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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Jaenner 2005; 18:26
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Welt/Handel:

> 30 Millionen Jobs in Gefahr

Mit dem Stichtag 1. Jaenner 2005 lief das Welttextilabkommen aus. Damit wird
der Weltmarkt fuer Hosen, Hemden, Blusen, Struempfe und andere Textilien
weitgehend liberalisiert. Experten befuerchten weltweit 30 Millionen mehr
Arbeitslose!

Ab 2005 werden Textil- und Bekleidungsexporte aus den Laendern der Dritten
Welt und Osteuropas in die Industrielaender keinen mengenmaessigen
Begrenzungen mehr unterliegen.

Damit faellt das komplizierte System von Importbeschraenkungen, das im so
genannten Welttextilabkommen festgelegt ist. Bisher gibt es noch Quoten, die
den Warenfluss vor allem aus China und Indien auf die grossen Maerkte
Europa, USA und Japan begrenzen. Dies ermoeglichte Laendern wie Mauritius,
Madagaskar, Bangladesch, El Salvador und Sri Lanka, eine eigene
Textilindustrie aufzubauen und Exporterfolge zu erzielen. Das fuehrte aber
auch zu extremer Abhaengigkeit dieser Laender von den Textil- und
Bekleidungsexporten; so machen diese beispielsweise 95% der Industrieexporte
Bangladeschs und 71% der Industrieexporte Sri Lankas aus.

Nach Ansicht von Experten werden nun Indien und vor allem China die grossen
Gewinner der Quotenliberalisierung sein, waehrend mittelgrosse
Produzentenlaender in Asien, Afrika und auch Osteuropa die negativen Folgen
spueren werden.

Auch in Oesterreich werden Arbeitsplaetze verlorengehen. Wolfgang Sima,
Obmann des Fachverbandes der Bekleidungsindustrie in der Wirtschaftskammer
Oesterreich, befuerchtet, dass weltweit 30 Millionen Jobs in Gefahr sind.
Vor allem dank auslaendischen Kapitals und Know-hows verfuegt China ueber
modernere Fabriken als die Konkurrenz in anderen asiatischen oder
afrikanischen Laendern. Zudem produzieren Textilfirmen in
Sonderwirtschaftszonen der Volksrepublik - unter extrem schlechten
Arbeitsbedingungen - zu extrem guenstigen Preisen.

Anlaesslich des Auslaufens des Welttextilabkommens appelliert die Clean
Clothes Kampagne an die Bekleidungs-Unternehmen:

"Das Auslaufen des Welttextilabkommens ist nicht zu verhindern, die
negativen Auswirkungen schon: Hier sind die Markenfirmen gefordert, besonnen
und im Rahmen ihrer Arbeitsverhaltenskodices, CSR-Richtlinien und den
Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation zu handeln und
nicht das weltweite Wettrennen um die schlechtesten Arbeitsbedingungen und
die niedrigsten Loehne weiter anzuheizen. Die Clean Clothes-Kampagne wird
die weiteren Entwicklungen und die Reaktionen der Konzerne genau beobachten
und wenn noetig mit KonsumentInnendruck gegensteuern!", so Stefan Kerl,
Koordinator der Clean Clothes-Kampagne Oesterreich.

Ueber die Auswirkungen der Quoten-Liberalisierung liegen mittlerweile
zahlreiche Untersuchungen vor. Folgende profunde Studien sind unter
http://www.cleanclothes.at abrufbar:
- Studie im Auftrag der EU-Kommission
- Studie des Internationalen Bunds Freier Gewerkschaften
- Studie des Suedwind-Instituts
- Studie im Auftrag der Ethical Trading Initiative
(Clean Clothes/gek.)

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Infos: Clean Clothes - Kampagne Oesterreich, Stefan Kerl, Tel. 01 / 405 55
15 - 306, Mobil: 0699 / 100 400 79, E-Mail: stefan.kerl@oneworld.at


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