser? Oder nur die Antisemiten in Oesterreich?
Oder sonstwo? Schwer zu sein a Journalist.
*Ilse Grusch*


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