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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. November 2004; 19:45
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Australien:
> Tote Maenner -- Brennende Polizeistationen
Die zufaelligen Tode der Aborigines
Auf der Insel Palm Island, 70km noerdlich von Townsville in Northern 
Queensland (Australische Ostkueste), wurde der 36jaehrige Cameron Doomadgee 
am 19.November tot in einer Polizeizelle gefunden.
Weil Cameron Doomadgee ein australischer Aborigene war, der eine Stunde 
vorher als "oeffentliches Aergernis" eingesperrt worden war, war das voellig 
normal. Australische Aborigines sterben oft in der Haft. Wie der (Labour-) 
Premierminister von Queensland, Peter Beattie, bemerkte, starben "nur" 19 in 
den letzten 5 Jahren auf diese Art - in Queensland. Die Zahlen fuer die 
anderen 5 Bundesstaaten liegen mir nicht vor, aber fuer ganz Australien 
werden es wohl 50 bis 100 sein. Sie hatten "Selbstmord veruebt", waren 
erschossen worden, weil sie sich nicht verhaften lassen wollten, waren auf 
den Kopf getreten worden oder nur niedergefallen. Sie waren tot, das war 
sicher. Das einzige, was sonst noch sicher war, war, dass kein einziger 
Polizist, keine Wachebeamter wegen irgendetwas Ernstem verurteilt worden 
war, kein einziger musste ins Gefaengnis fuer diese vielen Toten.
Eine Bundes-Kommission, die um viel Geld einige Ratschlaege gab, aenderte 
nichts. Das Sterben ging weiter - ohne viel Aufsehen.
Der Tod von Cameron Doomadgee waere auch ein kleines, lokales Ereignis 
gewesen, bald (ausser bei seiner Familie...) vergessen. Eine Woche spaeter, 
letzten Freitag, wurde der Autopsiebericht bei einer Versammlung in Palm 
Island vorgelesen. Doomadgee war, so berichtete die Polizei an den 
Untersuchungsrichter, ganz normal gestorben. Er hatte mit einem Polizisten 
gerauft und war auf Betonstufen gefallen. Dann wurde er eingesperrt und 
starb halt. Ja, er hatte tatsaechlich vier gebrochene Rippen und die hatten 
seine Leber durchbohrt und seine Milz. Natuerlich war fuer sowas kein Arzt 
geholt worden. Die Aussagen zweier Mitgefangener - ebenfalls Aborigenes - 
dass Doomadgee vom Polizisten geschlagen worden waere, beeindruckten den 
Leichenbeschauer nicht. "Er ist auf eine harte Oberflaeche gefallen". 
Schluss.
In diesem Fall war nicht Schluss, der Frust der letzten Jahre kochte ueber. 
Nach der Versammlung marschierte die Menge zur Polizeistation. Die etwa 18 - 
weissen - Polizisten rannten davon, die Polizeistation brannte nieder.
Das aenderte alles: 80 schwer bewaffnete Anti-Terror-Polizisten stuermten 
Palm Island, Journalisten kamen. 8 Tage, nachdem Cameron Doomadgee 
"unbemerkt" in seiner Zelle gestorben war, "bemerkte" der Premierminister 
Peter Beattie doch etwas und redete .... und redete.
Beattie und Konsorten sprechen von einer "unstatthaften Revolte" und greifen 
die lokalen Aborigine-Fuehrer an. Die Polizei verhaftet etliche Aborigines, 
bringt sie nach Townsville, wo sie auch nicht gegen Kaution freikommen. Die 
Polizei spricht von "versuchtem Mord" (nein, nicht an Doomadgee!) und 
verlangt Verfolgung. Premier Beattie verspricht, dass kein Polizist 
finanzielle Einbussen erleiden wuerde, denn die Polizisten hatten sich 
beschwert, dass sie ihre Fernsehapparate und Video-Recorder verloren hatten, 
als ihre Baracken abgebrannt waren. Von einer Entschaedigung fuer die 
Familie von Cameron Doomadgee war nicht die Rede, nur davon dass die 
"Schuldigen" (Aborigines) verfolgt wuerden.
*Max Watts, Annnandale*
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