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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 14. Oktober 2003; 17:27
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OeGB-Bundeskongress/Initiativen/Termine:

> Gegen die Lohndrueckerei in der OeGB-Bank

Ende September wurde der Zahlungsverkehr der BAWAG/PSK (der OeGB haelt ueber
53% an dieser) gegen den Widerstand des PSK- Betriebsrats in ein eigenes
Subunternehmen ausgelagert. Dabei wurden zweifelhafte Methoden angewendet,
wie wir sie aus der "Privatwirtschaft" oder von der schwarz-blauen Regierung
kennen. Wie bei der Auslagerung des Zahlungsverkehrs anderer Banken bedeutet
das, dass fuer die Arbeitenden im selben Bereich unterschiedliche
Kollektivvertraege zur Anwendung kommen v.a.bei Neuanstellungen. So werden
die Leute auseinanderdividiert. Das Ziel der Auslagerung wird offenkundig:
Einsparungen durch Lohndrueckerei und verschlechterte Arbeitsbedingungen.

Die BAWAG/PSK-Angestellten mussten Einzelvertraege unterschreiben, in
welchen sie der Ueberlassung ihrer Arbeitskraft an die
Zahlungsverkehrsgesellschaft zustimmen - was einem Leiharbeitsverhaeltnis
entspricht (aehnlich den Personalpools bei Telekom, Post, und wie zur Zeit
geplant: Bahn) .

Dem PSK-Betriebsrat, der der Auslagerung kritisch gegenuebersteht, wurde
seine Arbeit erschwert: "Ich bin schwer enttaeuscht, dass ausgerechnet eine
Bankengruppe im Nahbereich der Gewerkschaft ueber die Arbeitnehmervertreter
druebergefahren ist." (Wirtschaftsblatt, 23.9.03)

Bereits im Vorfeld der offiziellen Auslagerung kam es zu bedeutenden
Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und des Betriebsklimas.
Fortgesetzter Personalabbau fuehrte zu gesteigertem Arbeitsdruck- folglich
zu schlechtem Betriebsklima, Mobbing, Urlaubsrueckstaenden, Krankenstaenden
bzw. einem Arbeitsumfeld, das krank macht....

Hinzu kamen fuer die Arbeitenden Unsicherheiten in Bezug auf die
Arbeitszeiten bzw. die Art der Taetigkeit. Jede/r soll - oft ohne
ausreichende Einschulung - ueberall anpacken. Auf betriebsbedingte
Stehzeiten und Arbeitsspitzen wurde ungenuegend Ruecksicht genommen, weshalb
in bestimmten Bereichen kaum einzuhaltende Normalarbeitszeiten abgeleitet
wurden. Durch die knappe Bemessung der regulaeren Arbeitszeit kommt es v.a.
im Bereich der Teilzeitbeschaeftigten (davon sind ueberwiegend Frauen
betroffen) zwangslaeufig zu Ueberstunden um ueberhaupt den Normalbetrieb
gewaehrleisten zu koennen. Im Prinzip fuehrt das dazu, dass
Teilzeitarbeiterinnen das selbe Arbeitspensum erfuellen muessen wie
Vollzeitbeschaeftigte. So kommt es auch, dass bestimmte Taetigkeiten, fuer
die zuvor mehr als zwei Arbeitskraeften zustaendig waren, nunmehr von einer
verrichtet werden oder von irgendjemand zusaetzlich uebernommen werden
muessen.

Wir koennen uns nicht des Eindrucks erwehren, dass es sich hierbei um
gezielte Methoden handelt, die Angestellten zu erheblicher
Arbeitsverdichtung zu zwingen, oder sie zu "freiwilliger" Kuendigung oder
Versetzung zu bewegen, um stattdessen billigere (Teilzeit)Arbeitskraefte
einzustellen.

Das alles steht in einem groesseren Zusammenhang...

Nun finden sich die Tendenzen zur Prekarisierung und Lohndrueckerei nicht
nur bei der BAWAG/PSK, sondern ueberall am Arbeitsmarkt. Genaehrt durch den
Sparwahn der Regierung, aber auch durch "Liberalisierungen" und "Reformen",
mit denen schon Vorgaengerregierungen die Rechte der ArbeiterInnen
beschnitten haben, soll der Kostenfaktor "Arbeit" minimiert werden.

Gegen die Aufsplitterung, Hierarchisierung und das
Gegeneinander-ausgespielt-werden muss Solidaritaet gestellt werden. Auf
Sozialraub und Politik gegen ArbeiterInnen muss entschlossen reagiert
werden. Fuer bessere Lebensbedingungen - unabhaengig von Arbeit und
Beschaeftigungsform - muss gekaempft werden.

Was wollen wir vom OeGB?

Dass wir eine Kundgebung beim OeGB-Kongress machen hat zweierlei Gruende:

Zum einen erwarten wir uns von den Mitgliedern und Funktionaeren des OeGB,
dass sie ihre Mitverantwortung, die sie als (theoretische) Miteigentuemer
der BAWAG/PSK haben, wahrnehmen, und dass den arbeiterInnen-feindlichen
Tendenzen gerade innerhalb der OeGB- nahen Wirtschaft entschieden
entgegengetreten wird.

Zum anderen wollen wir zum selbstkritischen Nachdenken anregen:

Braucht eine Gewerkschaft ueberhaupt eine Bank? Geraten dadurch nicht
automatisch die Interessen der Gewerkschaft als eine Vertreterin der
Lohnabhaengigen mit den Interessen eines Unternehmers in Konflikt?

Wir wollen aber auch darueber sprechen, warum der OeGB bislang nicht faehig
war, arbeiterInnenfeindlichen Massnahmen besonders im Rahmen der
schwarz-blauen Politik aber auch der seit Jahren anhaltenden (Neo-)
Liberalisierung der Wirtschaft handfesten Widerstand entgegenzusetzen. Oder
warum Prekarisierte (so z.B. LeiharbeiterInnen) das Gefuehl haben muessen,
von Betriebsraeten und Gewerkschaft im Stich gelassen zu werden.

Warum der OeGB - in stets berechenbarer Weise - ausschliesslich auf
Verhandlungen mit Regierung und Unternehmervertretern setzt, statt auf
(basis)demokratische Selbstaktivitaet seiner Mitglieder. Warum
Streikdrohungen immer nur dann in den Raum gestellt werden, wenn der OeGB
Angst hat, als Verhandlungspartner nicht mehr ernst genommen zu werden...

Ueber dieses und einiges mehr wollen wir diskutieren bei der

> Diskussionsveranstaltung

Die Gewerkschaft als Unternehmer?
Ausgliederung, Prekarisierung und der OeGB
Samstag, 25.10.03 um 16 Uhr
im Amerlinghaus (grosser Raum), Stiftgasse 8, 1070 Wien

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> Kundgebung beim OeGB-Kongress

Mittwoch, 15.10.03 um 8 Uhr
vorm Austria Center, Bruno Kreisky Platz, U1 Station Kaisermuehlen VIC
Aktionsgruppe gegen Lohndrueckerei und Gewerkschaftskapitalismus,
gewerkschaftsbasis@yahoo.de


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