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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Mittwoch, 24. November 2004; 04:46
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EU/Militaer/Glossen:
> Falsche Fragen
Es ist genau das passiert, was passieren musste: Die Gruenen haben mit ihrer 
regierungstauglichkeitsbedingten Erklaerung fuer einen EU-Militaerblock 
dafuer gesorgt, dass es keine in der Oeffentlichkeit mehr wahrnehmbare 
Anti-Militaer-Stimme gibt. Zwar versuchte die Wiener Ober-Gruene Vassilakou 
mit einem NEWS-Interview zu retten, was zu retten ist ("Werde bei 
Volksabstimmung fuer Neutralitaet votieren, will keine EU-Armee und das 
Bundesheer abschaffen"), doch nutzt das nicht viel, da die Bundeshauptstadt 
bekanntlich keine eigene Verteidigungskompetenz hat.
Denn nun laeuft die Debatte um die Battlegroups und die radikalste 
parlamentarische Gegnerschaft dazu ist der zustaendige Referent der Gruenen: 
Peter Pilz. Was anderes gibt es nicht und so diskutierten in der ZiB 3 der 
OeVP-Wehrsprecher und der fruehere gruene Friedens- und jetzt 
"Sicherheitssprecher" ueber die Frage, ob NATO- und EU-Militaerpolitik 
kompatibel seien und Pilz kreierte das schoene Wort von der "militaerischen 
Friedenspolitik", ein Begriff von nahezu orwellscher Qualitaet.
So gibt es nur mehr die Frage, welchem Militaerblock Oesterreich angehoeren 
soll; Fragen wie Neutralitaet oder gar Entmilitarisierung waren gar nicht 
mehr auf dem Tapet. Die Gruenen fuehren Diskussionen entlang von 
Fragestellungen, die ihnen noch vor ein paar Jahren das kalte Grauen 
bereitet haetten.
Es gibt gute Argumentationen, auch wenn sie nicht die meinen sind, warum man 
der Ansicht sein kann, dass eine politische Notsituation militaerischen 
Eingriff benoetigt. Aber dann soll man das mit klaren Worten tun und nicht 
staendig behuebschen. Wenn man von "Kriegspolitik" reden will, soll man 
nicht von "Sicherheitspolitik" reden; wenn man "militaerische Intervention" 
meint, soll man nicht von "Solidaritaet" reden und wenn man das Wort "battle 
groups" uebersetzen moechte, soll man das ruhig wortwoertlich tun: 
"Schlachtgruppen". Dann wuerden sich vielleicht ein paar Protagonisten 
dieser Debatten -- und vor allem das Publikum -- ein wenig klarer sein, 
wovon eigentlich die Rede ist. Vom Toeten naemlich.
*Bernhard Redl*
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> Fuer diese EU in den Krieg?
Unter grossem Jubel aller Bevoelkerungen der EU wurde Barrosos neue 
EU-Kommission endlich inthronisiert. Sofort wendete diese alle Kraefte auf, 
um in Europa... Schluss - aus! Dass dies lediglich Galgenhumor war, muesste 
hoffentlich klar erkennbar sein. Der Grossteil der werten Kommissare 
und -innen kann einfach nur als schauderhaft bezeichnet werden und duerfte 
nur wegen der gar zu offenen Widerlichkeit der Ausgeschiedenen gerade mal so 
durchgerutscht sein. Aber nun haben wir mal diesen Apparat, der sich 
allerdings sofort Sorgen zu machen beginnt, wie die zerfledderten nationalen 
Sicherheitsstrukturen zu einer gefuerchteten EU-Armee umzubilden waeren. 
Aller Anfang ist schwer, aber bloss schon die Moeglichkeit einer Beteiligung 
an diesem supranationalen Heer laesst in manchem das revanchistische, ein 
bisschen verstaubte Kriegerherz hoeher schlagen. Unwillkuerlich faellt mir 
dazu der gute Peter Pilz ein, der allerdings das Entstehen eines EU-Heeres 
mit schlichter Nuetzlichkeit begruendet. So meint er, 25 
Verteidigungsminister seien voellig sinnlos. Es reiche doch einer, dem dann 
der kriegerische Haufen der einzelnen EU-Laender zur gefaelligen 
Weiterverwertung uebergeben werden moege. Ein 
Super-Extra-Verteidigungsminister -- also die oberste Exekutive des eiligst 
zu schaffenden Sicherheitsapparates der EU -- endlich ein Europaeischer 
Kommissar fuer Verteidigungsangelegenheiten mit dem Oberkommando fuer ein 
bald stehendes Heer.
Na gut, eventuell wollte Pilz nicht soweit gehen -- aber Freunde, die 
Spatzen pfeifen es von den Daechern, dieses Szenario steht uns bevor. In 
Angesicht der bisherigen und wenig ruhmreichen Kommission koennte ein 
Miesmacher schnell auf die Idee kommen, dass den Job vielleicht ein 
Paranoiker mit Hassgefuehlen oder ein orthodoxer Super-Christ bekommt, wobei 
sich weder der eine noch der andere irgendwelchen Plebisziten unterwerfen 
mussten. Bei der Besetzung koennte es sich aber auch schlicht um einen 
ueblen Geschaeftemacher handeln -- Berlusconi waere unwahrscheinlich, aber 
eine der netten Denkmoeglichkeiten. Also -- meine Lieben von der dann 
kapitalistischen Einheitsfront -- ist euer Ansinnen nach wie vor ein 
ungeheurer Geistesblitz? Denn wer A sagt, muss auch als B eine EU-Armee 
unter hoechst ungewisser Flagge akzeptieren. Zu den ersteren, den A-Sagern 
gehoeren diejenigen, die fuer Neutralitaet eintreten, die nur in der EU 
gelten soll. Gegen Angriffe auf ein Mitgliedsland muesse dieses doch 
unterstuetzt werden, ist dann die Meinung, womit wir schon zwangslaeufig auf 
dem Weg zu B sind. Es gibt nachvollziehbare Gruende, warum der 1919 
gegruendete Voelkerbund sein Ende im II. Weltkrieg fand - und dann 1946 von 
den UN abgeloest wurde, die von den USA mittlerweile auf 
Fluechtlingsbetreuung und Armutsbekaempfung zurechtgestutzt worden sind. Die 
oesterreichische Neutralitaet auch nur ganz wenig ueber Bord zu werfen, 
heisst, es gibt sie nicht mehr. Immerhin werden dafuer in ein paar Jahren 
die Ruestungsindustrien maechtig unterstuetzt.
*Fritz Pletzl*
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