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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 2. Dezember 2003; 17:53
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Slowakei:

> 12 Jahren Haft fuer Roma

Das Kreisgericht in Bratislava hat am 20. November Mario Bango zu 12 Jahren
Gefaengnis ohne Bewaehrung wegen versuchten Mordes verurteilt. Diesen soll
er am 10. Maerz 2001 begangen haben, als er im Bus den Neonazi Branislav
Slamka mit einem Messer verletzt hat. Doch Mario hat in Notwehr gehandelt.
Er hat seinen Bruder Eduard verteidigt, der aus rassistischen Gruenden von
Branislav Slamka angegriffen wurde.

Mario Bango ist ein 20-jaehriger Roma und Mitglied der Jugendorganisation
REVOLUTION sowie der revolutionaer-marxistischen Liga fuer die 5.
Internationale.

Die Tatsache, dass es sich um Selbstverteidigung handelte, wurde vom Gericht
voellig ignoriert. Der Verteidigung gelang es nicht, einen Zeugen zu finden,
der keine Angst gehabt haette, oeffentlich auszusagen, was den slowakischen
Antifaschisten schon lange bekannt ist - naemlich, dass Slamka Anhaenger der
Bewegung der "Nationalsozialisten" war und sich bereits zuvor an anderen
rassistisch und politisch motivierten Neonazi-Angriffen beteiligt hatte.

Das Kreisgericht begruendete sein Urteil damit, dass "Slamka voellig gesund
in den Bus einstieg". Es ignorierte die Tatsache, dass kein Bezug zwischen
den Verletzungen, die Mario Slamka durch die Messerstiche zugefuegt hatte,
und der Kopfverletzung, die dessen Tod verursachte, nachgewiesen werden
konnte. Auch Marios Absicht, Slamka zu toeten, konnte nicht nachgewiesen
werden. Trotzdem erhielt Mario eine solch harte Strafe.

Es ist mehr als offensichtlich, dass dieses Urteil die rassistische
Voreingenommenheit des Gerichts zum Ausdruck bringt. Das slowakische
Parlament hielt sogar auf Antrag des konservativ-nationalistischen
HZDS-Abgeordneten Kalman eine Schweigeminute fuer den toten Nazi.

Das Urteil des Kreisgerichts steht in krassem Gegensatz zur
Gleichgueltigkeit der slowakischen Polizei und des Gerichts im Fall der
Angriffe von Seiten der Neonazis und weiteren rassistischen Angriffen, zum
Beispiel im Fall der Ermordung von Karol Sendrei aus Magnezitoviece, der
vom Buergermeister und dessen Sohn, einem Polizisten, erschlagen wurde. In
Tschechien wurden in aehnlichen Faellen der Selbstverteidigung gegen
Nazi-Angriffe der Bildhauer Pavel Opocensky und der Anarchist Michal Patera
freigesprochen.

Die Verteidigung Bangos legte sofort Berufung ein, und das Gerichtsverfahren
wird beim hoechsten Gericht weiter gefuehrt. Die Vorgehensweise des
Bezirksgerichts und des Kreisgerichts sowie die Beteiligung des zur Zeit
beliebtesten slowakischen Politikers Fico geben jedoch keine grosse Hoffnung
auf eine objektive Behandlung des Falls.

Die internationale Solidaritaetskampagne fuer die Befreiung von Mario Bango
ist wichtiger denn je. Mario hat bereits Unterstuetzung von vielen
Persoenlichkeiten aus kulturellen, gewerkschaftlichen, politischen,
menschenrechtlichen und antirassistischen Organisationen erhalten. Das
skandaloese rassistisch motivierte Urteil des Kreisgerichts in Bratislava
muss oeffentlich bekannt gemacht werden.

Falls ihr Mario unterstuetzen und euch an der Kampagne beteiligen wollt,
kontaktiert uns bitte unter: ast-lfi@utanet.at. Rechtshilfe-Spenden an:
Mario Solidaritaetsfond in Oesterreich: Bank Austria, Konto: 502-009932/00,
BLZ: 12000
(arbeiterinnenstandpunkt/bearb.)

Quelle und weitere Infos: http://www.arbeiterinnenstandpunkt.net



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