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  Aussendungszeitpunkt: Donnerstag. 21.Oktober 2004; 1:52
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  Justiz/Staatsrassismus/Termine:
  
  > WORAN STARB EDWIN NDUPU WIRKLICH ?
  
  JUSTIZANSTALT VERWEIGERT UNABHAENGIGE UNTERSUCHUNG
  
  STADT KREMS ALS ERFUELLUNGSGEHILFE DES GEFAENGNISDIREKTORS
  
  Kundgebung: Do, 28.10.2004, 15 Uhr Bundesministerium fuer Justiz,
  Museumstrasze 7, 1070 Wien
  Plenum: Di, 2.11.2004, 18 Uhr, Amerlinghaus, Stiftgasse, 1070 Wien
  
  Die fuer 17. Oktober in Krems angemeldete Demonstration zur Durchsetzung
  einer unabhaengigen Autopsie und gegen die unzumutbaren Zustaende im
  Gefaengnis Stein, wurde vom Magistrat der Stadt Krems, auf Ersuchen der
  Gefaengnisleitung untersagt. Sie fand trotzdem statt. Weitere Aktionen
  werden folgen.
  
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  Zur Vorgeschichte: Am 19. August starb der 38 jaehrige Nigerianer Edwin
  Ndupu in der Justizanstalt Stein. Die offizielle Mitteilung lautete Tod
  durch Fettembolie nach selbstzugefuegten Verletzungen, kein
  Fremdverschulden. Der Haeftling haette getobt, andere Haeftlinge mit einem
  Besteckmesser bedroht und mueszte beruhigt werden. Laut Falter 41/04 lud
  Justizministerin Miklautsch Anfang Oktober, 11 der 15 an den Einsatz
  beteiligten Justizbeamten zu sich ins Ministerium ein. Die 11 Beamten sind
  bei dem Einsatz mit dem Blut des HIV-positiven Haeftlings in Beruehrung
  gekommen. "Die Frau Bundesministerin sprach den Beamten ihre Verbundenheit
  und Anerkennung fuer den Einsatz, aber auch ihr Mitgefuehl aus. Und 2000
  Euro pro Person hat es als Belohnung gegeben." (aus dem Falterartikel).
  Siehe Auch AKIN Nr.23/akin-pd 12.10.2004
  
  
  Die Demo sollte vom Kremser Friedhof, wo Edwin Ndupu in einem namenslosen
  Armengrab verscharrt wurde, quer durch die Kremser Innenstadt, zur
  Justizanstalt Stein gehen. Sie wurde von mir ordnungsgemaesz und zeitgerecht
  angemeldet. Am Freitag Nachmittag klopften zwei Polizisten in Wien an meiner
  Wohnungstuer und ueberbrachten mir den Untersagungsbescheid des Magistrats
  der Stadt Krems. Der Magistrat erfuellte damit eins zu eins einen Wunsch des
  Leiters der Justizanstalt Hofrat Mag. Nowak, ohne daraus ein Geheimnis zu
  machen. Mittlerweile bekam ich den Brief von Herrn Nowak an den Kremser
  Magistrat. Ich zitiere daraus woertlich:
  
  "Die Leitung der JA Stein ersucht den Magistrat der Stadt
  Krems...........die bevorstehende Demonstration einer linksextremen
  Gruppe....... am 17.10.2004 zu untersagen und begruendet dieses DRINGENDE
  Ersuchen wie folgt:
  
  Auf Grund der angespannten Situation in der JA koennen durch eine
  Demonstration im naeheren Anstaltsbereich unabsehbare Folgen eintreten, die
  sowohl die Sicherheit Ordnung in der OEffentlichkeit, als auch innerhalb der
  JA massiv gefaehrden...........So waeren Tumulte unter den Insassen nicht
  auszuschlieszen, die auch Gewalttaetigkeiten....nach sich ziehen koennten.
  Ein derartiger Zustand waere nicht zu verantworten und wuerde noch groeszere
  Probleme nach sich ziehen, da das notwendige Wachpersonal fehlt, um eine
  Notsituation bewaeltigen zu koennen."
  
  Im Untersagungsbescheid des Magistrats finden sich in der Begruendung
  wortwoertlich diese Zeilen und sonst nichts. Willfaehrig sind sie, aber
  ehrlich. Oder halt noch etwas unerfahren. Gegen diesen Bescheid wird
  natuerlich Einspruch erhoben.
  
  
  Trotz der Untersagung fanden sich am Sonntag 45 Personen vor dem Kremser
  Friedhof ein, darunter der Gruenabgeordnete Karl OEllinger. Ein ziemlich
  groszes Gendarmerieaufgebot hielt sich im Hintergrund. Der Anmelder
  begrueszte die DemonstratInnen, erklaere die Vorgeschichte der Demo, verlas
  den Untersagungsbescheid, bewertete ihn politisch und kuendigte weitere
  Aktionen an. Dann gingen alle zum Grab. Vor dem Erdhuegel mit dem einfachen
  Holzkreuz, ohne Namensschild, wurde eine Trauerfeier abgehalten. Zwei
  Vertreter der in OEsterreich lebenden AfrikanerInnen hielten kurze
  Ansprachen. Dann wurde ein alter Brauch praktiziert : mittels Trommeln wurde
  der Tote auf seinen Weg zu den Ahnen begleitet. Dann gingen alle
  TeilnehmerInnen gemeinsam, aber ohne Transparente und ohne Laerm,
  Flugblaetter verteilend durch die Kremser Innenstadt zum Steiner Gefaengnis.
  Die Gendarmerie schritt bis unmittelbar vor dem Gefaengnistor nicht ein.
  Dort teilte sie mit, dasz der Versuch einer Kundgebung sofort beendet werden
  wuerde. Der Bus, mit dem der Groszteil der DemonstrantInnen aus Wien
  gekommen war, wurde herbei gerufen. Waehrend die Wartezeit war schon noch
  ein kleine Ansprache und ein biszchen Trommeln drin. Im Bus herrschte ein
  ganz gute Stimmung, waren doch alle sehr zufrieden nicht gleich klein
  beigegeben und dem skandaloesen Verbot, wenigstens ein wenig, getrotzt zu
  haben. Aber alle waren sich einig dasz es nicht dabei bleiben darf.
  
  
  Wie soll es nun weiter gehen?
  
  Am Dienstag nach der Demo fand ein Plenum statt auf dem weitere Schritte
  beschlossen wurden:
  
  1. Am Donnerstag 28. Juli um 15 Uhr findet vor dem Justizministerium eine
  Protest- und Informationsveranstaltung statt. Dabei soll der
  FPOE-Ministerin, die sich mittlerweile so weit verstiegen hat den Einsatz
  des Bundesheeres in OEsterreichs Gefaengnissen vorzuschlagen, ein Protest-
  und Forderungsschreiben ueberreicht werden und die eingeladenen
  MedienvertreterInnen, soweit sie erscheinen, informiert werden.
  
  2. Findet am 2. November um 18 Uhr im Amerlinghaus ein Plenum zur
  Vorbereitung einer moeglichst starken Demo in Krems Mitte bis Ende November
  statt.
  
  3. Sollen in der Zwischenzeit alle rechtlichen und politischen
  Moeglichkeiten ausgenuetzt werden um einen moeglichst groszen Druck auf die
  Justiz in Richtung objektive, unabhaengige Untersuchung des Todes von Edwin
  Ndupu auszuueben.
  
  Wir duerfen nicht zulassen dasz nach den ungeklaerten Tod eines Menschen in
  einem Gefaengnis stillschweigend zur Tagesordnung uebergegangen wird.
  
  Wenn die sogenannte Sicherheitspolitik dieser Regierung dazu fuehrt, dasz
  die Gefaengnisse ueberfuellt sind, dasz bei Auslaendern fast automatisch
  Haft verhaengt wird, dasz derzeit ueber 500 Schwarzafrikaner einsitzen und
  wenn gleichzeitig die Budgetpolitik dieser Regierung dazu fuehrt dasz nicht
  ausreichend Geld und Personal fuer die Justizanstalten vorhanden ist, dann
  ist die Regierung fuer diese Zustaende verantwortlich. Die Zahl der Menschen
  die sterben waehrend sie in staatlichen Gewahrsam sind nimmt zu und viele
  davon haben eine schwarze Hautfarbe.
  
  Dagegen muessen wir etwas tun, gegen diese mit Rassismus gepaarten
  Polizeistaatmethoden ! Und, wir duerfen auch nicht zulassen dasz uns das
  Demonstrieren verboten wird!
  *Herbert Sburny*
  
  
  
  
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