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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 4. Mai 2004; 17:04
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Wien kommunal:

> Denzelgruende: Es wird gebaut

Die verzweifelten Proteste von Anrainern, Buergerinitiative und Mariahilfer
Gruenen haben nichts genuetzt: Die Autofirma Denzel baut ein Buerohaus mit
Tiefgarage mitten in den Alfred Gruenwald-Park! 25 Jahre lang hat die
"Buergerinitiative Denzelgruende" fuer die einmalige Chance einer grossen
Parkanlage in einem absoluten Gruennotstandsgebiet gekaempft; rote und
schwarze Gemeindepolitiker aber haben stattdessen lieber das ruecksichtslose
Gewinnstreben eines einflussreichen Konzerns unterstuetzt.

Die Geschichte der zwischen Gumpendorferstrasse und Linker Wienzeile
gelegenen Denzelgruende ist ein trauriges kommunalpolitisches Lehrstueck, in
dem stadtplanerisches Unvermoegen und kurzsichtige Gefaelligkeitspolitik die
Hauptrollen spielen: So musste schon der bestehende kleine Park gegen den
Widerstand roter und schwarzer Politiker erkaempft werden, die von Anfang an
verschiedene Verbauungsprojekte favorisiert hatten. Erst nachdem die
Buergerinitiative fuenf Jahre lang erfolgreich ein Parkprovisorium betreut
hatte, entschloss sich das hohe Rathaus schliesslich zur Einrichtung eines
amtlich anerkannten Parks.

Waehrend die engagierten BuergerInnen den Park unentgeltlich betreuen
durften, verschaffte die rote Gemeinde der Autofirma im Jahr 1986 mittels
Grundstueckstausches einen Gewinn von 10 Millionen Schilling. Damit aber
nicht genug: Fuer dieses in den Park ragende Areal sicherte die Gemeinde der
Firma sogar vertraglich ein Recht auf Verbauung zu! Einen spaeteren Versuch
des Bezirkes, die erlaubte Bauhoehe zumindest herabzustufen, unterlief die
Firma Denzel durch ein schnell eingebrachtes Bauansuchen fuer "dringend
benoetigte Werkhallen".

Aus diesen Werkhallen ist nach mehreren Umplanungen nun also ein Buerohaus
geworden, das in den naechsten 30 Jahren von der Austria Presse Agentur
genutzt werden soll. Gegen die geplante Verbauung mit einem achtstoeckigen
Buerohaus und einer zweigeschossigen Tiefgarage sprach sich damals auch die
nunmehrige rote Bezirksvorsteherin aus, nicht zuletzt deshalb hat sie dann
auch die Wahl gewonnen. Es folgten dreiste Interventionen von gewichtigen
Denzel-Freunderln aus allen Raengen der SPOe, das lukrative Projekt doch
noch zu genehmigen. Frau Kaufmann hat jedoch ihren Standpunkt beibehalten,
schliesslich will sie ja auch bei den naechsten Wahlen wieder
Bezirksvorsteherin werden...

Verstaendlich ist auch, dass sie sich nicht gegen die nunmehrige Verbauung
aussprach. Diese stellt fuer sie gegenueber dem urspruenglichen Projekt
nicht nur das kleinere Uebel dar, sondern befreit sie auch vom staendigen
Druck ihrer lieben Genossen im Rathaus, die emsig Fuersprache fuer die
Denzelschen Plaene leisten. Dass sie dann aber auch noch ueber "350 neu
geschaffene Arbeitsplaetze" jubelt, ist denn doch ein schlechter Witz:
Schliesslich uebersiedeln die APA-Arbeitsplaetze lediglich vom Stadtrand ins
Zentrum und zwar mit hunderten zusaetzlichen Einpendlerautos in ein
verkehrsmaessig ohnehin schon voellig ueberlastetes Gebiet.

Die Gruenen hingegen haben den Antrag gestellt, dass sich die
Bezirksvertretung Mariahilf vehement "gegen die Verbauung von Flaechen in
Mariahilf, die zur Erweiterung von bestehenden Parkanlagen geeignet sind,
aussprechen" moege. Dass dieser Antrag von Seiten der OeVP, die ja vor
kurzem noch die Verbauung des Gruenwald-Parks betrieben hat, keine
Unterstuetzung fand, verwundert weiter nicht. Dass aber von den dreizehn
Bezirksraeten der SPOe lediglich zwei fuer den Antrag stimmten, zeigt leider
doch recht deutlich, wie viel von den gruenen Lippenbekenntnissen der Roten
zu halten ist...

Aber auch im roten Rathaus gibt es ja die eigenartigsten Allianzen zwischen
Politik und Wirtschaft: So ist der SP-Gemeinderat Omar Al-Rawi, der dort die
Interessen auslaendischer Mitbuerger zu vertreten vorgibt, auch
Betriebsratsvorsitzender der von Denzel mit den Bauarbeiten beauftragten
Baufirma STRABAG. Der Herr Gemeinderat liess nichts unversucht, um seiner
Firma fuer die Dauer der Bauarbeiten eine Durchfahrtsgenehmigung durch den
Park zu verschaffen. Dies wenigstens konnte der Bezirk verhindern, dennoch
wird der Park natuerlich durch Staub und staendigen Baulaerm schwer
beeintraechtigt.
*Richard Weihs*



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