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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 23. Maerz 2004; 13:05
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Frauen/Behinderung/Abtreibung/Debatte:

> Noch kein "Mensch"? und die Linken

Zu: Oekoli, "Vom 'Selbstbestimmungsrecht der Frau' zur ..." (akin 8/04,
akin-pd 16.3.2004)

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Erwartungsgemaess setzten nach dem Erscheinen der letzten AKIN die
Diskussionen ueber die "eugenische Indikation" voll ein. Allerdings leider
nur in Gespraechen - es fand sich fast niemand bereit, diese Gedanken auch
der sicherlich geneigten AKIN-Leserschaft vorzulegen.

Wie zu erwarten, fasste wieder einmal Thomas Herzel den Mut, einiges in
seiner gewohnten 'kurz und buendig'-Version der Redaktion mitzuteilen. So
z.B. folgendes:

" ... Die Euthanasie der Nazis beruhte auf einer Rassenideologie und fuehrte
zum Massenmord an - lebenden - Menschen, von denen 'Ideologen' annahmen,
dass sie 'die Ueberlegenheit der weissen Rasse' gefaehrden. Beim
'Selbstbestimmungsrecht' der Frauen ist es Sache der Frau, was mit ihrem
Ungeborenen passiert. Ein fundamentaler Unterschied: eine gesellschaftliche
Ideologie einerseits, ein individuelles Recht andererseits. Das
Selbstbestimmungsrecht der Frau ist eher das genaue Gegenteil der
Rassenlehre! ... Wer den Frauen dieses Recht wegnimmt, stellt die eigene
Ideologie ueber das Wohl und die Freiheit des einzelnen Individuums. Die
Folge waere die in der ganzen Welt uebliche: Illegale Abtreibungen,
lebensgefaehrlich fuer jede Frau. ... Die Oekologische Linke beklagt
mangelndes Geschichtswissen - und macht sich gleichzeitig keine Gedanken
darueber, wie schwierig es fuer die Frauen ist, ein behindertes Kind auf die
Welt zu bringen und aufzuziehen, ja, vielleicht das ganze Leben 24 Stunden
am Tag versorgen zu muessen. Sie sollte lieber der Frau die Entscheidung
darueber lassen, ob sie das tun will."

Weiter im Text: "Die 'Rassenideologie' beruhte u.a. auf einer 'genetischen'
Theorie, der 'Vererbungslehre', mit der Bedeutung, dass sich schaedliches
Erbgut ueber die Vererbung weiter verbreiten wuerde. Oder anders rum: Die
Gene bestimmen den Menschen. Wir sehen heute den Menschen in all seiner
Vielschichtigkeit, Erziehung, Hormone, Stimmungen, individuelle Psyche, usw.
Das Recht auf Abtreibung beruht auf der Unterscheidung 'Geborenes' und
'Ungeborenes', eben darauf, dass das Ungeborene noch kein 'Mensch' ist.
Daher ist Abtreibung auf gar keinen Fall mit Mord an lebenden Behinderten
gleich zu setzen! ..."

Spaetestens hier ist Einspruch faellig, lieber Thomas! Die Diskussion ueber
die 'eugenische Indikation' ist keine, die mit dem Runterschreiben von ein
paar Punkten erledigt ist. Es geht hier nicht um die Bestimmung der
Wochenendkleidung oder der Auswahl eines Sommerkurses. Die Problematik
scheint mir auch nicht mit der Unterscheidung 'Geborenes' und 'Ungeborenes'
genuegend behandelt. Dem selbstverstaendlich existierenden und
unbestrittenen Selbstbestimmungsrecht der Frauen auf Abtreibung steht hier
der Schutz von etwas gegenueber, das in seiner Hilflosigkeit wohl
einzigartig ist: ungeboren und behindert. Auf der anderen Seite stellt
natuerlich ein schwer behindertes Kind eine enorme Belastung fuer die Mutter
und - so vorhanden - auch fuer den anderen Elternteil dar.

Moechtest du die Entscheidung fuer 'Abtreibung ja' oder 'Abtreibung nein'
fallen muessen, die noch dazu durch die enormen Fortschritte des
Medizinwesens, insbesondere hier der Fruehdiagnostik, immer oefter und immer
spaeter anstehen wird? Was ist mit der Behinderung eines Foetus', der z.B.
erst zwei Monate vor dem Geburtsdatum erkannt wird - oder was ist mit der
Erkennung bei der Geburt? Wenn das Kind noch nicht ganz 'da' ist? Wie
gesagt, fuer mich ueberwiegt selbstredend auch das alleinige Recht der Frau
auf ihren Bauch, Diskussionsbedarf gibt es allerdings in Huelle und Fuelle.
Das gesetzliche Verbot der 'eugenischen Indikation' ist uebrigens natuerlich
Schwachsinn und ein gewaltiger Eingriff in die Rechte der Mutter.

Aber weiter im stark gekuerzten Text von Thomas Herzel: "Manchen Linken
moechte ich unbedingt ins Stammbuch schreiben: Die ganze Welt ist trotz
Globalisierung noch immer sehr viel mehr als ein 'Produkt des
Kapitalismus'... und David Crosby (Crosby, Stills, Nash & Young) sang gerne
von Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, usw...und scherte sich - trotz seines
Wohlstands - einen Dreck um sein Kind, das deshalb in einer fremden Familie
aufwachsen musste und spaeter erst zufaellig aufgrund seines musikalischen
Talents herausfand, dass es einen beruehmten Vater hatte. Sagt doch viel
aus, oder?"

Tja, was sagt es aus, Thomas? Dass dir die Linken ziemlich auf den Geist
gehen? Das manchen Linken 'ins Stammbuch' schreiben und das unhuebsche
Beispiel mit David Crosby, was soll das bedeuten? Was sagt das aus? Dir
geht's offenbar nicht mehr um Diskussionen und Standpunkte allein, sondern
darum, den Linken was auszuwischen, sie mit seltsamen Beispielen in eine
hoechst eigenartige Ecke zu stellen. Natuerlich ist - gerade in unserer
Zeitung - jede Art von Kritik zugelassen und angebracht, aber angesichts der
herrschenden Zustaende - was haben dir die Linken angetan?

Text von: *Thomas Herzel*
Beschaeftigung mit dem Text und Kuerzung: *Fritz Pletzl*




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