**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 12. Oktober 2004; 17:20
**********************************************************

EU/Tuerkei/Oesterreich/Glosse:

> Schiss vor den Waehlern

Bezueglich des von der EU erlaubten JAs zu einem Beginn der fuer 10 bis 15
Jahre prognostizierten tuerkischen Beitrittsverhandlungen tun sich zwei
Parteien im Oesi-Land ziemlich leicht. Das spezifische Waehlerpotential der
Gruenen ist zumeist gebildeter, aber auch liberaler als der Rest des Landes
und wird es den Oekos in Zukunft erlauben, schlicht und einfach etwaigen
Beitrittsergebnissen zuzustimmen. Die OeVP hat sich nach mehreren
Nachdenkpausen, Unterbrechungen und Streitereien zwar nicht so eindeutig,
aber doch zur Akzeptanz eines tuerkischen Staates in Europa bekannt. Der
fuer die Konservativen und fuer die EU prinzipiell massgebliche
Wirtschaftsfluegel schaltete sich hier massgeblich ein. Und - skurillerweise
zaehlt Joerg Haider zu einem Befuerworter der Aufnahme von
Beitrittsverhandlungen mit dem 70-Millionen Staat am Bosporus. Der Kaerntner
Landeshauptmann entfernt sich hier bedeutend von seiner Partei und umhuellt
sich damit mit exentrisch scheinender Liberalitaet. Bezueglich bisheriger
exotischer Vorhaben Haiders sei hier an Besuche wie bei Saddam Hussein im
Irak gedacht, aber der ploetzlich ungeliebte politische Erotomane duerfte
sich in Kaernten tatsaechlich zu einer neuerlichen Groesse etablieren, die
mit einer Partik-Pable- und Strache-FP nicht mehr viel auf dem Hut hat.

Was bleibt, sind die Verlierer dieser Geschehnisse. Die alte, von
Boehmdorfer, Stadler und Partik-Pable repraesentierte FP, die sich bislang
irgendwo dumpf zwischen Jul-Feuer und Anti-Nazigesetzen herumdefinieren
laesst - von Haider und Gorbach perfekt ausgetrickst. Und wer natuerlich
noch inbruenstig auf die etwa 65 Prozent der bislang antituerkischen
Waehlerstimmen hofft, sind unsere werten Sozialdemokraten. So schnell konnte
gar nicht geschaut werden, wurde dort der verhaengnisvolle SP-Zug in volle
Fahrt gesetzt, der die Sozialdemokraten mit grosser Wahrscheinlichkeit die
naechsten Wahlen trotz dieser derzeitigen, trueben Koalitionsausgeburt
verlieren lassen wird. Starr die Augen nur auf diese 65 Prozent Ablehnungen
von tuerkischen Beitrittsverhandlungen gerichtet, wird so einiges
uebersehen: dass sich schlicht die Zeiten aendern - und mit den Jahren
situationsbedingt eine oesterreichische Naehe zur saekularisierten Tuerkei
entsteht, die die bisherigen Stimmen der Beitrittsablehnung massiv
einschraenken wird. Dass das Land am Bosporus der EU aber auch als
oekonomischer Puffer dienen wird - und dass die EU bei ihren
Sicherheitsueberlegungen langfristig nicht ohne das NATO-Land Tuerkei
auskommen zu koennen glaubt. Gerade Sozialdemokraten sollten doch den einzig
positiven Einfluss der EU, den auf Ausbau von Demokratie und Menschenrechte,
zu schaetzen wissen,.
*Fritz Pletzl*




*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin