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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 25. Maerz 2003; 17:54
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Kommentar:

> Vom Kriege

Es ist Krieg. Aber: Es ist immer Krieg. Das Schlimme daran ist, ausser
Tschetschenien faellt mir momentan keiner ein und selbst dort ist es derzeit
relativ ruhig. Ahja, Palaestina gibts auch noch, stimmt -- aber sonst? Woran
aber liegt es, das mir kein anderer Krieg einfaellt? Das schwedische
Friedensforschungsinstitut SIPRI berichtet in seinem Jahresbericht 2002 von
15 als groesserer Krieg zu qualifizierenden Geschehen, was bedeutet, dass
dabei mindestens 100 Menschen getoetet wurden. Was waren das fuer Kriege? Es
muessen wohl Kriege gewesen sein, die nicht im Fernsehen waren...

Dennoch: Das ist ein Krieg, der vom Westen gefuehrt wird. So hat er uns
schon mehr zu interessieren als andere Kriege. Und es ist ein Krieg, der
moralisch auch dann nicht zu rechtfertigen ist, wenn man meint, es gaebe es
so etwas wie einen "gerechten Krieg". Dieser ist sicher nicht "gerecht" oder
auch nur zu rechtfertigen.

Aber wozu dagegen demonstrieren? Haben Demos in den USA Sinn? Das bleibt
fraglich bei den Zielen, die die grosse Politik dort verfolgt, die Hohen
Herren interessieren sich nicht fuer Demos. Aber immerhin, es ist die
US-Regierung, die diesen Krieg betreibt und vielleicht wird der Druck dort
eines Tages doch so stark, dass er nicht mehr ignoriert werden kann.

Aber hierzulande?

Hierzulande haben wir eine Aussenministerin, die der Meinung ist,
Aussenpolitik heisst, nur ja niemanden zu verschrecken, von dem man sich
noch was erwartet. Deutschland, Frankreich und Russland sind gegen diesen
Krieg -- wenn auch nicht aus moralischen Gruenden --, die USA und
Grossbritannien fuehren ihn -- ebenfalls nicht wegen lauterer Beweggruende.
Und Ferrero-Waldner erklaert, dass Oesterreich eine Mittelposition einnehmen
muesse, weil ja schliesslich der Weltsicherheitsrat nicht zu einer
einhelligen Meinung gekommen sei. Streng nach dem Motto: "Ich sag nicht so
und auch nicht so, weil sonst kann man nachher sagen, ich haette so oder so
gesagt."

Das offizielle Oesterreich sagt, weil mit Kriegsbeginn der Neutralitaetsfall
eingetreten sei, werde der Luftraum fuer Militaerueberfluege gesperrt.
Einmal abgesehen davon, dass diese Regierung nicht bereit ist, etwas dagegen
zu tun, wenn das den USA egal ist (obwohl das doch einmal ein guter Moment
waere, die Sinnhaftigkeit von Abfangjaegern zu demonstrieren), muss
festgestellt werden, dass die Ueberfluege vor Kriegsbeginn zum Zwecke des
Truppenaufmarschs fuer diese Regierung offensichtlich kein Problem war --
weil es war ja wohl ueberhaupt nicht klar, dass dort ein Krieg gefuehrt
werden sollte.

Es gibt also genug Gruende, auch in Oesterreich zu demonstrieren. Und zwar
weniger gegen den Krieg; man muss gegen die Verlogenheit demonstrieren. Und
das nicht erst, seit Krieg ist... *Bernhard Redl*



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