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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 27. Mai 2003; 13:53
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Pensionszerform/Streiks:
> Die Kreativen
Folgender Artikel erschien am 24.5., im WirtschaftsBlatt (S.2):
<< Streiks: Kreative Abwehrstrategien
WirtschaftsBlatt befragte namhafte Manager, wie sie sich gegen weitere
Arbeitskaempfe wehren
Die Unternehmen entwickeln im Umgang mit Streiks zunehmend Routine. Die
Methoden reichen von intensiven Gespraechen mit dem Betriebsrat bis zur
Klage.
"Wir werden die Kosten fuer verlorene Arbeits- und Betriebsstunden nicht
mehr selbst tragen", kuendigt Frantschach-Chef Veit Sorger rechtliche
Schritte gegen den OeGB an. Die Papierindustrie war bei der ersten
Streikwelle vor zwei Wochen besonders betroffen, das Verstaendnis fuer
weitere Kampfmassnahmen haelt sich daher in engen Grenzen. Sollten sich
Streiks ueber Tage hinziehen, wuerden Auftraege ins Ausland verlagert, warnt
Sorger: "Schaden tut das der oesterreichischen Fabrik. Aber ich habe
Kundenwuensche zu erfuellen."
Aehnlich argumentiert Claus Raidl, Chef von Boehler-Uddeholm: "Wir pruefen,
ob ein Streik gerechtfertigt und wer zu belangen ist, der Betriebsrat oder
der OeGB." Zum internen Krisenmanagement will Raidl nur so viel sagen: "Es
gibt fuer die einzelnen Werke und Bereiche genaue Plaene."
Die Anti-Streik-Strategien der Betriebe sind unterschiedlich und der
jeweiligen Situation angepasst. Branchen, die just-in-time liefern und bei
weiteren Blockaden der Eisenbahn in Transportschwierigkeiten kaemen, sorgen
vor: BMW Steyr und Opel Austria Powertrain haben ihre Vorlieferungen
erhoeht, um Verzoegerungen wettzumachen. Bei Opel wurde zudem vermehrt
Rohmaterial fuer die eigene Produktion geordert.
Der Handelsriese Spar setzt auf die rund 160 hauseigenen Lkw, falls die
Schiene ausfaellt. Die Routenplanung fuer den Notfall liegt in der
Schublade.
Eine andere Gruppe setzt auf die Einsicht der Belegschaft. "Wir haben ein
ausgezeichnetes Verhaeltnis", ist BBAG-Konzernchef Karl Bueche voll des
Lobes fuer die Personalvertreter. Bueche geht daher davon aus, "dass wir es
gemeinsam schaffen werden, unsere Kunden zu beliefern". Angelika Kresch,
Chefin des steirischen Auspuffherstellers Remus, hofft ebenfalls, dass ihr
Betrieb nicht bestreikt wird: "Es wuerde die falschen treffen." Ein
Produktionsausfall sei nicht zu kompensieren, sagt Kresch: "Wir arbeiten
just-in-time und sind wegen der Donnerstag-Feiertage schon unter enormem
Druck. Ich hoffe, dass unsere Mitarbeiter so clever sind, das in ihre
Ueberlegungen einzubeziehen."
Roland Platzer, Chef von Heraklith in Fuernitz, will den Betriebsrat von
neuerlichen Betriebsversammlung oder gar Streiks abhalten: "Die
wirtschaftliche Lage ist nicht rosig, und wir koennen eine
Produktionsstoerung nicht brauchen."
Ein grosser Maschinenbau-Betrieb im Westen hat beim ersten Streik alle
Mitarbeiter angeschrieben: Der Vorstand habe Verstaendnis fuer den
politischen Konflikt, der aber nicht in den Betrieb getragen werden moege.
Ergebnis: Kein Arbeitskampf.
Eine dritte Gruppe setzt auf Zurueckhaltung, allein schon, um einen gewissen
Ueberraschungseffekt zu behalten. So will man bei Magna und der Porsche
Holding in Salzburg nicht verraten, welche Vorkehrungen getroffen werden. >>
(gek.)
***
Zu diesem Artikel im WirtschaftsBlatt, das nicht zu unserer
Lieblingslektuere zaehlt, faellt mir noch Folgendes ein: Fuer besonders
kreativ halte ich die Manager nicht. Rechtliche Schritte, Umplanungen und
die Erzeugung einer "Wir sitzen alle in einem Boot"-Mentalitaet sind alte
und hoechst unkreative Strategien. Stimmt, wir sitzen alle in einem Boot,
aber die einen auf dem Sonnendeck und die anderen im Maschinenraum.
Originell waere es, wenn die Damen und Herren des Managements bemerken
wuerden, dass Leute, die eine Minipension haben, die Produkte der Industrie
dann nicht mehr kaufen koennen, nicht mehr auf Urlaub fahren koennen und
diverse andere Dienstleistungen nicht mehr in Anspruch nehmen koennen - dass
die Pensionskuerzungen also in erster Linie zwar den "kleinen Leuten", aber
in zweiter Linie bereits der gesamten "Wirtschaft" schaden, und damit auch
den Managern und Managerinnen. Auf Grund dieser Erkenntnis waere es dann
eine wirklich originelle und kreative Idee, wenn diese Menschen dem
Bundeskanzler ihre Liebe aufkuendigten und einfach mitstreikten. Das waere
eine Form von "In einem Boot sitzen", mit der ich besser leben koennte.
Aber da, wie schon der alte Karli gesagt hat, das gesellschaftliche Sein das
Bewusstsein bestimmt, und die ManagerInnen sich immer als Teil der
Herrschenden verstanden haben, und nicht als Teil der Beherrschten, ist kaum
was Originelles zu erwarten.
*Ilse Grusch*
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