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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 15. April 2003; 12:02
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Kriegsfolgen/USA/Menschenrechte

> Fremder, kommst Du nach Miami...

24 Stunden im Land der unbegrenzten Moeglichkeiten - ein Reisebericht

Um Informationsveranstaltungen zu dem vor einem Jahr niedergeschlagenen
Putsch gegen die linksbuergerliche Chavez-Regierung in Caracas/Venezuela zu
besuchen und darueber zu berichten, wollten wir (2 Journalisten aus
Berlin/Deutschland) am Montag, den 07. April 2003, von Berlin nach Caracas
fliegen. Da der Flug Berlin-Mailand ausgefallen war, wurde uns die
Alternativroute Berlin-London-Miami-Caracas von der Fluggesellschaft zur
Verfuegung gestellt. Bis zur Ankunft in Miami gab es keinerlei Probleme. In
Miami wurden alle Reisenden wenige Meter nach dem Ausstieg aus dem Flugzeug
einer Passkontrolle unterzogen. Als wir kontrolliert wurden, fiel dem
Polizisten auf, dass in einem der beiden Reisepaesse ein Irakvisum vermerkt
war.

Daraufhin wurden wir zum Einwanderungsbuero gebracht. Wir verwiesen auf
unsere journalistische Taetigkeit und darauf, dass wir gar nicht in die USA
einreisen wollten, sondern die USA nur als Transit zur Weiterreise nach
Caracas nutzen wollten. Dennoch wurden wir wie Kriminelle
erkennungsdienstlich behandelt (mehrere Fotos, umfangreiche
Fingerabdruecke), ca. 8 Stunden verhoert u.a. zum Irak, zur RAF, zu
politischen Dingen (z.B. Verhaeltnis zu den USA und Aktivitaeten) und es
wurden umfangreiche Akten ueber uns angelegt. Die Polizei behauptete, dass
sie von einen von uns Informationen ueber linke Aktivitaeten besitzen
wuerde. Hierbei stellt sich die Frage, wie die Amtshilfe zwischen deutschen
und amerikanischen Behoerden verlaufen ist.

Der Kontakt zu einem Anwalt, ein Dolmetscher sowie eine Rechtsbelehrung
wurden uns verweigert, ein Telefonat mit dem deutschen Konsulat wurde
bewusst erst zu spaeterer Stunde zugelassen, so dass dort ein Kontakt
ebenfalls nicht moeglich war.

Dann wurden wir 16 Stunden wir zusammen mit Fluechtlingen aus Lateinamerika
in einer grell beleuchteten, fensterlosen Abschiebezelle ohne Betten
eingesperrt. Zu Essen gab es nur kalorienreiche und ungesunde
Plastiknahrung. Anschliessend wurden wir zurueck nach London deportiert.
Erst dort wurden uns abgenommene Dokumente zurueckgegeben und einem von uns
wurde eine fuenfjaehrige Einreisebeschraenkung ausgehaendigt, beide bekamen
einen handschriftlichen Vermerk ohne Stempel und Unterschrift in den
Reisepass eingetragen. Unter anderem wurden uns die Rueckflug- sowie einige
Hinflugtickets gestohlen. Ebenfalls fehlte bei einem von uns das
Verhoerprotokoll.

Fazit: Waehrend die US-Soldaten mit Panzern und Raketen in den Irak
eingefallen sind, wird eine legale Irak-Delegationsreise in Miami als ein
Verbrechen behandelt. Als wir in der Abschiebezelle sassen, sahen wir im
Fernsehen, dass zwei unabhaengige Journalisten im Irak durch US-Militaers
umgekommen sind und zahlreiche weitere verletzt wurden. Der Krieg im Irak
und der Angriff auf die Presse- und Informationsfreiheit in Miami sind zwei
Seiten der gleichen Medaille.
*Jens Klinker und Peter Nowak / info@linkeseite.de / via MUND / gek.*

Kontakt: jens.berlin@gmx.net und peter_nowak@web.de


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