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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 2. September 2003; 16:50
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Italien:

> Medienpolitik Milanese

Silvio Berlusconi, reichster Mann Italiens und gleichzeitig dessen Premier,
zementiert seine Medienmacht weiter. 2002 hatte der italienische
Verfassungsgerichtshof entschieden, dass Rete4 -- einer der drei
"Mediaset"-Fernsehkanaele Berlusconis -- ab dem 31. Dezember 2003 nur noch
per Satellit ausgestrahlt werden duerfte oder alternativ von Berlusconi
verkauft werden muesste. Im Juli 2003 liess sich der Premier nun ein "Gesetz
ueber den Interessenskonflink" beschliessen, das ihm erlaubt, auch weiterhin
drei terrestrische Sender zu betreiben. Zwar duerfen laut diesem Gesetz
Regierungsmitglieder ueberhaupt keine Fernsehsender fuehren oder sich im
Management betaetigen -- aber sie duerfen die Sender besitzen!

In einem Aufwasch wurde auch gleich ein zweites Gesetz beschlossen, dass das
Recht von Medienkonzernen, Werbung zu senden, so einschraenkt, dass
Berlusconis Sender mehr Werbung senden darf. Wie das geht? Nun, frueher
durften seine Fernsehsender nur 30% des italienischen Fernsehwerbeetats in
Anspruch nehmen, jetzt sind es 20% -- allerdings des gesamten Werbekuchens
aller Medien von Zeitungen ueber Radio bis zum Internet! Und das ist alles
so schwammig und dehnbar definiert, dass eine Gesamtsumme kaum ausmachbar
sein duerfte, oder wie ein bissiger Kommentator meinte: "Wie viel sind
zwanzig Prozent von unendlich?"

Weiters wurde in diesem Gesetz die Teilprivatisierung des staatlichen
Fernsehens RAI beschlossen. Dieses wird wahrscheinlich auch recht billig zu
haben sein, denn der RAI geht es nicht gut. Laut Gianni Barbacetto, dem
Berlusconi-Spezialisten des kulturpolitischen Magazins Diario, sieht es mit
den Werbeeinnahmen der noch-staatlichen Sender schlecht aus: Seit 2001
floessen immer mehr Gelder in die Werbung auf Mediaset und weniger in die
staatliche RAI oder die Tageszeitungen. Barbacetto: "Da die italienischen
Unternehmer und die internationalen Konzerne waehlen muessen, bevorzugen sie
am Ende die Sender des Premiers. 2002 und 2003 bestaetigt sich diese
Tendenz: die 'Big Spender' der Werbung, die bis 2000 ihre Investitionen je
zur Haelfte zwischen der RAI und Mediaset aufteilten, geben heute mehr als
60% an Mediaset und weniger als 40% an die RAI." Bei den Tageszeitungen sehe
es aehnlich aus. Der Pasta-Konzern Barilla beispielsweise reduzierte
zwischen Oktober 2002 und Maerz 2003 seine Werbeausgaben in der Presse um
86,8% und investiert 20,6% mehr in Mediaset. (akin)

Quellen:
http://www.perlentaucher.de/artikel/1044.html
http://www.europa-digital.de/laender/ita/eu_pol/praes03/berlusconi.shtml
http://www.nzz.ch/2003/07/23/al/page-newzzDIHB2GE6-12.html
http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/15282/1.html



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