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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 20. Mai 2003; 14:43
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Die technische Rundschau:

> SCO vs. Linux

MS auf dem Weg zum totalen Monopol?

Microsoft kanns nicht lassen. Der Fastmonopolist dehnt sein Reich aus.
Kuerzlich kaufte MS zusaetzlich zum schon vorhandenen Aktienpaket am
Softwarekonzern SCO auch noch Nutzungsrechte der im Eigentum von SCO
befindlichen Unix-Variante Unix System V.

Vor zwei Monaten klagte aber SCO IBM. SCO behauptet, IBM habe wichtige Teile
des Betriebssystems Unix an die Linux-Gemeinde weitergegeben und in den
aktuellen Varianten des freien Betriebssystems, das vor allem den teuren
Microsoft-Produkten auf dem PC- und Servermarkt immer staerkere Konkurrenz
macht, seien Kopien aus SCO-eigenem Computercode. Und just zum Zeitpunkt des
Lizenzverkaufs an MS versucht SCO jetzt auch die Linux-Distributoren (das
sind jene Firmen, die daran verdienen, dass sie das schwierig
konfigurierbare Gratis-Betriebssystem fuer weniger versierte Normalanwender
nutzbar machen) auf dem Klagswege das Leben schwer zu machen.

Eine Microsoft-Sprecherin hat gegenueber dem 'Wall Street Journal'
dementiert, dass das Unternehmen SCOs Rechtstreit weiterfuehren oder
unterstuetzen wolle. Die Nutzungs-Rechte seien erworben worden, um
sicherzustellen, dass MS beim Austausch von Daten mit UNIX keine
Patentrechte verletzte.

Fuer Microsoft waere es auch nicht ratsam, offiziell und oeffentlich als
Mitklaeger aufzutreten, waere dies doch wohl ein weiterer Grund fuer die
Kartellbehoerden, MS auf die Finger zu klopfen. Dass MS allerdings wirklich
keinerlei Interesse an einer Schaedigung der freien Softwareszene haette,
waere wohl unglaubwuerdig. Eine Teilhaberschaft von MS als Graue Eminenz an
den rechtlichen Schritten SCOs ist daher alles andere als unwahrscheinlich.

Linux-Lobbyisten vermuteten allerdings bereits hinter SCOs Klagen gegen IBM
noch eine etwas andere Strategie. Moeglicherweise ging es darum, SCO fuer
eine Uebernahme attraktiv zu machen -- entweder fuer IBM, um SCO mundtot zu
machen und ungestoert an der eigenen, vor zwei Jahren gestarteten
Linux-Initiative weitermachen zu koennen, oder fuer Microsoft, um einen
Hebel gegen Linux zu haben. Der Kauf der Unix-Lizenzen durch Microsoft und
die Klage gegen die Distributoren kann als kartellrechtlich vielleicht
gerade noch akzeptable Variante des letzteren Szenarios angesehen werden.
*Wall Street Journal, www.internet.de, quintessenz, Linux-Magazin/-br-*

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(Anmerkung des Verfassers: Die Computerfreaks im p.t. Publikum moegen
verzeihen, wenn ich manche Begriffe in Artikeln EDV-politischer Natur
manchmal etwas vereinfachter formuliere als es korrekt waere -- aber der
Spagat zwischen Korrektheit und Verstaendlichkeit auch fuer ein
diesbezueglich nicht versiertes Publikum ist manchmal kaum zu schaffen.)



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