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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 11. Mai 2004; 17:25
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EU-Wahlen/Glosse:
> Obskurantenpartien als Chance fuer Interesse?
Was zeichnet unsere politische Presselandschaft so wunderbar aus? Drei
Phaenomene vor allem: Der Leserschaft wird meist nur eine aeusserst
duerftige Vielfalt geboten, der Persoenlichkeitskult steht an Stelle des
Inhaltes -- und vermeintliche oder tatsaechliche Skandale werden unmaessig
aufgeblasen. Diese doch recht miesen Voraussetzungen fuer aktives
politisches Interesse lassen jegliche Verwunderung ueber seltsame
Wahlergebnisse gar nicht erst aufkommen. So ist es nunmal. Ob es sich jetzt
um eiskalte Entscheidungen zuungunsten der Aermeren, um katatrophale
politische Fehlleistungen der schwarz-blauen Koalition oder um die jetzt
leider mit Recht vorgetragene Arroganz der Wirtschaftsseite handelt, der
politische Aufschrei im Rahmen von Wahlen oder besser Abwaehlen bleibt
weitgehend aus. Weiters scheint das zur Verfuegung stehende Wahlrecht mit
der absolvierten Bundespraesidentenwahl bereits erschoepft zu sein. Die im
Juni anstehenden EU-Wahlen interessieren eigentlich niemand besonders.
Eine andere Betrachtung ergibt sich, wuerden politische Repraesentanten auf
die originelle Idee kommen, Skandale zu inszenieren, um das Interesse des
p.t. Publikums an ebendiesen Wahlen zu steigern. Durch Aufdeckerstories nach
dem Muster Hans-Peter Martins lesen selbst an Politik weitgehend
Desinteressierte auch in der Krone ploetzlich etwas ueber die EU, auch wenn
es sich meist um die Gehaelter der Abgeordneten handelt. Wer weiss --
vielleicht ist dies so, als ob sich Biologen ueber die aeusserst beliebte
Sendung ,Universum' lustig machen. Es moegen wissenschaftlich laecherliche
und banale Informationen sein, das Publikum sieht dies gerne und ist am Ende
der Sendung immer klueger ist als zu Beginn. Warum nicht auch die Politik
mit Umwegen auf diese banale Ebene bringen -- moegen sich manche
Herausgeber fragen, die Volkstribunen sowohl abzusetzen als auch zu
inthronisieren in der Lage sind? So oeffnet die meist seltsame
Berichterstattung
ueber die Obskurantenpartie von Hans-Peter Martin den Lesern aller Schichten
ein kleines Fenster in die EU. Wenn es dazu noch zum Abstellen der
angesprochenen Unregelmaessigkeiten kommt, soll es uns recht sein.
Dass sich jedoch mehr aendert, beduerfte einer wesentlich hoeheren
Skandal-Dichte -- darausfolgend koennte endlich massives Interesse
auftreten.
Sogar soweit, dass die EU-Buerger neugierig werden koennten, was das
eigentlich ist -- die EU.
*Fritz Pletzl*
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