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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15. Februar 2005; 23:02
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Tuerkei:
> Vom Flugzeug in den Haefn
Sandra Bakutz aus Oesterreich in Istanbul festgenommen
Der tuerkische Staat hat wieder einmal zugeschlagen, und die juengste 
Repressionsgeschichte liest sich wie ein Treppenwitz der Geschichte: Die 
oesterreichische Menschenrechtsaktivistin und Journalistin Sandra Bakutz war 
in der vergangenen Woche nach Istanbul gereist, um einen Prozess gegen 23 
inhaftierte Linke zu beobachten, die Opfer eines Polizeikomplotts im April 
vergangenen Jahres geworden sein duerften. Der Prozess ist in der 
Oeffentlichkeit bekannt als "der Prozess vom 1. April". Wiederholt hatte 
Bakutz ueber Menschenrechtsverletzungen in der Tuerkei berichtet und 
versucht, der europaeischen Oeffentlichkeit die Realitaet in dem 
NATO-Randstaat jenseits von EU-Beitritts- und Reformdebatten zu vermitteln. 
Jetzt sitzt sie selbst in tuerkischer Haft.
Inzwischen fand eine erste gerichtliche Anhoerung von Bakutz vor 
dem »Gerichtshof fuer schwere Straftaten« statt. Dieses Sondergericht ist 
die Nachfolgeinstitution der von der EU 
beanstandeten »Staatssicherheitsgerichte« - und unterscheidet sich von 
diesen kaum. Tatsaechlich handelt es sich um eine politische 
Sondergerichtsbarkeit, die zu Zeiten der tuerkischen Militaerdiktatur 
eingefuehrt wurde.
Bakutz soll im Laufe der Woche in das Gebze-Gefaengnis verlegt werden. Ihre 
Familie, Freunde und Kollegen fuerchten, dass sie wie unzaehlige tuerkische 
Gefangene misshandelt wird. Beamte des oesterreichischen Generalkonsulats in 
Istanbul haetten Kontakt zu der Inhaftierten gehabt, sagte eine Sprecherin 
des Aussenministeriums in Wien. Demnach gehe es Bakutz den Umstaenden 
entsprechend gut.
Bakutz wurde wegen angeblicher Mitgliedschaft in der verbotenen linken 
Organisation DHKP-C verhaftet. Der Haftbefehl soll bereits vor mehreren 
Jahren vom 2. Schwurgericht in Ankara ausgestellt worden sein. Das 
auflagenstarke Blatt Huerriyet titelte immerhin neutral: »Handschellen fuer 
oesterreichische Journalistin«. Auf einem Foto ist Sandra Bakutz nach ihrer 
richterlichen Anhoerung zu sehen - gefesselt und mit Victoryzeichen.
Bakutz ist Mitglied der Internationalen Plattform gegen Isolation und 
Mitarbeiterin der Nachrichten-Agentur ,,Gerçek" (Wahrheit), deren Zentrale 
in Belgien ist. Ausserdem arbeitet sie fuer verschiedenste Medien, unter 
anderem fuer die "Junge Welt". Bei Radio Orange ist sie fuer die Sendeleiste 
"Anatolien Radio" taetig.
Die DHKP-C (Revolutionaere Volksbefreiungspartei-Front) steht auf der 
Anti-Terror-Liste der EU und ist in der Tuerkei und in Deutschland 
verboten -- allerdings wird in den politischen Begruendungen fast nie 
irgendeine Terror-Aktion erwaehnt, die der DHKP-C zugeschrieben werden 
koennte. Bekannt geworden ist die DHKP-C in den letzten Jahren vor allem 
fuer den Kampf ihrer Mitglieder in den tuerkischen Gefaengnissen gegen die 
beruechtigten Isolationszellen sowie fuer ihre oft martialisch formulierten 
Statements.
(Junge Welt, 14.2.; diverse/akin)
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Am DO, den 17.2.05 findet um 17.00 eine Solikundgebung vor dem 
Aussenministerium statt!
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