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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. September 2003; 17:17
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Ex-Jugoslawien/Kommentar der Anderen:

> Serbien zu verkaufen!

Vor zwei, drei Jahren haette an den Grenzuebergaengen statt des Namens des
Landes, der uebrigens bald darauf abgeschafft wurde, die Bezeichnung stehen
sollen - STAAT ZU VERKAUFEN! Wie ungewoehnlich das auch klingen mag, es
waere die vollkommen richtige Information gewesen. Wie derzeit die Dinge
liegen, muesste demnaechst an den Grenzen zu Serbien die Bezeichnung
VERKAUFT angebracht werden.

Beginnen wir mit den verbreitetsten und rentabelsten Lastern - Kaffee und
Tabak. Die Serben werden auch keine eigenen Zigaretten mehr haben, eigenen
Kaffee hatten sie sowieso nicht. Die zwei groessten Tabakfabriken haben
Amerikaner und Briten gekauft. Die Serben werden auch keinen Zement mehr ihr
eigen nennen, denn die Zementfabriken haben bereits westeuropaeische Firmen
aufgekauft. Die Serben werden auch nicht mehr ueber einen einzigen Liter
eigenes oder eingefuehrtes Erdoel verfuegen. Alle Ressourcen der
Erdoelindustrie werden, neben den bereits verkauften, Eigentum
auslaendischer Firmen sein. Serbien wird auch keinen eigenen Strom mehr
haben. Es wird bereits der Wert der Wasserkraftwerke "Eisernes Tor" an der
Donau und der die Heizkraftwerke versorgenden Bergwerke eingeschaetzt. Der
Strompreis in Serbien ist bereits hoeher als in den USA (einen Vergleich der
Gehaelter stellen wir lieber nicht an), was die Voraussetzung fuer den
Verkauf an eine maechtige Firma des Westens ist. Die Eisenhuette SARTID in
Smederevo ist bereits den Amerikanern verkauft worden. Wir sagen "verkauft",
doch genauer muesste es heissen "geschenkt"! Die Investitionen in diesen
Metallgiganten betrugen allein in den Jahren 1999 und 2000 250 Millionen
US-Dollar, die hauptsaechlich ein Konsortium von Haendlern und Banken aus
Oesterreich, Deutschland und den Niederlanden fluessig gemacht hatten.
Allein der Exportwert von SARTID belaeuft sich auf rund 150 Millionen
US-Dollar jaehrlich. Die Regierung Serbiens erklaerte ohne irgend einen
Grund, ohne oekonomische Berechtigung den Bankrott der Eisenhuette SARTID,
um ihren Wert herabzusetzen und verkaufte sie ohne Angebot der
amerikanischen Firma US STEEL, ohne die Verpflichtung, den bereits
erwaehnten westeuropaeischen Investoren in SARTID die Schulden bzw. den
Kredit zurueckzuzahlen. Die Amerikaner kauften diese strategische
Industriebasis in Serbien fuer 21 Millionen US-Dollar, einschliesslich der
enormen Liegenschaft bzw. des Hafenguertels und des Hafens Smederevo. Auf
diese Weise geht fuer unser Land auch der enorme strategische und
unschaetzbare Wert der Donau, die einige hundert Kilometer durch Serbien
fliesst, verloren, denn alles werden die Amerikaner kontrollieren!

Wenn die Serben schon nicht ihre Zigaretten haben, werden sie demnaechst
auch nicht mehr ihr Bier haben. Dieser Tage kauften naemlich die Belgier die
groesste serbische Brauerei - die Brauerei Apatin. Auslaendische Kaeufer
fassen bereits die uebrigen Brauereien ins Auge, ebenso auch die Weinkeller
und die Weinproduktion.

Das groesste Zeitungs- und Informationsunternehmen auf dem Balkan, POLITIKA,
kontrolliert schon seit ein paar Jahren die deutsche WAZ-Gruppe. Den
groessten Steinbruch in Serbien (JELEN DO, unweit von Cacak) haben bereits
die Kroaten gekauft, und zwar, wie behauptet, die Tochter des kroatischen
Praesidenten Mesic. Und das groesste Kupferwalzwerk SEVOJNO (unweit von
Uzice) ging in den Besitz der Slowenen ueber, die darueber hinaus in Belgrad
das groesste Einkaufszentrum errichtet haben. In der schoensten und
bekanntesten Strasse in Belgrad, der Knez Mihajlova, gibt es fast keine
serbische Firma mehr. In dieser Strasse ist auch schon bald keine serbische
Aufschrift mehr anzutreffen. Fast alle Firmenschilder sind naemlich auf
Englisch, da die Unternehmen aus diesem Sprachraum herkommen. In dieser
zentralen Belgrader Strasse begegnet man nur zwei kyrillischen Aufschriften,
die nicht nur einsam wirken, sondern auch irgendwie traurig.

Drei grosse Zuckerfabriken wurden fuer drei Euro verkauft. Der Kaeufer ist
der Trauzeuge des ermordeten Premiers Zoran Djindjic. Vor ein paar Tagen
wurde auch der grosse Nahrungsmittelkomplex SIRMIJUM aus Sremska Mitrovica,
der vor allem als Fleischproduzent bekannt ist, ebenfalls fuer drei Euro
verkauft. An die grosse Gemeinde, zu der das verkaufte Kombinat gehoert,
ging nur ein Siebentel eines Euro bzw. neun Dinar. Die Kaeufer sind
Favoriten der Regierung. Einer davon wird auch verdaechtigt, dem Mafia-Clan
aus Surcin anzugehoeren. SIRMIJUM, ein Lieferant fuer die US-Armee, wurde
zuvor wirtschaftlich kompromittiert, um den Preis soweit es geht
herabzusetzen.
*Milos Markovic, 15.9.2003, Artel Geopolitika, Belgrad/gek.*

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Anmerkung: In diesem Fall ist eine bibliographische Notiz unumgaenglich:
Milos Markovic war Chefredakteur beim serbischen Staatssender Radio
Televizija Srbije (RTS) und wurde nach dem Sturz Milosevics aus dessen
Dienst entlassen. Er ist also durchaus als Mitglied der Nomenklatura des
alten Regimes anzusehen. Das macht seine Kritik zwar anfechtbar, bedeutet
aber nicht, dass sie irrelevant sein muss. Da von dieser Seite in den
hiesigen Breitenmedien so gut wie nie Meinungen praesentiert werden, haben
wir diesmal von einem Abdruck nicht abgesehen. -br-



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