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akin-Pressedienst.
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. November 2004; 19:17
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Militaer/Debatte:
> Kriege der Reichen
Die Gruenen und andere auf dem Kriegspfad
Das Hauptergebnis der US-Wahlen mag so manche erschreckt oder hauptsaechlich
verwundert haben. Bush bleibt der Welt auch die naechsten Jahre als
gewaehlter Praesident und globaler Sargnagel erhalten. Dem Erstaunen
entsprechend, versuchten die Medien weltweit ihrem jeweiligen Publikum die
seltsam erscheinenden Gruende seiner Wiederwahl zu erklaeren. Diese waren
scheinbar sehr unterschiedlicher Natur. Aber es kristallisierten sich als
Ergebnisse anstrengender Analysen schnell die nicht sehr voneinander
abweichenden Begriffe Krieg, Krieg und nocheinmal Krieg heraus. Kurz koennte
all das so erklaert werden: 'Wir friedlichen und gottesfuerchtigen
Amerikaner sind in unserem eigenen Land von islamistischen Banden
angegriffen worden - daher fuehren wir auch den Krieg gegen die Laender, wo
diese Feinde herkommen - und wir werden ihn mit Bush und Gott letztendlich
auch gewinnen.' Soll heissen: Er, George W. Bush, soll mit dem Krieg
weitermachen. Tut er auch.
Dass es neben den blutruenstigen und unbedingten Kriegsbefuerwortern auch
das andere US-Amerika gibt, ist spaetestens seit Michael Moore bekannt.
Nur - was helfen die naheliegendsten Gruende, John Kerry zu waehlen - Krieg
ist nunmal Krieg, und ein richtiger Cowboy wie Bush gibt nicht auf, selbst
wenn immer mehr arme Amerikaner ihren Sohn im Irak oder sonstwo im Sand
verrecken sehen. Richtige Patrioten zeigen sich darin, unbewusst den richtig
Reichen ihren Tribut zu zollen, auch wenn es die eigenen Kinder kosten
sollte. Dass sie glauben, der Krieg und die ganze Scheisse geschehe fuer
Gott und Vaterland, ist ein kleiner, laesslicher Selbstbetrug, der noch dazu
von keinem Gericht der Welt belangt wird. Unvergessen bleibt ein
Fernsehbericht ueber den US-Patriotismus, in dem z.B. die Mutter eines im
Irak-Krieg gestorbenen Sohnes jeden Morgen weinend die US-Fahne am Haus
befestigt. Doch Patriotismus dient nicht nur in den USA als Gleitmittel fuer
Kriegsbegeisterung, die letztlich den Reichen nuetzt, die leider vor lauter
Geschaeften keine Zeit fuer unmittelbare Kriegsdienste zur Verfuegung haben.
Die Bevoelkerung der USA entsendet mit ihren ca. 280 Mill. ohne Problem an
die hunderttausend Soldaten an verschiedene Kriegsschauplaetze. Afghanistan,
immer mehr zunehmende Kontingente im Irak, sie koennten sich mit der reinen
Kriegsfuehrung auch ohne Probleme dem Iran 'widmen'. Sind Riesenarmeen
einmal in Trab gesetzt, haelt sie nur noch eine andere Riesenarmee auf. Auch
ohne viel Phantasie koennte eine solche durchaus in der EU entstehen. Auch
ohne die naechsten Erweiterungen betraegt die Bevoelkerung EU-Europas in
etwa bereits eine halbe Milliarde (!). Die Basteleien an der EU-Verfassung
muenden mit der groessten Wahrscheinlichkeit spaetestens nach den naechsten
Beitritten in die beruechtigte EU-Armee. Dass diese Armee den divergierenden
nationalen Interessen entzogen sein soll, leuchtet nur dem ein, der
strahlenden Auges voller Naivitaet die Ritter ohne Furcht und Tadel im Auge
hat. Die EU wird schon bisher von Lobbies dirigiert, die sich unter dem
Zeichen der Gemeinsamkeit ohne weiteres auch die 'Hilfeleistungen' dieser
Armee zu Nutzen machen koennten und werden.
Aus den derzeitig 25 Mitgliederstaaten der EU werden in einigen Jahren 30
werden. Nur zur Vorstellung: So an die 30 Armeen waeren dann also in einer
gebuendelt. Aber wer haette das fuer manche zweifelhafte Glueck, ueber
dieses Gesamtheer der EU zu herrschen? Richtig: die Lobbies - auf
klassenkaempferisch die Reichen. Die Medien bieten zwar ohnedies genug
anderwaertiges Spektakel, das mit Josè Manuel Barroso beginnt und mit Rocco
Buttiglione endet, aber wer kommt dann? Es starten die mit den wenigsten
Widerspruechen - die Smarten, Eloquenten, die ohne Aufregung ihre privaten
Geschaefte in der EU vollziehen. Und - um den Reigen des Unertraeglichen
fortzufuehren - unsere Gruenen entbloeden sich nicht, politischen Geschmack
an einer EU-Armee zu zeigen. Dies natuerlich nur unter diesen und jenen
Vorgaben, die alle mit Demokratie beginnen und mit Menschenrechten enden.
Wie weit dies eine lobbyistisch gesteuerte Riesen-Armee der EU zu
beeinflussen vermag, demonstriert gerade ein gewisser Herr Bush. Das Rezept
dazu ist sehr einfach: Auffahren des Patriotismus, Konstruktion von 1,2,3
Feindbildern und weitgehender Abbau des Sozialwesens.
*Fritz Pletzl*
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