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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. September 2003; 17:22
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Ex-Jugoslawien/Kommentar der Anderen:

> Bombenattentate auf Roma-Rueckkehrer in der Republika Srpska

Aussendung der GfbV

Auf eine Roma-Grossfamilie in Bijeljina im serbisch regierten Teil Bosniens
ist am 23.9.ein Sprengstoffattentat veruebt worden. Der Praesident der
Gesellschaft fuer bedrohte Voelker International (GfbV), Tilman Zuelch,
berichtete aus Bijeljina, dass drei Roma, der 35-jaehrige Mehmedalija Suljic
und der 24-jaehrige Nedzad Hidamovic sowie ihr Besucher aus Serbien, der 24
Jahre alte Roma Djordje Jovanovic, dabei verletzt wurden. Zur Zeit des
Anschlags hielten sich in dem Haus 15 Roma auf, darunter zehn Kinder. Da die
Familie nicht genug Geld fuer ihre Behandlung aufbringen konnte, wollte das
Krankenhaus das juengste Opfer zunaechst abweisen. Erst auf Intervention der
GfbV, die das Geld bereitstellte, wurde er medizinisch versorgt.

Dies war das fuenfte Attentat mit Sprengsaetzen auf die von der Caritas
Schweiz 2002 neu errichtete Romasiedlung von Bijeljina mit 18 Haeusern.
Ausserdem wurden zwei Scheunen der Roma niedergebrannt und einmal Feuer an
einem Haus gelegt. Bisher habe die Polizei behauptet, die Attentate seien
von Roma selbst veruebt worden, sagten Betroffene. Doch beim juengsten
Anschlag habe ganz in der Naehe ein Polizeiwagen geparkt.

Auch in Bijeljina haetten noch immer diejenigen Serben entscheidende
Positionen in Administration und Polizei inne, die 1992 die muslimische und
die Roma-Minderheit aus der Stadt getrieben haetten, so Zuelch. Bijeljina
war die erste bosnische Stadt, in der eine planmaessige "ethnische
Saeuberung" durchgefuehrt wurde. Am 1. April 1992 kamen die
paramilitaerischen Truppen des beruechtigten serbischen Kriegsverbrechers
Zeljko Raznjatovic, alias "Arkan" nach Bijeljina und jagten alle Nichtserben
aus der Stadt. Dabei wurden mindestens 160, inoffiziellen Schaetzungen
zufolge bis zu 500 Menschen ermordet und verscharrt. Bis heute sind ihre
Gebeine nicht exhumiert worden. Die bosnischen Muslime stellten damals
zusammen mit den Roma etwa zwei Drittel der Einwohner.

In Bijeljina lebten vor 1992 rund 6.000 Roma. Sie gehoerten zu den
wohlhabendsten Familien der Stadt. 4.000 von ihnen fanden waehrend des
Krieges Zuflucht in Berlin. Rund 1.800 sind inzwischen zurueckgekehrt.
Jahrelang mussten sie in Behelfsunterkuenften auf die Rueckgabe ihrer
Haeuser und Grundstuecke warten. Viele haben ihr Eigentum bis heute nicht
zurueckerhalten wie eine Roma-Familie, deren vier maennliche Angehoerige von
serbischen Truppen ermordet wurden. Auf ihrem Grundstueck wurde das
serbisch-orthodoxe Gemeindezentrum errichtet. Seit dem Krieg haben die Roma
von Bijeljina kein Einkommen mehr und muessen vom Hand in den Mund leben.
(gek.)


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