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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 2. September 2003; 16:46
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Moderne Zeiten:
> Die Kreativen
Die Demokratie im Netz beginnt beim Design
Webdesigner sind kreative Menschen. Ihre Homepages wimmeln nur so von
Filmchens, Bilderln und vielspaltigen Texten.
Und dann gibt es andere Menschen, die diese Kreativen in ihre taegliche
Nachtflueche einbinden. Das sind behinderte Menschen. Und zwar Menschen, die
behindert werden. Nicht nur solche, die blind oder farbenblind sind. Auch
Menschen ohne jede koerperliche Beeintraechtigung, sondern einfach nur mit
einer langsamen Internetverbindung oder dem "falschen" Betriebssystem
gehoeren zu diesen "Behinderten".
Fuer all diese sind derlei kreative Homepages (und auch in der
Homepage-Sprache HTML geschriebene Mails) schwer oder gar nicht zugaenglich.
Da meint so ein Kreativer, besonders nette Schaltflaechen gemalt zu haben.
Aber auf dem Braille-Terminal ist statt "Uebersicht", "Termine" und "Links"
nur zu lesen "Image", "Image" und "Image", weil der Kreative vergessen hat,
unter die Icons Alternativtexte zu legen. Der Computer kann halt keine
Bilder, sondern nur Texte in Braille uebersetzen.
Oder jemand moechte sich mit seinem Browser bei einem Bildungsinstitut
weiterfuehrende Kurse zu Linux heraussuchen. Nur leider: Die Webseite
funktioniert nur mit dem Internet Explorer von Microsoft, selbst mit den
letzten Versionen von Opera oder Mozilla ist nichts zu machen. Die Seite ist
daher unter Linux gar nicht funktionsfaehig. Ergo: Ohne Windows kein
Linux-Kurs.
Eine Userin hat einen alten Computer, der mit einem Bildschirm ausgestattet
ist, der nur 800x600 Bildpunkte darstellen kann. Die von ihr aufgerufene
Webseite kann sie sich nur ansehen, wenn sie staendig von links nach rechts
scrollt, denn die Seite ist fuer eine hoehere Aufloesung optimiert. Will sie
das Netz vernuenftig nutzen, muss sie sich einen neuen Computer anschaffen.
Eine andere Userin sieht schlecht. Die kleine, bunte Schrift auf dem Desktop
macht ihre Augen muede. Als sie sich die Seite deswegen ausdrucken moechte,
bekommt sie 2 Seiten mit schwarzen Balken und einige wenige Buchstaben des
Inhalts der Homepage. Ihr hilft nichtmal ein neuer Computer.
Alles keine an den Haaren herbeigezogenen, sondern ganz konkrete Beispiele
aus dem Erleben des Verfassers dieser Zeilen. Was denken sich die wenigen
Damen und vielen Herren Designer eigentlich dabei? Die denken sich, dem gut
sehenden Kunden koennen sie eine huebsche Seite auf dessen teuren
08/15-Computer praesentieren und eine dementsprechende Honorarnote stellen.
Aber auch das ist eine Form der Diskriminierung und in Zeiten des
Informationhighways wird eine solche Diskriminierung von immer groesserer
Bedeutung. All diesen Kreativen sei daher ans Herz gelegt, sich ein bisserl
was bei ihren Designs zu ueberlegen. Und zur Nachhilfe sei ihnen folgender
Webtip ans Herz gelegt: http://www.diveintoaccessibility.org/
Dort gibt es einen kleinen Lehrgang in englischer Sprache runterzuladen, wie
man sich bei diesen "Minderheiten", die in Summe gar nicht so einen geringen
Bevoelkerungsanteil ausmachen, ein bisserl beliebter machen kann. Eine
deutsche Uebersetzung der Broschuere ist in Vorbereitung. *Bernhard Redl*
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