**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 6. April 2004; 15:22
**********************************************************

Wirtschaft/Kommentar:

> Zuviel Geld ist auch nicht gut

Alle jammern, sie haetten kein Geld. Nur die Banken jammern, dass sie zuviel
Geld haben. Deswegen bombardieren sie uns derzeit in der Fernsehwerbung
besonders mit "Hurra, das Zinsentief ist da!" und Hermann Maiers Besuchen in
altvatrischen Wohnungen. Denn an Spareinlagen kann man nicht verdienen, das
Geld muss man wieder loswerden. Spareinlagen gibt es derzeit aber mehr denn
seit langem.

Der Dank dafuer gebuehrt auch der oesterreichischen Regierung, die, wie alle
europaeischen Regierungen derzeit, staendig erklaeren, dass der Sozialstaat
in der Form der letzten Jahre nicht mehr zu retten sei. Die Meldung von
Schwarzblau "Die Pensionen sind sicher!" wird eher als verunsichernde
Beschwichtigungs- und Beschwoerungsformel verstanden denn als glaubwuerdige
Feststellung. Die Folge: "Angstsparen" (wie es das
Wirtschaftsforschungsinstitut nennt) statt Konsumation. Seit 1999 stieg die
Sparquote (Spareinlagen im Verhaeltnis zum Nettoeinkommen) kontinuierlich an
und wird 2004 laut Prognose mit 9,0% die hoechste seit 8 Jahren sein.

Wenn aber die Einlagen nicht wieder als Kredite hinausgehen (um so der
Konsumation resp. Investition zu Gute zu kommen), kommt der Geldkreislauf
ins Stocken -- so ziemlich das Schlimmste, was unseren wachstumsorientierten
Volkswirtschaften passieren kann. Und das haben wir eben unter anderem den
unzweifelhaft tadellosen Wirtschaftsexperten der Regierung zu verdanken.

Wenn die Banken aber ihr Geld loswerden wollen, muessen sie die Bedingungen
fuer Kredite immer weiter herunterschrauben. Die Flucht geht in die
Konsumkredite -- faule Privatkredite und Privatkonkurse vor allem bei sehr
jungen Leuten sind die weitere Folge.

Also mischt sich die EU-Kommission jetzt auch noch ein: Kontoueberziehungen
sollten in Zukunft wie Kredite behandelt werden muessen, um diese teuerste
aller Kreditformen nicht als Hintertuer offen stehen zu lassen. Derzeit
versucht die Bankenlobby bei den Verhandlungen im EU-Parlament diese
Regelung zu hintertreiben -- das allerdings ist eine sehr kurzsichtige
Handlungsweise. Denn je unproblematischer die Kreditvergabe, desto mehr
Kredite platzen, desto mehr leiden die einzelnen Bankinstitute und das eine
oder andere wird -- naemlich gerade wegen zuviel Geld -- wieder einmal
krachen. Auch nicht so toll fuer die Nationaloekonomie.

Famoses Wirtschaftssystem, ehrlich...
*Bernhard Redl*




*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43/1/535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
akin.buero@gmx.at
Bankverbindung lautend auf: föj/BfS,
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin