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Aussendungszeitpunkt: Montag, 5.Oktober 2004; 18:00
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EU:
> Umstrittene Scherheit
Nach dem Eurofigther der Euroreaktor
Der Euroreaktor (EPR) ist ein bislang noch nirgends realisierter Prototyp.
Gebaut wird er vom franzoesisch-deutschen Konsortium Framatome ANP. Die
franzoesische Framatome, die den nuklearen Teil beisteuert, ist mit zwei
Dritteln daran beteiligt, die deutsche Siemens (zustaendig fuer
Dampfturbine, Generator, Leittechnik) mit einem Drittel. Das Konsortium
behauptet, dieses AKW sei zehnmal sicherer als existierende
Druckwasserreaktoren. Stephan Kurth vom OEkoinstitut Darmstadt widerspricht:
«Die grundsaetzlichen Probleme bleiben bestehen.» Man habe eine grosse Menge
Radioaktivitaet und Waerme auf kleinstem Raum. Die Kuehlung erfordere
komplizierte Sicherheitssysteme, die irgendwann versagen koennten. Ein
Reaktor, der von sich heraus sicher sei und bei dem deshalb nichts passieren
koenne, sei der EPR nicht. Nach Ansicht der Internationalen Arzte fuer die
Verhuetung des Atomkriegs (IPPNW) ist der Euroreaktor keinesfalls sicher.
Die elektrische Leistung von 1600 Megawatt stelle eine Abkehr von der einst
geforderten «inhaerenten Sicherheit» dar. Man setze auf «supergross», um die
Produktionskosten nicht voellig ausufern zu lassen.
Auch Jean-Marc Cavedon, Leiter des Bereichs Nukleare Energie und Sicherheit
am Schweizer Paul-Scherrer-Institut stellt fest, dasz keine Verbesserung in
bezug auf Sicherheit vorliege. Die wesentliche Neuentwicklung des Reaktors
ist ein Auffangbecken, in das - im Falle einer Kemschmelze - hoch
radioaktives Material abfliessen und gekuehlt werden soll. Die Schmelze
muesste zur Kuehlung gezielt mit Wasser bedeckt werden, was die in diesem
Zusammenhang gefuerchteten Dampfexplosionen geradezu herbeifuehren koenne.
Auf Seiten des finnischen Bauherrn federruehrend ist der Stromkonzern
Teollisuuden Voima Oy (TVO), eine Aktiengesellschaft, an der private wie
kommunale Eigentuemer beteiligt sind. Damit der Reaktor nach den derzeit
laufenden vorbereitenden Bauarbeiten tatsaechlich wie geplant ab Sommer 2005
in Olkiluoto errichtet werden kann, fehlt bislang noch eine formale
Baugenehmigung. Um diese zu erhalten, muss der EPR spezifische
Sicherheitsbedingungen erfuellen, welche das finnische Strahlenschutzgesetz
verlangt. Zu denen gehoert, dass weder eine Kernschmelze noch eine mit einem
Passagierflugzeug ausgefuehrte Terrorattacke zu einem «ernsten» Austritt von
Radioaktivitaet in die Umwelt fuehrt. Von vielen ExpertInnen werden diese
Vorgaben als nicht erfuellbar eingeschaetzt. Die Konzeption des EPR begann
lange vor dem 11. September 2001. Finnlands Strahlenschutzbehoerde STUK soll
vor einer moeglichen Genehmigung bereits verschiedene
Konstruktionsaenderungen verlangt haben. Aufgrund des politischen wie
wirtschaftlichen Drucks scheint es aber nahezu ausgeschlossen, dass die
Behoerde den Bau tatsaechlich noch stoppen koennte. Der OEffentlichkeit wird
der Einblick in weite Teile des Genehmigungsverfahrens verweigert. Offiziell
aus «Konkurrenzgruenden».
(Reinhard Wolff, WoZ, leicht gekuerzt)
Finnlands Antl-AKW-Bewegung zu Olkiluoto: http://www.olkiluoto.info
IPPNW zum Euroreaktor: http://www.ippnw.de/atom/finnland.htm
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