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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. November 2004; 19:54
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EU/Moderne Zeiten:
> EU-Parlament unter [Fingerab-]Druck
In Europa laufen die Vorbereitungen zur Einfuehrung von Biometrie-Paessen 
auf Hochtouren. Ab Mittwoch steht im EU-Parlament eine Rahmenrichtlinie des 
Rats der Innen- und Justizminister zu Debatte und Abstimmung.
Wichtigster Inhalt: Verpflichtende Aufnahme eines Fingerabdrucks zum 
digitalen Bild im Pass. Auflagen, wie etwa ein im Innenausschuss des 
Parlaments geforderter Verzicht auf eine europaeischen 
Fingerabdrucks-Datenbank enthaelt das Ratspapier nicht.
Der Rat der Innen- und Justizminister hatte den Entwurf, nachdem er durch 
den Innenausschuss des Parlaments [LIBE] gegangen war, noch einmal 
abgeaendert.
Drohungen und Blockaden
Der hierauf angerufene parlamentarische Gremium - die Generalsekretaere der 
Fraktionen im EU-Parlament - wertete diese Veraenderungen als zu wenig 
erheblich, um das Dokument an den zustaendigen Innenausschuss 
zurueckzuverweisen. Diese Entscheidungsfindung der Fraktionsfuehrer wurde 
durch weitere Ansagen der Innenminister gehoerig "unterstuetzt".
Dazu wurde mit einem "Eilverfahren" gedroht, das den ohnehin geringen 
Spielraum des Parlaments noch weiter beschraenkt haette. Die gewaehlten 
Volksvertreter haben bei der geplanten Einfuehrung biometrischer Merkmale in 
Reisepaessen kein Mitentscheidungsrecht.
Das heisst: Der Ministerrat forderte das Parlament unverbluemt auf, den 
eigenen Ausschuss zu ignorieren und die durch den Rat veraenderte Vorlage 
abzusegnen. Obendrein wurde seitens der innenminister noch gedroht, 
widrigenfalls dem Parlament die Mitentscheidungsrechte in Asyl- und 
Migrationsfragen, die ihm laengst zustehen, weiter zu verzoegern.
USA: Der naechste Schritt
Bekanntermassen war die Forderung der USA, einreisende Auslaender muessten 
sich per Fingerabdruck zusaetzlich identifizieren, die Argumentation 
gewesen, die schon lange geplanten Vorhaben zur quasi-erkennungsdienstlichen 
Behandlung der EU-Gesamtbevoelkerung endlich durchzusetzen.
Doch auch die USA ruesten fuer die Einfuehrung von biometrischen Merkmalen 
in ihren Reisepaessen -- und gehen dabei gleich noch einen Schritt weiter. 
Bis Ende 2005 sollen rund eine Million der neuen Biometrie-Paesse unters 
Volk gebracht werden, 2006 sollen alle neuen Paesse einen Funkchip 
enthalten, so das US State Department.
Der Chip wird neben rudimentaeren Daten zum Inhaber, wie Name, Geburtsdatum 
und -ort, auch biometrische Daten enthalten. Welche genau das seien werden, 
steht wohl auch in den USA noch nicht fest.
Das Besondere an diesem Chip ist aber, dass er keinen physischen Kontakt 
mehr benoetigt, sondern -- eingearbeitet in den Umschlag des Passes --  
vollstaendig von kurzer Entfernung von den Grenzwachebeamten ausgelesen 
werden kann.
(futurezone/akin)
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Quellen: http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=259171
http://futurezone.orf.at/futurezone.orf?read=detail&id=255687
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In letzer Minute hatten einige Datenschutz-NGOs einen Offenen Brief an die 
Abgeordneten des EU-Parlaments geschrieben, in dem sie das EP aufmerksam 
machten, dass die Innenminister einen Richtlinienentwurf durchdruecken 
moechten, der mit dem Schutz der Buergerrechte nur mangelhaft vereinbar ist. 
Nachzulesen ist der Brief (in englischer Sprache) unter:
http://www.privacyinternational.org/issues/terrorism/ep_letter_biometrics.html
Und wenn es auch mit Erscheinen dieser akin wohl schon zu spaet sein wird, 
so sei hier doch erwaehnt, dass dieser Brief unter nachfolgender URL online 
zu unterstuetzen ist:
http://www.edri.org/campaigns/biometrics/0411
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