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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 16. Maerz 2004; 05:55
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Haiti/Kommentar:

> Vielleicht

Liebe US-Regierung, waere es zuviel verlangt, wenn Du nicht staendig meine
Vorurteile bestaetigen wolltest? In der Haiti-Angelegenheit hatte ich mir
schon gedacht, ja, okay, es ist der US-Hinterhof, und so ganz klar ist es
nicht, wer diese Rebellen sind, aber es muss ja nicht immer die
Administration in Washington dahinter stecken. Schliesslich ist ja Aristide
auch von US-Militaers wieder eingesetzt worden. Immerhin, vielleicht hat er
sich nur teilweise so verhalten, wie das in Washington gewuenscht war;
ausserdem: Noriega und Saddam Hussein waren ja auch mal dicke Verbuendete
des jeweiligen US-Praesidenten. Aber vielleicht ist die US-Administratione
diesmal unschuldig.

Anscheinend aber doch nicht. Nachdem die ersten GIs gelandet waren, "um die
Botschaft zu schuetzen", klang das schon ein wenig verdaechtig. Und nach der
doch sehr bedenklichen Aktion "Saving President Aristide" und der Erklaerung
der Rebellen-Fuehrer, ueberhaupt keine Probleme mit Washingtons Supremacy zu
haben, kommen einem doch wieder die boesen, alten antiamerikanischen Reflexe
hoch.

Und dann beginnt man zu gruebeln. Und erinnert sich, dass diese
Haiti-Geschichte nicht ganz so absurd ist -- man ist nur diesen Stil nicht
mehr gewohnt. Heutzutage kennt man die US-Hegemonie als ganz ehrliches
Bombardieren, heldenhafte amerikanische Maenner und Frauen unterwegs zur
Befreiung geknechteter Voelker, usw.

Aber frueher, da war das alles ein bisserl heikler. Da gabs noch den kalten
Krieg, die Systemkonkurrenz, das Gleichgewicht des Schreckens. Da
munitionierte man Oppositionsgruppen auf, inszenierte Staatsstreiche oder
organisierte Emigranten-Invasionen. Chile, Grenada, Nicaragua -- gerade in
Lateinamerika und der Karibik waren diese Taktiken sehr beliebt. Und man
riskierte lieber das Scheitern als den grossen Konflikt, beispielsweise als
Kennedy im letzten Moment die US-Airforce stoppte und so die Invasion in der
Schweinebucht ziemlich klaeglich scheiterte.

War das jetzt vielleicht wieder so eine Aktion? Weil man das in der Karibik
immer so gemacht hat? Oder vielleicht, weil man sich politisch und vor allem
militaerisch mit Afghanistan und vor allem dem Irak doch etwas uebernommen
hat? Vielleicht.

Vielleicht wars aber auch nur ein Abstauber der USA nach einem Konflikt, an
dem sie gar keine Schuld gehabt hat.

Oder vielleicht wollte man diesmal wirklich nur helfend einspringen?

Vielleicht. Aber mit dem Glauben tu ich mir halt so schwer...
*Bernhard Redl*



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