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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 9. Maerz 2004; 23:39
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Wahlen/Kommentar:
> Haider und die korrekte Marionette
Was haben Rechnungshofpraesidenten so an sich? Hoffentlich doch Fachwissen
ueber die zu pruefende Materie und Unparteilichkeit - aber ganz oben auf der
Liste der von ihm gewuenschten Faehigkeiten stehen Korrektheit und
Unbestechlichkeit. Wer mit oesterreichischer Parteipolitik etwas vertraut
ist, weiss um die Schwierigkeiten der erfolgreichen Suche nach einem solch
vertrauensvollen Prachtexemplar. Doch ploetzlich besetzte jemand den
Chefposten der obersten behoerdlichen Kontrollinstanz, dem der Ruf der
absoluten Korrektheit und Pflichterfuellung vorauseilte: Franz Fiedler wurde
Rechnungshofpraesident. Wie alle erwarteten, bewaeltigte er seine Aufgaben
mit der gewohnten Akribie. Was die wenigsten glaubten, war, dass er als
OeVP-Mann dem Finanzminister der schwarz-blauen Koalition schon ziemlich
zusetzte. Wie gesagt, mit dem Namen Fiedler wurde unbedingte Korrektheit
verbunden. Wie es seinem schwierigen Amt entsprach, lachte er auch selten.
Es ergab sich weiters, dass ein gewisser Joerg Haider um die Neuauflage
seines Jobs als Landeshauptmann in Kaernten bangen musste. Bei
Redaktionsschluss erscheint seine Wiederwahl zwar schon wieder ziemlich
sicher, nur zwei Tage vorher sah das aber noch ganz anders aus. Die FP ging
zusehends in enormer Geschwindigkeit den Bach runter. Fuer Haider war der
Schuldige an der Misere bald gefunden: es war der Kanzler Wolfgang
Schuessel. Mit ihm liess sich der Untergang der FP verbinden, teils
zurecht - teils hausgemacht. Egal, angesichts des Wahlmarathons in
Oesterreich drohte der Partei ein Kaputtschrumpfen. Haider musste handeln.
Es galt 50:50. Entweder die Option Kaernten, was am Ende des Wahlkampfes
eher unwahrscheinlich war, oder ueber diverse Aktivitaeten der Weg nach
Wien. Zufaelligerweise gab es da einen Rechnungshofpraesidenten, dem
staendig der Ruf der Korrektheit vorauseilte, aber auch - wie Haider
wusste - ein unbaendiger Karrierewille. Der Mann, der selten lachte, koennte
auf der Karriereleiter ja noch viel hoeher steigen.
Die Parteien hatten vor der kleinen Intrige ihre beiden bekannten
Kandidaten: Benita Ferrero-Waldner fuer die OeVP, Heinz Fischer fuer die
SPOe. Es waere doch ungeheuer reizvoll, so quasi unter der Hand, noch ganz
schnell einen weiteren OeVP-Kandidaten aufzubauen. Schuessel und die ganze
OeVP wuerden schaeumen, Haider selbst nach misslungener Wahl als einer der
Praesidentencoacher dastehen. Franz Fiedler bot sich einfach fast von selbst
an: ein ueberberstender Karrierewille, der unabhaengig von der eigenen
Partei auch das hoechste Amt anstrebt. Der Plan koennte so ausgesehen haben:
Haider zieht sich nach missglueckter Wahl von Kaernten zurueck, steigt als
hauptberuflicher Promotor von Franz Fiedler in Wien gross ein und sammelt
dabei sowohl seine versprengten Parteifluegel als auch die unzufriedener
Christ- und Sozialdemokraten. Damit verbunden, zerreisst es natuerlich die
Koalition. Schuessel waere im Out, waehrend Haider ueber die Kandidatur
Fiedlers in aller Munde waere und seine Hausmacht mehr als nur
wiederhergestellt haette.
Nun haben die Kaerntner Wahlen zwar Haider offenbar die Position des
Landeshauptmannes gerettet, und das beschriebene Szenario erscheint dadurch
fuer immerhin 5 Jahre ziemlich utopisch.
Aber schon erscheinen die naechsten Bilder: Was waere, wenn Haider die
Bewerbung Fiedlers weitgehend drosseln wuerde, um von der Rest-VP als
Landeshauptmann mitgewaehlt zu werden? Waer doch ein nettes Geschaeft. Franz
Fiedler bleibt sowieso auf der Strecke, und fuers erste waer der
Koalitionsfriede sogar mit einem Landeshauptmann Haider gewahrt. Was Fiedler
dann macht, soll nicht Haiders Sorge sein. Ausserdem koennte je nach
politischer Lage im Lande das Konzept Fiedler wieder voll aktiviert werden.
Haiders Versprechen sind bekannterweise nicht fuer die Ewigkeit. Was
Fiedlers strikte Aussageverweigerung ueber seine Geldgeber oder seine
Kontakte zu FP-Freund Gernot Rumpold betrifft, koennte sich der derzeitige
RH-Praesident die naechsten Jahre durchaus leger und locker verhalten. Denn
auch fuer ihn gilt: ist der Ruf einmal ruiniert, lebts sich gaenzlich
ungeniert.
*Fritz Pletzl*
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